Vorkurs Deutsch

von Eva Reichert-Garschhammer und Sigrid Lorenz

FörderkonzeptElementarbereich

Qualitätscheck als Förder-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte zeigen.)

Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Wirksamkeit
0 4 bis 6* grüner Punkt gelber Punkt blauer Punkt

Kurzbeschreibung

Kostenlos.

Der Vorkurs Deutsch wurde für ein- und mehrsprachig aufwachsende Kinder im Elementarbereich entwickelt, die Schwierigkeiten beim Erwerb der deutschen Sprache haben.

Ziel ist, den Kindern eine erfolgreiche Teilnahme am nachfolgenden Grundschulunterricht zu ermöglichen. Der Vorkurs Deutsch wurde hinsichtlich der Bayerischen Bildungsleitlinien konzipiert. Er besteht aus 240 Stunden, die in einem Zeitrahmen von 1,5 Jahren durchgeführt werden. Der Kurs beginnt im vorletzten Jahr vor der Einschulung in der Kita, im letzten Jahr vor der Einschulung wird er gemeinsam mit der Grundschule durchgeführt. Die inhaltliche Konzeption und Organisation des Vorkurs Deutsch ist der jeweiligen Kita und Grundschule vorbehalten. Dem Vorkurs Deutsch liegt deshalb kein präzises pädagogisches Konzept zugrunde.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 18.05.2021

Welches Ziel hat das Tool?

Der Vorkurs Deutsch ist ein Förder-Tool zum Einsatz in der Kita. Ziel ist, die deutsche Sprachkompetenz bei Kindern mit zusätzlichem Sprachförderbedarf zu verbessern und so eine erfolgreiche Teilnahme am nachfolgenden Grundschulunterricht zu ermöglichen. Das Tool kann im Modul E3 „Intensive Förderung im Bereich sprachlicher Strukturen“, Modul E4 „Intensive Förderung der phonologischen Bewusstheit“, Modul E5 „Intensive Sprachförderung durch dialogisches Lesen in der Kleingruppe“ und Modul E6 „Übergang vom Elementarbereich zum Primarbereich“ eingesetzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Der Vorkurs Deutsch kann im Elementarbereich zur Sprachförderung bei Kindern mit Förderbedarf in der deutschen Sprache durchgeführt werden. Er beginnt 1,5 Jahre vor der Einschulung und endet am Ende des letzten Kindergartenjahres im Juli. Der Vorkurs Deutsch richtet sich explizit an Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache, kann aber auch bei Kindern mit deutscher Muttersprache und zusätzlichem Förderbedarf eingesetzt werden. So soll eine erfolgreiche Teilnahme am späteren deutschsprachigen Grundschulunterricht ermöglicht werden.

Wie funktioniert das Tool?

Rahmenbedingungen

Der Vorkurs Deutsch wird in Kleingruppen von 6-8 Kindern durchgeführt und besteht aus insgesamt 240 Stunden. Der Kurs beginnt in der Mitte des vorletzten Kindergartenjahres vor der Einschulung (Januar/Februar) mit zwei Wochenstunden. Im letzten Jahr (ab September) wird der Kurs gemeinsam mit der Grundschule mit fünf Wochenstunden durchgeführt.

Eingangsdiagnostik

Zu Beginn des Kurses wird eine Eingangsdiagnostik durchgeführt, um einen Förderbedarf zu ermitteln. Hierzu wird der Seldak oder Sismik (jeweils Kursversion) eingesetzt. Im Anschluss wird bei allen Kindern mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf die Checkliste zur Diagnose des genauen Unterstützungsbedarfs (in der Materialsammlung des Vorkurses enthalten) verwendet, um das Vorliegen einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung zu erkennen. Bei Kindern, bei denen nach Auswertung der Checkliste eine spezifische Sprachentwicklungsstörung vermutet wird, sollte ein Fachdienst einbezogen werden und eine Teilnahme im Vorkurs Deutsch im Einzelfall geprüft werden. Im zweiten Schritt findet bei Feststellung eines Förderbedarfs in der deutschen Sprache ein Gespräch mit den Eltern statt, in dem eine Teilnahme am Vorkurs Deutsch empfohlen wird. Die Teilnahme am Vorkurs ist freiwillig, sie bedarf der Einwilligung durch die Eltern.

Inhalt

Der Vorkurs Deutsch hat kein präzises pädagogisches Konzept. Die inhaltliche Gestaltung der Vorkurse erfolgt in Absprache des pädagogischen Fachpersonals der Kita und der Grundschule. Basis kann auch ein bereits bestehendes Förderkonzept sein, das im Rahmen der Stunden des Vorkurs Deutsch durchgeführt wird. In der Fortbildung und der dazugehörigen Handreichung werden allgemeine Prinzipien, Methoden, Hinweise und Hintergrundwissen zum Spracherwerb und speziell zum Zweitspracherwerb vermittelt. Zudem enthält die Handreichung eine Toolbox und genaue Literaturangaben (Beobachtungsbögen, Informationen zu Fachbüchern, eine Materialsammlung zur Kommunikation mit den Eltern, Bilderbücher und Spiele etc.). Es können, müssen aber nicht Materialien und Tools aus der Handreichung bzw. der Fortbildung verwendet werden.

Zu den in der Handreichung dargestellten allgemeinen Prinzipien zählt, dass die Themen des Vorkurses zu dem Kita-Alltag passen und außerdem an den Interessen der Kinder anknüpfen sollten. Die Themen des Kurses sollten über mehrere Tage beibehalten werden. Während des Kurses sollten Bilder verwendet werden, Körpersprache, Gesten und Gesichtsausdrücke sollten bewusst eingesetzt werden. Für jedes Thema sollte eine Schlüsselwortliste angelegt werden.

Grundsätzliche Methoden, die für die Sprach- und Denkentwicklung des Kindes bedeutsam sind und zum Einsatz kommen sollten, sind: Fantasiespiel, aktive Gruppendiskussionen, der anwendungsbezogene Gebrauch von Sprache, Malen und Schreiben, sowie die Darbietung von Wahlmöglichkeiten zur Unterstützung der Motivation. Zusätzlich enthält die Handreichung Hinweise zum Schaffen einer sprachanregenden Umgebung (z.B. Schaffen einer freundlichen Umgebung, Rollenspiele, Unterstützung aller Versuche zum Sprechen), Methoden zur Stärkung der phonologischen Bewusstheit (z.B. Laut- und Sprachspiele), Erweiterung des Wortschatzes und Unterstützung des Grammatiklernens durch bestimmte Erzähl- und Fragetechniken. Neben der Sprachentwicklung soll im Vorkurs Deutsch die Literacy-Entwicklung unterstützt werden. Vorgestellt werden hierzu die Methode des dialogischen Lesens und Anleitungen zum Erzählen und Nacherzählen von Geschichten. Des Weiteren werden in der Handreichung übergreifende Methoden vorgestellt, wie beispielsweise Projektarbeit, Arbeitsstationen, Theaterspielen mit Kindern.

Prinzipiell sollte für jedes Kind ein Vorkursordner angelegt werden, der die Bögen der Eingangsdiagnostik enthält, sowie Mitschriften der Sprachbeobachtungen und persönliche Notizen. Die wesentlichen Lern- und Entwicklungsprozesse des Kindes sollten regelmäßig erfasst werden. Diese sollten strukturiert durch die ungekürzte Version von Sismik bzw. Seldak und unstrukturiert durch eine freie Beobachtung erhoben und dokumentiert werden.

Zum Inhalt des Vorkurses zählt auch die aktive Einbeziehung der Eltern. Hierzu gibt es in der Handreichung detaillierte Hinweise. Es sollten regelmäßige Elterngespräche, Elternabende, Hospitation von Eltern bei Vorkursstunden, Ausflüge etc. durchgeführt werden.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Schulung: Durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration wird eine 3-jährige Fortbildung durchgeführt (siehe Links).

Material und Zugänglichkeit: Die Handreichung mit Toolbox ist im Internet frei zugänglich (siehe Links).

Format und Sozialform: Das Verfahren wird in Kleingruppen von 6-8 Kindern durchgeführt.

Durchführungsdauer: 240 Stunden über 1,5 Jahre

Preis: Handreichung und bayernweite Fortbildung sind im Land kostenfrei.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Der Vorkurs Deutsch wurde erstmals in Bayern im Schuljahr 2001/2002 mit einem Umfang von 40 Stunden eingeführt. Mit dem Inkrafttreten des Bayerischen Kinderbildungs- und –betreuungsgesetzes, dessen Ausführungsverordnung und der Einführung des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans wurde der Vorkurs Deutsch zum Kindergarten- und Schuljahr 2005/2006 zeitlich auf 160 Stunden ausgeweitet. Zum Kindergarten- und Schuljahr 2008/2009 wurde der Vorkurs auf 240 Stunden erweitert und 2013 wurde der Vorkurs auch für Kinder mit deutsch als Erstsprache und zusätzlichem Unterstützungsbedarf geöffnet.

Die Handreichung des Vorkurs Deutsch bietet eine Methodensammlung und beschreibt Rahmenbedingungen zur Durchführung des Kurses. Er hat daher keine explizite theoretische Fundierung. Die Konzeption wurde im Hinblick auf die Erfüllung des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes und Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans gestaltet. Die in der Handreichung vorgestellten Methoden sind teilweise theoretisch fundiert (z.B. Dialogisches Lesen, Unterstützung der phonologischen Bewusstheit).

b) empirische Fundierung

Im Jahr 2006 wurden in einer Studie 76 pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte zu ihren Erfahrungen mit dem Vorkurs Deutsch befragt (Hochholzer, 2009). Etwa 70% des befragten Fachpersonals berichteten von positiven Veränderungen der Kinder im sozialen Verhalten, 75% beobachteten Steigerungen im Wortschatz, 65% bei der Satzbildung und 60% im Hörverstehen. Im Schuljahr 2009/2010 wurden erneut 89 pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte zu ihren Erfahrungen befragt (Ehrmann, Hochholzer & Reindl, 2010). Von ihnen gaben 96,5% einen beobachteten Kompetenzzuwachs in bestimmten sprachlichen Bereichen der Kinder (z.B. Wortschatz, Sprechhäufigkeit, Sprechrichtigkeit) und 50,6% eine Verbesserung des sozialen Verhaltens an.

Beide Befragungen weisen auf eine von den Fachkräften beobachtete Verbesserung durch den Vorkurs Deutsch hin. Allerdings liegt bisher keine empirische Untersuchung vor, die Veränderungen der sprachlichen Kompetenz der Kinder direkt erfasst.

Alter: 4; 5; 6

Klassenstufe: Kita

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Weiterführende Information und Download der Handreichung:
https://www.ifp.bayern.de/projekte/professionalisierung/vorkurs_deutsch.php [02.11.2021]

Information zur Fortbildung:
https://www.stmas.bayern.de/fachkraefte/kindertageseinrichtungen/fortbildung-aktuell.php [02.11.2021]

Literaturhinweise

Ehrmann, N., Hochholzer, R. & Reindl, A. (2010). Vorkurse in Bayern. Zwischenbericht einer regionalen Befragung von Erzieherinnen und Grundschullehrkräften im Raum Regensburg. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, 15 (2), 228-236. Verfügbar unter: https://tujournals.ulb.tu-darmstadt.de/index.php/zif/article/view/184/179 [02.11.2021]

Hochholzer, R. (2009). Die Vorkurse Deutsch in Bayern: Ein Konzept zur Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund an der Schnittstelle Kindergarten – Grundschule. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, 14 (2), 37-42. Verfügbar unter: https://tujournals.ulb.tu-darmstadt.de/index.php/zif/article/view/218/210 [02.11.2021]

Letzte Änderung am: 04.04.2022

Zur Werkzeugleiste springen