Kurzbeschreibung
Preis: 246,00 Euro
Das BISC ist ein diagnostisches Verfahren, das im Vorschulalter angewendet wird und die Identifikation von Kindern ermöglicht, die ein Risiko zur Entwicklung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten aufweisen. Das Testverfahren erfasst hierzu die Ausprägung von phonologischer Bewusstheit (Wahrnehmung der lautlichen Struktur der gesprochenen Sprache), phonetischem Rekodieren (kurzfristiges Aufrechterhalten klanglicher Information im Gedächtnis), Gedächtnisabruf und visueller Aufmerksamkeitssteuerung. Das BISC dient somit der Diagnose von Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs im Kitabereich.
Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
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sehr empfehlenswert* | empfehlenswert* | weniger empfehlenswert*
*aus wissenschaftlicher Sicht
Bildungsetappe | Zielbereich | Altersgruppe | Durchführbarkeit | Theoretische Fundierung | Erfüllung der Gütekriterien |
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Elementar | 1 | 5 bis 6 |
Das Verfahren entspricht den Minimalstandards. Da es sich um ein Testverfahren/Screening handelt, wird eine Anwendung nur durch diagnostisch geschultes Personal empfohlen.
Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung. |
Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 24.04.2024
Das BISC dient der Diagnose von Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs im Kitabereich bei Kindern im letzten Kindergartenjahr und passt zu Modul E4 „Intensive Förderung der phonologischen Bewusstheit“, kann aber auch in E1 „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“ und E6 „Übergang vom Elementar- zum Primarbereich“ eingesetzt werden. Ziel des BISC ist es, Vorschulkinder mit einem Risiko für die Entwicklung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten zu identifizieren. Aus den Ergebnissen des Screenings lässt sich ableiten, ob eine Förderung notwendig ist.
Das BISC wird bei Vorschulkindern eingesetzt, um mögliche spätere Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb zu prognostizieren und frühzeitig Unterstützungsmaßnahmen einleiten zu können. Es kann einen Förderbedarf bei der phonologischen Bewusstheit aufdecken. Das BISC soll zweimal eingesetzt werden, das erste Mal zehn Monate vor der Einschulung, das zweite Mal vier Monate vor der Einschulung. Das Verfahren wurde für Kinder mit deutscher Muttersprache entwickelt. Obwohl Mehrsprachigkeit nicht berücksichtigt wurde, wird es jedoch auch bei Kindern mit Migrationshintergrund angewendet (vgl. z.B. Pröscholdt et al., 2013). Mit BISC kann prinzipiell überprüft werden, ob Fördermaßnahmen zur phonologischen Bewusstheit, die zwischen den beiden Testzeitpunkten durchgeführt wurden, zu Verbesserungen geführt haben. Die Autoren eines spezifischen Trainingsprogramms zur phonologischen Bewusstheit („Hören, Lauschen, Lernen“ von Küspert und Schneider (2003), s. auch Mit welchem Tool ist dieses Tool kombinierbar?) weisen jedoch darauf hin, dass die Aufgaben im BISC relativ leicht seien und die tatsächlichen Leistungszuwächse deshalb nicht gut abbilden könnten. Außerdem enthalte das BISC auch Untertests, die nicht die phonologische Bewusstheit erfassen, Trainingseffekte seien aber nur in den Untertests zur phonologischen Bewusstheit des BISC zu erwarten. Küspert und Schneider (2003) sprechen sich deshalb dagegen aus, das BISC zur Effektkontrolle ihres Trainings „Hören, Lauschen, Lernen“ zu verwenden.
Es handelt sich um ein Testverfahren, bei dem in Einzelsitzungen je ein bis zwei Untertests in vier Bereichen durchgeführt werden: 1. phonologische Bewusstheit im engeren und weiteren Sinn, 2. schneller Abruf aus dem Langzeitgedächtnis, 3. phonetisches Rekodieren im Kurzzeitgedächtnis und 4. visuelle Aufmerksamkeitssteuerung. Der Test ist normiert, so dass die vom Kind jeweils erzielten Punkte mit den Normwerten seiner Altersgruppe verglichen werden können. Bei Unterschreiten bestimmter Schwellenwerte in den Untertests wird ein Risikopunkt vergeben. Ab vier Risikopunkten und Auffälligkeiten in zwei der vier getesteten Bereiche, wird ein Risiko für die Entwicklung einer Lese-Rechtschreibschwierigkeit angenommen. Wie die Ergebnisse protokolliert werden sollen, geht aus der Anleitung hervor.
Beschreibung der Untertests:
(1) Die Untertests zur phonologischen Bewusstheit prüfen die phonologische Bewusstheit sowohl im weiteren als auch im engeren Sinne. Die Untertests zur phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne umfassen das Reime erkennen (Beispiel: "Was reimt sich auf Feld? Geld oder Gold?") und das Silben segmentieren (Beispiel: Das Kind hört sich ein Wort an und spricht es klatschend in Silben nach, z.B. „fin-den“).
Die Prüfung der phonologischen Bewusstheit im engeren Sinne erfolgt durch zwei Untertests. Der erste ist der Laut zu Wort Vergleich (Beispiel: Anlaute heraushören: „Hörst du ein „au“ in dem Wort „Auto“?). Der zweite nennt sich Laute assoziieren/Worte synthetisieren (Beispiel: Dem Kind werden die Laute „Ei-s“ getrennt vorgesprochen. Es zeigt auf einer Bildkarte mit verschiedenen Objekten auf das getrennt vorgesprochene Objekt und spricht das Wort selbst aus).
(2) Die Untertests zum schnellen Abruf aus dem Langzeitgedächtnis umfassen das Schnelle Benennen von Farben. In Untertest a soll das Kind so schnell wie möglich die Farben von schwarz-weiß dargestellten Früchten nennen. In Untertest b soll das Kind die tatsächliche Farbe von in einer anderen Farbe dargestellten Früchten nennen (z.B. „rot“ bei einer in blau dargestellten Tomate). Gemessen wird die Benennungszeit.
(3) Der Test Pseudowörter-Nachsprechen überprüft das phonetische Rekodieren im Kurzzeitgedächtnis, da das kurzfristige Aufrechterhalten von Lauten, Wörtern oder semantischen Einheiten eine wichtige Voraussetzung für das Lesen und Schreiben ist. In diesem Untertest werden aneinandergereihte Silbenfolgen (Pseudowörter) vorgelesen, wie „Bunitkonos“ oder „Zippelzack“. Diese Pseudowörter soll das Kind kurzfristig behalten und wiedergeben. Ermittelt wird die Anzahl der korrekt nachgesprochenen Pseudowörter.
(4) Beim Untertest zur visuellen Aufmerksamkeitssteuerung wird das Kind gebeten, so schnell wie möglich ein auf einer Karte präsentiertes Wort mit vier darunter stehenden Wörtern zu vergleichen und zu entscheiden, welches der vier Wörter mit dem oberen Wort identisch ist. Die vier unten stehenden Alternativen haben in Buchstaben und Position eine Übereinstimmung von 100, 75, 50 oder 25 Prozent zum oben stehenden Wort. Als korrekt werden die 100-Prozent- und die 75-Prozent-Alternative gewertet. Zur Bestimmung des Punktwertes werden die Bearbeitungszeiten pro Wort berücksichtigt.
Material: Zur Durchführung wird das BISC benötigt bestehend aus: dem Manual, 10 Protokollbogen 1, 10 Protokollbogen 2, Vorlagenmappe, CD und Koffer.
Schulung: Intensives Einarbeiten und mehrmaliges Üben ist erforderlich. Es gibt die Möglichkeit, Einführungsveranstaltungen zur Anwendung des BISC zu besuchen (s. Links).
Zugänglichkeit: Bestellbar bei der Hogrefe Testzentrale (s. Links).
Kosten: 246,00 Euro
Durchführungsdauer: ca. 30 Minuten im Einzelsetting / Auswertung ca. 10 Min
a) theoretische Fundierung
Der Test wurde 1999 von den Autoren Jansen, Mannhaupt, Marx und Skowronek an der Universität Bielefeld entwickelt, eine Neuauflage ist im Jahr 2002 erschienen. Das BISC beruht auf der mittlerweile gut belegten Annahme (vgl. z.B. Jäger et al., 2012), dass die phonologische Bewusstheit eine Vorläuferfertigkeit und ihre geringe Ausprägung ein Risikofaktor für den Erwerb der Schriftsprache ist.
b) empirische Fundierung
Der Test wurde an 1.120 bzw. 177 Kindern normiert (die erste Zahl bezieht sich auf Normierungsdaten 10 Monate vor der Einschulung, die zweite Zahl auf Normierungsdaten 4 Monate vor der Einschulung). Die wissenschaftlichen Gütekriterien der Objektivität*, Reliabilität und Validität sind erfüllt. (*Bei einer Durchführung durch geübte Testleiterinnen und Testleiter).
Der Test kann als das am besten untersuchte Verfahren zur Vorhersage späterer Lese-Rechtschreibschwierigkeiten im deutschsprachigen Raum gelten, trotz einiger Bedenken gegenüber seiner tatsächlichen Trefferquote (vgl. Marx & Weber, 2006). In einer Evaluierungsstudie (Jansen, Mannhaupt, Marx, & Skowronek, 1999, zitiert nach Marx & Weber, 2006) gelang eine sehr gute Vorhersage späterer Lese-Rechtschreibprobleme mit dem BISC (ein großer Anteil von Kindern, für die mit BISC ein Risiko für eine spätere Lese-Rechtschreibschwierigkeit diagnostiziert wurde, entwickelten tatsächlich Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb). Diese sehr guten Werte für die Vorhersage konnten jedoch Marx und Weber (2006) in einer eigenen Untersuchung nicht bestätigen. Marx und Weber (2006) empfehlen daher, individuelle BISC-Ergebnisse mit einer gewissen Zurückhaltung zu interpretieren und weisen darauf hin, dass die Art des Erstleseunterrichts entscheidenden Einfluss auf die durch das BISC ermittelte Vorhersage haben kann. Insgesamt kann das BISC jedoch als theoretisch und empirisch bewährt eingestuft werden. Eine ausführliche Rezension des BISC findet sich bei Waligora (2003, s. auch Links).
Zum Diagnostiktool BISC passen folgende Fördertools zur Unterstützung der phonologischen Bewusstheit:
Hören, lauschen, lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter. Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache.
WUPPIs Abenteuer-Reise durch die phonologische Bewusstheit. Ein motivierendes Übungsprogramm zur Förderung der phonologischen Bewusstheit in Verbindung mit Literacy und Textverständnis.
Alter: 5; 6
Klassenstufe: Kita
Fortbildungsangebote zum BISC: Einführung in die Anwendung
https://www.bielefelder-institut.de/veranstaltungen.html [24.04.2024]
Seite der Hogrefe Testzentrale zum BISC (Erwerbsmöglichkeit)
https://www.testzentrale.de/shop/bielefelder-screening-zur-frueherkennung-von-lese-rechtschreibschwierigkeiten.html [24.04.2024]
Rezension zum BISC von Waligora (2003)
https://www.pedocs.de/volltexte/2010/2502/pdf/Esser_Bielefelder_Screening_2003_W_D_A.pdf [24.04.2024]
Christiansen, C. (2005). Wuppis Abenteuer-Reise durch die phonologische Bewusstheit. Ein motivierendes Übungsprogramm zur Förderung der phonologischen Bewusstheit in Verbindung mit Literacy und Textverständnis. Oberursel: Finken.
Jansen, H., Mannhaupt, G., Marx, H. & Skowronek, H. (2002). Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC) (2. überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Küspert, P. & Schneider, W. (2003). Hören, Lauschen, Lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter. Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache. Anleitung und Arbeitsmaterial. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Marx, H. & Weber, J. (2006). Vorschulische Vorhersage von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten. Zeitschrift für pädagogische Psychologie, 20 (4) 251-259.
Pröscholdt, M. V., Michalik, A., Schneider, W., Duzy, D., Glück, D., Souvignier, E., Schneider, W. & Penner, Z. (2013). Effekte kombinierter Förderprogramme zur phonologischen Bewusstheit und zum Sprachverstehen auf die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit von Kindergartenkindern mit und ohne Migrationshintergrund. Frühe Bildung, 2 (3), 122-132.
Waligora, K. (2003). Esser, G. (2002). Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC), 2., überarb. Auflage. Göttingen: Hogrefe. [Rezension]. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 52, 9, S. 744-747. Verfügbar unter https://www.pedocs.de/volltexte/2010/2502/pdf/Esser_Bielefelder_Screening_2003_W_D_A.pdf [10.11.2020]
Jäger, D., Faust, V., Blatter, K., Schöppe, D., Artelt, C., Schneider, W., & Stanat, P. (2012). Kompensatorische Förderung am Beispiel eines vorschulischen Trainings der phonologischen Bewusstheit. Frühe Bildung, 1(4), 202–209.
Hinweis: Die Verfahren (Tools), die Sie hier finden, werden in der Bund-Länder Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) eingesetzt und wurden bislang aus wissenschaftlicher Sicht als empfehlenswert identifiziert. Aspekte der praktischen Anwendbarkeit werden in der Projektlaufzeit ergänzt. Verfahren mit einer grünen Kennzeichnung genügen wissenschaftlichen Minimalstandards. Verfahren mit einer gelben Kennzeichnung genügen überwiegend diesen Minimalstandards zeigen jedoch Optimierungsbedarfe, auf die in vorangestellten Anmerkungen hingewiesen wird. Bei den hier aufgeführten Verfahren handelt es sich keineswegs um eine erschöpfende Bewertung aller in BiSS verwendeten Verfahren oder gar sämtlicher verfügbarer Verfahren, sondern um einen VORLÄUFIGEN Stand, der diagnostische Tools berücksichtigt. Eine kriteriale Empfehlungsgrundlage für Förder-Tools wurde ebenfalls im Trägerkonsortium erarbeitet und ist in den Tabellen Qualitätscheck der Förderkonzepte und Förderinstrumente einsehbar. |
Letzte Änderung am: 21.05.2024