Sprachentwicklung und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern (Seldak)

DiagnoseElementarbereich
gelber Punkt Das Verfahren entspricht überwiegend den Minimalstandards. Optimierungsbedarf gibt es bei der Validität, die nur theoretisch durch eine Nennung zugrunde liegender Quellen, jedoch nicht durch eine empirische Absicherung belegt wird (vgl. Minimalstandards, dort Validität). Da einige Fragen so formuliert sind, dass sie einen Interpretationsspielraum bei der Beurteilung des beobachteten Verhaltens aufweisen (z.B.: wie interpretieren verschiedene Fachkräfte die Aussage „mit etwas Mühe“?), ist die Objektivität möglicherweise eingeschränkt. Es ist deshalb erforderlich, sich darüber im Team zu verständigen oder die Beobachtung eines Kindes kontinuierlich durch die gleiche Person durchzuführen. Es handelt sich um ein Beobachtungsverfahren, die Anwendung kann durch pädagogische Fachkräfte erfolgen.

Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
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Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Elementar 2,3,4,10 4 bis 7 grüner Punkt grüner Punkt gelber Punkt

Kurzbeschreibung

Preis: 10,00 Euro.

Der Seldak Beobachtungsbogen mit Begleitheft dient im Elementarbereich der Beobachtung und Dokumentation der Sprachentwicklung von Kindern mit deutscher Muttersprache im Alter von 4 Jahren bis zum Schuleintritt. Im Mittelpunkt steht das Sprachverhalten der Kinder und ihr Interesse an Sprache und Schriftsprachlichkeit (literacy). Seldak erlaubt eine qualitative Auswertung, die den Autoren zufolge einen unmittelbaren Bedarf an Förderung aufzeigen soll. Als Zusatzangebot ermöglicht das Verfahren eine quantitative Auswertung, die die Erstellung eines Sprachprofils anhand von Normtabellen ermöglicht. Im Begleitheft zum Seldak finden sich pädagogische Anregungen für den Bereich der Sprachförderung. Der Beobachtungsbogen ist nicht zur Diagnostik von Sprachstörungen entwickelt worden, er erlaubt jedoch den Autoren zufolge sowohl ein frühzeitiges Erkennen ungünstiger Sprachentwicklungen als auch die Beobachtung positiver Entwicklungsverläufe. Als Grundlage für Förderentscheidungen sollte Seldak nicht genutzt werden, da keine Angaben zu korrekt, bzw. fehlerhaft als förderbedürftig eingestufter Kinder vorliegen.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 22.4.2020

Welches Ziel hat das Tool?

Seldak ist ein Beobachtungsbogen für den Elementarbereich und somit ein diagnostisches Instrument. Die Autoren verstehen die Sprachbeobachtungssituationen als Ausgangspunkt für die Gestaltung pädagogischer Angebote im Bereich Sprache. Seldak lässt sich in den Modulen E1 „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“, E3 „Intensive Förderung im Bereich sprachlicher Strukturen“, E5 „Intensive Förderung durch dialogisches Lesen in der Kleingruppe“ und in Modul E6 „Übergang vom Elementar- zum Primarbereich“ nutzen.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Der Beobachtungsbogen Seldak kann eingesetzt werden für eine längerfristige, prozessorientierte Beobachtung und Dokumentation der Sprachentwicklung von Kindern mit Deutsch als Muttersprache im Alter von 4 Jahren bis zum Schuleintritt. Dabei werden verschiedene Sprachniveaus berücksichtigt (gering, mittel, hoch). Der Bogen ist nicht zur Diagnostik von Sprachstörungen entwickelt worden, er erlaubt jedoch den Autoren zufolge sowohl ein frühzeitiges Erkennen ungünstiger Sprachentwicklungen als auch die Beobachtung positiver Entwicklungsverläufe. Seldak enthält keine Angaben zum Anteil korrekt, bzw. fehlerhaft als förderbedürftig eingestufter Kinder, da der Beobachtungsbogen in erster Linie der Beobachtung und Dokumentation der Sprachentwicklung sowie der Reflexion sprachförderlicher Angebote in der Kita dient und nicht der Auswahl förderbedürftiger Kinder. Das Verfahren sollte deshalb nicht als Grundlage für Förderentscheidungen genutzt werden (vgl. Neugebauer & Becker-Mrotzek, 2013).

Wie funktioniert das Tool?

Das Verfahren Seldak besteht aus einem Beobachtungsbogen und einem Begleitheft. Der Bogen umfasst zwei Teile: 1. Sprachrelevante Situationen: Aktivität und Kompetenzen und 2. Sprachliche Kompetenzen im engeren Sinn. Beide Teile des Bogens umfassen Skalen zu verschiedenen Beobachtungssituationen.

Zu den Beobachtungssituationen in Teil 1 gehören die Skalen A-G. A: Gesprächsrunden/Gruppendiskussionen, B: Bilderbuchbetrachtung als pädagogisches Angebot in der Kleingruppe oder in der Zweiersituation (Bezugsperson – Kind), C: Vorlesen/Erzählen als pädagogisches Angebot in der Kleingruppe, D: Selbstständiger Umgang mit Bilderbüchern (vom Kind ausgehend), E: Kinder als Erzähler (in der Gruppe, in Zweiersituationen), Kinder erzählen eigene Erlebnisse, eine Geschichte, ein Märchen, F: Kommunikatives Verhalten in Gesprächssituationen, G: Lausch- und Reimspiele und H: Schreiben/Schrift.

Zu den Beobachtungssituationen werden Verhaltensweisen beschrieben, deren Zutreffen auf einer sechsstufigen Skala (nie, sehr selten, selten, manchmal, oft, sehr oft) angekreuzt werden kann. Die Antwortalternativen sind mit Ziffern für eine spätere quantitative Auswertung versehen.

Das folgende Beispiel für die Skala B (Bilderbuchbetrachtung) verdeutlicht die Funktionsweise: Die Skala gibt fünf Verhaltensweisen vor, die jeweils von „nie“ bis „sehr oft“ beurteilt werden können: 1.) Das Kind lässt sich von Bilderbuchbetrachtungen fesseln, 2.) stellt Fragen zur Geschichte, zu den Figuren, 3.) versucht, einen Zusammenhang zwischen Bildern herzustellen und wird zum „Erzähler“, 4.) stellt Verbindungen her zwischen der Geschichte/ den Figuren eines Bilderbuchs und eigenen Erlebnissen oder anderen Geschichten und 5.) zeigt Interesse auch am Text eines Bilderbuchs; fragt beispielsweise nach, was „da steht“.

Zu den Beobachtungssituationen in Teil zwei des Bogens gehören klar umschriebene sprachliche Fertigkeiten, die in den Skalen I-N abgefragt werden. Die Skalen erfassen I: Verstehen von Handlungsaufträgen/Aufforderungen, J: Wortschatz, K: Grammatik, Morphologie, Syntax, L: Dialekt – Hochdeutsch, M: Sprechweise und N: Sätze nachsprechen.

Das Begleitheft besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil gibt eine Einführung in die theoretischen Grundlagen und die Konzeption des Bogens. Außerdem finden sich dort praktische Hinweise zum Einsatz und eine Anleitung für die qualitative und quantitative Auswertung des Bogens. Im zweiten Teil gibt es Anregungen für die Förderung der Schriftsprachlichkeit (literacy).

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Zur Durchführung der Sprachbeobachtung und Dokumentation mit Seldak werden der Beobachtungsbogen und das Begleitheft benötigt.

Zugänglichkeit: Seldak wird als Set geliefert mit 10 Beobachtungsbögen und einem Begleitheft. Das Set kann bestellt werden im Kundenservicecenter des Herder Verlags: kundenservice@herder.de, Tel.: (0761) 2717-379.

Kosten: Beobachtungsbögen und Begleitheft kosten als Set 10,00 Euro.

Durchführungsdauer: Die Beobachtungszeit ist variabel, da die Beobachtung prozessorientiert angelegt und über einen längeren Zeitraum möglich ist. Die Auswertung ist je nach Ziel ebenfalls variabel. Die qualitative, prozessbegleitende Auswertung als Basis für die sprachpädagogische Arbeit beansprucht mehr Zeit als die quantitative Auswertung. Es wird ein Beobachtungszeitraum von drei bis sechs Wochen vorgeschlagen.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Der Beobachtungsbogen Seldak wurde am Staatsinstitut für Frühpädagogik in Bayern (IFP Bayern) von Michaela Ulich und Toni Mayr in enger Zusammenarbeit mit der Praxis entwickelt und 2006 veröffentlicht. Als theoretische Begründung ziehen die Autoren aktuelle Forschungsarbeiten zur Entwicklung von Schriftsprachlichkeit (Literacy) und zum Interesse von Kindern und ihrer Engagiertheit bei sprachbezogenen Aktivitäten heran. Die Beobachtungssituationen wurden jedoch nicht unmittelbar aus einer eindeutig benannten Spracherwerbstheorie abgeleitet.

b) empirische Fundierung

Das Verfahren Seldak ist normiert, dazu wurde es an circa 2.500 Kindern empirisch erprobt. Es wurden Prozentnormen erstellt, die im Rahmen der quantitativen Auswertung zeigen, wo das Kind bezüglich seiner Sprachentwicklung im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Kindern gleichen Alters steht (aufgeteilt in sechs Gruppen: die Sprachentwicklung des Kindes liegt im Vergleich mit anderen Kindern dieses Alters entweder in den obersten 10 Prozent (Gruppe 1), oder in den nächsten 20 Prozent (Gruppe 2), oder in den nächsten 20 Prozent (Gruppe 3) […], oder in den untersten 10 Prozent (Gruppe 6)). Im Hinblick auf die Messgüte des Verfahrens zeigte sich für die zu neun Skalen zusammengefassten Beobachtungssituationen eine hohe Zuverlässigkeit (Reliabilität). Settinieri (2010) verglich die Verfahren Sismik/Seldak und Delfin 4 und fand, dass aufgrund einer in Seldak sehr niedrig angesetzten Förderschwelle dieses Verfahren im Vergleich zum Delfin 4 einen höheren Anteil an Kindern als förderbedürftig einstufen würde (vgl. dazu auch Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?).

Alter: 4; 5; 6; 7

Klassenstufe: Kita

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Homepage des Staatsinstituts für Frühpädagogik, Bayern, mit einem Überblick über Beobachtungsbögen und einer Kurzzusammenfassung des Seldak.
https://www.ifp.bayern.de/veroeffentlichungen/beobachtungsboegen/index.php [10.11.2020]

Eine Analyse und Bewertung von Sprachstandsverfahren im Elementarbereich vom Mercator Institut Köln
https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/fileadmin/Redaktion/PDF/Publikationen/Mercator-Institut_Qualitaet_Sprachstandsverfahren_Web_03.pdf [10.11.2020]

Literaturhinweise

Neugebauer, U. & Becker-Mrotzek, M. (2013). Die Qualität von Sprachstandsverfahren im Elementarbereich. Eine Analyse und Bewertung. Herausgegeben vom Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. Verfügbar unter https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/fileadmin/Redaktion/PDF/Publikationen/Mercator-Institut_Qualitaet_Sprachstandsverfahren_Web_03.pdf [10.11.2020]

Settinierie, J. (2010). Zur Messgüte sprachstandsdiagnostischer Verfahren im Vorschulalter. Erste Ergebnisse der Korrelationsstudie Sismik/Seldak – Delfin 4. In B. Ahrenholz & W. Knapp (Hrsg.), Sprachstand erheben – Spracherwerb erforschen. Beiträge aus dem 6. Workshop „Kinder mit Migrationshintergrund“ (S. 35-51). Stuttgart: Klett

Ulich, M. & Mayr, T. (2006). Seldak. Sprachentwicklung und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern (Beobachtungsbogen und Begleitheft). Freiburg: Herder.

Hinweis:
Die Verfahren (Tools), die Sie hier finden, werden in der Bund-Länder Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) eingesetzt und wurden bislang aus wissenschaftlicher Sicht als empfehlenswert identifiziert. Aspekte der praktischen Anwendbarkeit werden in der Projektlaufzeit ergänzt. Verfahren mit einer grünen Kennzeichnung genügen wissenschaftlichen Minimalstandards. Verfahren mit einer gelben Kennzeichnung genügen überwiegend diesen Minimalstandards zeigen jedoch Optimierungsbedarfe, auf die in vorangestellten Anmerkungen hingewiesen wird.
Bei den hier aufgeführten Verfahren handelt es sich keineswegs um eine erschöpfende Bewertung aller in BiSS verwendeten Verfahren oder gar sämtlicher verfügbarer Verfahren, sondern um einen VORLÄUFIGEN Stand, der diagnostische Tools berücksichtigt. Eine kriteriale Empfehlungsgrundlage für Förder-Tools wurde ebenfalls im Trägerkonsortium erarbeitet und ist in den Tabellen Qualitätscheck der Förderkonzepte und Förderinstrumente einsehbar.

Letzte Änderung am: 08.12.2021

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