Hören, Lauschen, Lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter.

FörderinstrumentElementarbereich

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Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Wirksamkeit
5,10 4 bis 6 grüner Punkt grüner Punkt grüner Punkt

Kurzbeschreibung

Preis: 51,40 Euro.

Hören, lauschen, lernen ist ein Trainingsprogramm mit Sprachspielen für Vorschulkinder, das dabei helfen soll, die Wahrnehmung der lautlichen Struktur der gesprochenen Sprache (also der phonologischen Bewusstheit) zu verbessern. Das Ziel des Trainings ist es, den nachfolgenden Schriftspracherwerb zu erleichtern. Es richtet sich an Kinder im letzten Kindergartenhalbjahr und soll über einen Zeitraum von acht Monaten (20 Wochen) in täglichen Sitzungen von ca. 10 bis 15 Minuten in Kleingruppen durchgeführt werden. Das Training ist auch für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache geeignet.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 24.11.2021

Welches Ziel hat das Tool?

Hören, lauschen, lernen ist ein Trainingsprogramm für Vorschulkinder, das dabei helfen soll, die Wahrnehmung der lautlichen Struktur der gesprochenen Sprache (also der phonologischen Bewusstheit) zu verbessern. Das Ziel des Trainings ist es, den nachfolgenden Schriftspracherwerb zu erleichtern. Das Tool ist primär dem Modul E4 „Intensive Förderung der phonologischen Bewusstheit“ zugeordnet, kann aber zusätzlich in Modul E1 „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“ genutzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das Training wird (in deutscher Sprache) zur Verbesserung der phonologischen Bewusstheit eingesetzt, die sich als ein wichtiger Vorhersagefaktor (Prädiktor) für den Erfolg beim Schriftspracherwerb herausgestellt hat (vgl. Jäger et al., 2012). Das Training soll den späteren Schriftspracherwerb in der Schule erleichtern. Es richtet sich an alle Kinder im letzten Kindergartenhalbjahr und ist somit auch für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache geeignet. In der Anleitung wird jedoch darauf hingewiesen, dass bei Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache vorab sichergestellt sein sollte, dass diese durch das Programm nicht bezüglich ihres Wortschatzes überfordert werden. Um dies zu verhindern, kann der Wortschatz vor der Anwendung des Programms mit Hilfe der Bildkarten gezielt aufgebaut werden.

Wie funktioniert das Tool?

Das Programm besteht aus 56 Sprachspielen in sechs Förderbereichen. Es soll im letzten Kindergartenhalbjahr über einen Zeitraum von 20 Wochen in täglichen Sitzungen von 10 bis 15 Minuten in Kleingruppen durchgeführt werden.

Ein Trainingsplan veranschaulicht, in welcher Reihenfolge die Spiele durchgeführt werden sollen. Sie richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad. Mit dem leichtesten Spiel fängt das Programm an. Die sechs unterschiedlich schwierigen Förderbereiche sind: (1) Lauschspiele, (2) Reime, (3) Sätze und Wörter, (4) Silben, (5) Anlaute und (6) Phoneme (Laute).

Der erste Bereich der Lauschspiele enthält Übungen, in denen die Kinder ihre Aufmerksamkeit auf Geräusche und Laute der Umgebung richten sollen (z.B. Hundegebell, Geräusche drinnen, Geräusche in den Kindern selbst (beispielsweise der eigene Herzschlag)).

Im zweiten Bereich Reime geht es darum, den Klang der Sprache zu beachten. Der Umgang mit Reimen soll den Kindern verdeutlichen, dass Sprache nicht nur Inhalt und Bedeutung hat, sondern auch eine Form. Als Spiele werden z.B. Abzähl- und Kinderreime eingesetzt, aber auch freies Reimen.

Der Bereich Sätze und Wörter soll die Kinder zu der Entdeckung führen, dass Gesagtes in kleinere Einheiten aufgeteilt werden kann. Dabei werden beispielsweise kurze Sätze mit einsilbigen Wörtern („Paul sitzt“) gewählt, und die Kinder legen mit Klötzen die Anzahl von Wörtern, die in dem Satz vorkommen. Ein anderes Beispiel ist das Vervollständigen von Sätzen („Der Hase frisst ...?“).

Bei den Spielen zu Silben werden Wörter in Silben zerlegt, indem beispielsweise einzelne Silben geklatscht oder einzeln gesprochene Silben zu einem Wort zusammengesetzt werden (Synthese). Wichtig ist hierbei, die Silbentrennung so vorzunehmen, wie sie in der gesprochenen Sprache gehört wird und nicht so, wie Erwachsene es vom Schriftbild her kennen (z.B. ist das „tz“ in Katze nicht hörbar). Beim Spiel Silbenball zur Synthese von Wörtern wird z.B. das Wort „Mandarine“ vorgesprochen als „Man-da-ri-ne“, und ein Kind bekommt einen Ball zugeworfen. Wenn es den Ball fängt, soll es „Mandarine“ antworten.

Im Förderbereich Anlaute geht es darum herauszuhören, mit welchem Laut ein Wort beginnt. Dabei wird mit Anlauten begonnen, die sich gut dehnen lassen (Nnnnn...adel). Anlaute, die sich nicht gut dehnen lassen, können, um das Erkennen zu erleichtern, in Stottersprache gesprochen werden (z.B. Bbbbbirne, Tttttttiger).

Die Übungen zu den Phonemen (Lauten) sind für die Kinder fordernder als z.B. die Spiele zu den Reimen oder Silben, deshalb sollte der oder die Durchführende sich gerade anfangs sehr viel Zeit lassen. Begonnen wird mit der Synthese, dem Zusammenziehen von Lauten zu einem Wort, z.B. „sch“ „u“ für Schuh. Dabei ist es erleichternd, wenn die Kinder auf die Veränderung der Mundstellung achten. Mit geschlossenen Augen können die Kinder fühlen, wie die Stellung der Lippen oder der Zunge ist, oder Hilfsmittel wie Spiegel können verwendet werden, um die Mundstellung zu betrachten. Für jeden Laut in einem Wort werden wieder Bauklötze gelegt.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Zur Durchführung sind Anleitung und Arbeitsmaterial des Trainingsprogramms Hören,Lauschen, Lernen nötig. Für viele Spiele werden Bauklötze benötigt, die nicht im Arbeitsmaterial enthalten sind.

Schulung: Das Programm ist prinzipiell selbsterklärend. Es wird jedoch vorausgesetzt, dass der Theorieteil des Manuals sorgfältig durchgearbeitet wird, die Hinweise zur Durchführung beachtet werden und die durchführende Person sich mit der Lautsprache vertraut gemacht hat. Eine einführende Schulung (s. Links) kann jedoch die Anwenderinnen und Anwender unterstützen, Anfangshürden zu überwinden. Vorheriges Üben, um sich mit dem Programm vertraut zu machen, wird vor der Anwendung empfohlen.

Zugänglichkeit: Hören, Lauschen, Lernen kann beim Hogrefe Verlag erworben werden (s. Links).

Kosten: Das Material des Trainingsprogramms, das für eine Durchführung des Trainings in der Kleingruppe benötigt wird, kostet 51,40 Euro.

Dauer: Pro Trainingseinheit werden ca. 10 bis 15 Minuten veranschlagt, wobei das Training über einen Zeitraum von 20 Wochen durchgeführt werden soll. Als Zeitpunkt eignet sich das letzte Kindergartenhalbjahr.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Das Programm Hören, Lauschen, Lernen wird im Manual begründet mit Theorien zum Schriftspracherwerb (z.B. Günther, 1986, zitiert nach Küspert und Schneider, 2018) und der Rolle der phonologischen Bewusstheit innerhalb dieser Theorien.

Günther entwarf ein Stufenmodell der Entwicklung kindlicher Lese- und Schreibstrategien, welches eine Weiterentwicklung des im englischsprachigen Raum etablierten Modells von Frith (1986, zitiert nach Küspert und Schneider, 2018) darstellt. Zu allererst versuchen Kinder, Symbole zu zeichnen, die Schrift darstellen sollen, betrachten Bilder und gestalten graphisch. Diese sogenannte präliterarisch-symbolische Phase ist laut Günter bedeutend für das Lernen von Lesen und Schreiben. In der darauf folgenden ersten Stufe, genannt logographemische Phase, identifizieren Kinder bestimmte Wörter anhand visueller Merkmale. In der sich anschließenden Phase nutzen Kinder die alphabetische Strategie, wobei sie bereits Wörter in Laute (Phoneme) gliedern und diese dann verschriftlichen. Diese Strategie kann auch auf das Lesen angewendet werden. Der eigentliche Abschluss des Schriftspracherwerb ist mit der Anwendung der orthographischen Strategie erreicht, bei der Kinder orthographische Regeln anwenden. Zunächst findet diese Strategie beim Lesen, später auch beim Schreiben, Anwendung. Die letzte, sogenannte integrativ-automatisierte Phase, stellt keine neue Strategie dar, sondern den Zustand, der nach erfolgreicher Automatisierung des Lese- und Schreiberwerbs eingetreten ist.

Küspert und Schneider (2018) zufolge hängt der Erfolg beim Lesen- und Schreibenlernen davon ab, inwieweit ein Kind in der Lage ist, die Sprache in eine Anzahl kleinster Lautsegmente (Phoneme) zu zerlegen, die wiederum durch Schriftzeichen (Grapheme) dargestellt werden können. Um Einblick in diese sprachlichen Einheiten zu gewinnen, müssen die Kinder ihre Aufmerksamkeit von der Bedeutung weg- und zur formalen Struktur der Sprache hinlenken. Diese Konzentration auf die lautsprachlichen Einheiten einer Sprache wird als phonologische Bewusstheit bezeichnet, wobei die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne größere Einheiten umfasst, wie Reime oder Silben, die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne dagegen einzelne Laute (z.B. Anlaute eines Wortes).

b) empirische Fundierung

In mehreren Längsschnittstudien konnte die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit für den nachfolgenden Schriftspracherwerb belegt werden (vgl. z.B. Landerl & Wimmer 1994; Jäger et al., 2012). Ein Training der phonologischen Bewusstheit kann auch bei Kindern mit kognitiv oder sozial ungünstigen Voraussetzungen zu einer weitgehend normalen Entwicklung des Schriftspracherwerbs führen (Schneider & Marx, 2008). Neuere Untersuchungen von Pröscholdt und Kollegen (2013) und von Jäger und Kollegen (2012) belegen, dass vor allem Kinder mit geringer Ausprägung der phonologischen Bewusstheit vom hier vorgestellten Training profitieren, und zwar sowohl im Bereich phonologischer Bewusstheit im weiteren Sinne (Reime, Silben) als auch im engeren (Laute). Einschränkend muss hier angemerkt werden, dass in der Studie von Pröscholdt et al. (2013) das Trainingsprogramm Hören, Lauschen, Lernen nicht separat überprüft wurde, sondern entweder in Kombination mit einem Programm zur Buchstaben-Laut-Zuordnung (Hören, Lauschen, Lernen 2, Plume & Schneider, 2004) oder zusätzlich mit einem Programm, das die Grammatik schulen und durch die Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache den Wortschatz vergrößern sowie die Ausdrucksfähigkeit verbessern soll.

Eine weitere Untersuchung aus dem Jahr 2005 konnte laut Pröscholdt und Kollegen (2013) belegen, dass auch Kinder mit Migrationshintergrund von dem Programm profitieren. Ein gleichzeitiges phonologisches Training in ihrer Muttersprache (in diesem Fall türkisch) ergab keine zusätzlichen positiven Effekte (Souviginier, Duzy, Glück, Pröscholdt & Schneider, 2012).

Insgesamt zeigen sich nach einem Training mit Hören, Lauschen, Lernen sowohl unmittelbare Effekte im Bereich der phonologischen Bewusstheit als auch langfristige Effekte auf Leistungen im Lesen und Rechtschreiben, vor allem wenn Hören, Lauschen, Lernen mit einem Buchstaben-Laut-Zuordnungstraining kombiniert wird (vgl. Schneider & Marx, 2008). Neuere Metaanalysen und Überblicksarbeiten belegen ebenfalls positive Effekte des Trainings auf die phonologische Bewusstheit (Schneider, 2019).

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Zur Diagnose der phonologischen Bewusstheit kann das folgende Tool verwendet werden:

Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC)

Alter: 4; 5; 6

Klassenstufe: Kita

Links:

Fortbildungsangebot zu Hören, Lauschen, Lernen
https://www.bielefelder-institut.de/angebote-fuer-den-kindergarten--und-vorschulbereich.html#6 [24.11..2021]

Erwerbsmöglichkeit des Trainingsprogramms bei der Hogrefe-Testzentrale
https://www.testzentrale.de/shop/hoeren-lauschen-lernen.html [24.11.2021]

Literaturhinweise

Jäger, D., Faust, V., Blatter, K., Schöppe, D., Artelt, C., Schneider, W. & Stanat, P. (2012). Kompensatorische Förderung am Beispiel eines vorschulischen Trainings der phonologischen Bewusstheit. Frühe Bildung, 1 (4), 202–209.

Küspert, P. & Schneider, W. (2018). Hören, Lauschen, Lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter. Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache. Anleitung und Arbeitsmaterial. (7. kompl. überarbeitete Auflage). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Plume, E. & Schneider, W. (2004). Hören, Lauschen, Lernen 2. Sprachspiele mit Buchstaben und Lauten für Kinder im Vorschulalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Pröscholdt, M. V., Michalik, A., Schneider, W., Duzy, D., Glück, D., Souvignier, E., Schneider, W. & Penner, Z. (2013). Effekte kombinierter Förderprogramme zur phonologischen Bewusstheit und zum Sprachverstehen auf die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit von Kindergartenkindern mit und ohne Migrationshintergrund. Frühe Bildung, 2 (3), 122–132.

Schneider, W. (2019). Programme zur Förderung kognitiver Fähigkeiten in Vorschule und Schule: Wie effektiv sind sie, und wie gut sind die Verfahren praktisch implementiert? Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 33 (1), 5–16.

Schneider, W. & Marx, P. (2008). Früherkennung und Prävention von Lese- Rechtschreibschwächen. In F. Petermann & W. Schneider (Hrsg.), Angewandte Entwicklungspsychologie (Enzyklopädie der Psychologie, Serie Entwicklungspsychologie, Bd. 7 (S. 237–273). Göttingen: Hogrefe.

Souvignier, E., Duzy, D., Glück, D., Pröscholdt, M., Schneider, W. (2012). Vorschulische Förderung der phonologischen Bewusstheit bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache – Effekte einer muttersprachlichen und einer deutschsprachigen Förderung. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 44, 40-51.

Weber, J., Marx, P. & Schneider, W. (2007). Die Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern mit nichtdeutscher Herkunftssprache durch ein Training der phonologischen Bewusstheit. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 21 (1), 65–75.

Letzte Änderung am: 15.12.2021

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