Sprachliche Kompetenzen sind eine Schlüsselqualifikation, mit der Kinder und Jugendliche sich in unsere Gesellschaft einbringen und an ihr teilhaben können. Im Jahr 2021 verfehlten allerdings fast 20 Prozent der Kinder in der vierten Klasse der Grundschule die Mindeststandards in den Bereichen Lesen und Zuhören (vgl. Stanat et al., 2022). Im Bereich Orthografie waren es sogar 30 Prozent. Diese und weitere Befunde zeigen, dass es unserem Bildungssystem nicht gelingt, allen Kindern grundlegende sprachliche Kompetenzen im Deutschen zu vermitteln. Diesen Kindern fehlt damit eine wichtige Basis für die Entwicklung bildungssprachlicher Kompetenzen und für ihren weiteren Lern-, Berufs- und Lebensweg.
Gleichzeitig sind wirksame didaktische Konzepte und Materialien zur Förderung der sprachlichen Kompetenzen vorhanden, beispielsweise zur systematischen Leseförderung. Sie werden unter anderem im Rahmen von BiSS-Transfer in Schulen eingesetzt und führen zum Beispiel in Hamburg zu ersten Erfolgen. Schulen aller Schulformen bieten außerdem für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Familiensprache, vor allem für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche, Unterstützung im Bereich Deutsch als Zweitsprache an, und entwickeln diese Angebote kontinuierlich weiter. In den meisten Bundesländern gibt es darüber hinaus Aus- und Fortbildungsangebote dazu, wie Lehrkräfte im Unterricht den Sprachaufbau von Kindern und Jugendlichen bei gleichzeitiger Vermittlung von Fachinhalten unterstützen können, nämlich im sogenannten sprachsensiblen Fachunterricht.
Dennoch scheint die sprachliche Bildung in vielen Schulen noch nicht ausreichend als zentrale Aufgabe, an der alle gemeinsam arbeiten müssen, verankert zu sein. Daher widmet sich die BiSS-Transfer-Jahrestagung 2023 dem Thema „Sprachliche Bildung als Aufgabe von Schul- und Unterrichtsentwicklung“ und damit der Frage, wie sprachliche Bildung systematisch und nachhaltig in Schulen und in den Unterricht integriert werden kann. Dies wird anhand von Erkenntnissen aus der Wissenschaft und Beispielen aus der Praxis diskutiert.
Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Theodor-W.-Adorno-Platz
60323 Frankfurt am Main
Die Anmeldung und das Plenarprogramm finden an beiden Tagen im Casino (Gebäude 7 im Lageplan) statt, der Zugang erfolgt über den Nina-Rubinstein-Weg.
Ein Großteil der Workshops am 10. November finden im DIPF (Gebäude 23 im Lageplan) statt.
Den Lageplan und Tipps zur Anfahrt finden Sie hier:
(Stand: 25.09.2023)
16:00 – 17:00 Uhr
Anmeldung
17:00 – 17:15 Uhr
Begrüßung und Auftakt
Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), Trägerkonsortium BiSS-Transfer
17:15 – 17:25 Uhr
Grußworte der Initiatoren
Christopher Textor, Hessisches Kultusministerium, Lenkungsausschuss BiSS-Transfer
17:25 – 17:40 Uhr
Einführung in das Tagungsthema: Schul- und Unterrichtsentwicklung in BiSS und BiSS-Transfer
Prof. Dr. Hans-Joachim Roth, Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, Trägerkonsortium BiSS-Transfer
17:40 – 18:20 Uhr
Keynote: BiSS Transfer und beyond: Was braucht es für einen nachhaltigen Erfolg?
Prof.in Dr. Christiane Spiel, Universität Wien
18:20 – 19:00 Uhr
Kamingespräch
Prof.in Dr. Christiane Spiel, Universität Wien und
Prof. Dr. Elmar Souvignier, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Moderation: Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, Trägerkonsortium BiSS-Transfer
19:00 Uhr
Zertifikatsübergabe an Blended-Learning-Multiplikator:innen
Ab ca. 19:30 Uhr
Empfang
(Stand: 16.10.2023)
09:00 – 09:25 Uhr
Begrüßung und Vortrag:
BiSS-Transfer im Blick – Impulse aus dem Trägerkonsortium und Forschungsnetzwerk
Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), Trägerkonsortium BiSS-Transfer
09:25 – 10:10 Uhr
Keynote: Sprachliche Bildung als Aufgabe von Schul- und Unterrichtsentwicklung: Auf Gespräche kommt es an!
Prof.in Dr. Gisela Kammermeyer, Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
10:10 – 11:00 Uhr
Kaffeepause und Posterschau aus den Verbünden und Forschungsprojekten
11:00 – 12:30 Uhr
Parallele Workshops
12:30 – 14:00 Uhr
Mittagspause
14:00 – 15:30 Uhr
Parallele Workshops, Fortsetzung
15:45 – 16:30 Uhr
Bilanz und Ausblick bei Kaffee und Kuchen
9. November 2023, 17:40 Uhr
BiSS-Transfer und beyond: Was braucht es für einen nachhaltigen Erfolg?
Prof.in Dr. Christiane Spiel, Universität Wien
In den letzten Jahren hat die Forderung nach dem Transfer forschungsbasierter Programme und Maßnahmen in politische Entscheidungen und in die Praxis deutlich zugenommen.
Die Realisierung des Transfers scheitert jedoch häufig, insbesondere im Bildungsbereich. So gelingt es beispielsweise dem Bildungssystem nicht, allen Kindern grundlegende sprachliche Kompetenzen im Deutschen zu vermitteln. Gründe für den mangelnden Transfererfolg sind u. a. Probleme in der Kommunikation und Kooperation zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. Aber auch die Implementierung von Forschungsergebnissen stellt eine große Herausforderung dar. Denn anstelle von Implementation („making it happen“) erfolgt häufig nur Dissemination („letting it happen“).
Damit Transfer gelingt und nachhaltig wirkt, braucht es unserer Ansicht nach die systematische Verschränkung von Interventions- und Implementationsforschung sowie „Brückeninstitutionen“, die den Transfer von Forschung zu Politik und Praxis unterstützen. Darüber hinaus regen wir an, die derzeitige Form der Projekt- und Programmförderung und ihre Eignung zur Förderung eines nachhaltigen Transfers zu reflektieren.
Christiane Spiel ist emeritierte Professorin für Bildungspsychologie und Evaluation an der Universität Wien. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen selbstreguliertes Lernen, Lernmotivation, Zukunft des Lernens und Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Politik und Praxis. Für ihre Leistungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Vor kurzem wurde sie zur Ehrensenatorin der Universität Wien ernannt.
10. November 2023, 9:25 Uhr
Sprachliche Bildung als Aufgabe von Unterrichts- und Schulentwicklung: Auf Gespräche kommt es an!
Prof.in Dr. Gisela Kammermeyer, Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
Im Vortrag wird im ersten Schritt der Fokus auf die Interaktionsqualität gelegt und deren Bedeutung für die (sprachliche) Entwicklung von Schülerinnen und Schülern in Kita und Schule aufgezeigt. Es geht darum, Lernende zu länger andauernden Gesprächen anzuregen, die zu komplexen sprachlichen Äußerungen und zu vertieftem Nachdenken führen. Das Potential von Gesprächen in fachlichen und alltäglichen Kontexten wird jedoch von vielen Lehrkräften nicht genügend ausgeschöpft.
Eine diskursive Unterrichtskultur ist neben herausfordernden und komplexen Aufgaben eine zentrale Facette von kognitiver Aktivierung, auf die im zweiten Schritt der Fokus gelegt wird. Kognitive Aktivierung ist eine zentrale Basisdimension der Unterrichtsqualität mit zum Teil deutlichen Effekten auf die Leistungen von Lernenden, deren Verbesserung als zentrales Ziel der Unterrichtsentwicklung bezeichnet werden kann.
Das eigene Gesprächsverhalten im Unterricht nachhaltig zu verändern, ist jedoch ein schwieriges Unterfangen. Hierzu sind zum einen langfristig angelegte Fortbildungen und zum anderen geeignete Transferbedingungen in der Schule erforderlich. Hierzu zählen vor allem die Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen und die dazu notwendigen Rahmenbedingungen. Diese langfristig sicherzustellen, kann als zentrale Aufgabe der Schulentwicklung angesehen werden.
Ein Fortbildungskonzept mit dem Fokus auf Interaktionsqualität, das einen Beitrag zum Aufbau einer diskursiven Unterrichtskultur leistet und den Transfer in die Praxis systematisch vorbereitet und langfristig unterstützt, ist „Mit Kindern im Gespräch“ (Kammermeyer et al. 2019). Es wird im letzten Teil des Vortrags vorgestellt.
Gisela Kammermeyer ist Professorin für Pädagogik der frühen Kindheit an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU), Lehrerin, Schulpsychologin. Arbeitsschwerpunkte: Sprachbildung und Sprachförderung in Kita und Grundschule, Professionalisierung von pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften, Fortbildungsforschung, Entwicklung, Erprobung und Evaluation von „Mit Kindern im Gespräch“, Entwicklung und Erprobung eines digitalen Bildungsdokumentations-Systems, Sprachdiagnostik
Sprachsensible Schulentwicklung für multilinguale Lerngruppen
Sabine Stahl und Dr.in Stefanie Jahn, Landesstelle Schulische Integration (LaSI) NRW, BiSS-Akademie NRW
Immer dann, wenn es gelingt, dass Lernende ihre Sprach-, Lese-und Schreibfähigkeiten weiterentwickeln, leisten Schulen einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung gesellschaftlicher Teilhabe und erfolgreicher Bildungsbiografien. Doch wie können Bausteine dieser Lernprozesse in ein Gesamtkonzept münden? Welche Voraussetzungen sollten berücksichtigt werden, um Sprachbildungskonzepte nachhaltig zu implementieren? Im Kontext dieser Fragen bietet der Workshop konkrete Anregungen und fachliche Hinweise, die die Teilnehmenden auf ihre berufliche Situation übertragen können. Die Workshop-Inhalte berücksichtigen Lernzugänge, die sprachlichen Bedürfnissen von Schülerinnen und Schülern im Kontext gelebter Mehrsprachigkeit gerecht werden.
Sabine Stahl leitet in Nordrhein-Westfalen die Landesstelle Schulische Integration und ist in dieser Funktion die zuständige Dezernentin der BiSS-Akademie NRW. Aus der Perspektive der Schulleiterin, Schulaufsichtsbeamtin und Fortbildnerin verfügt sie über langjährige Erfahrungen im Bereich der Qualitätsentwicklung von Grundschulen, insbesondere auch hinsichtlich der fachlichen und strukturellen Bedarfe für gelingende durchgängige Sprachbildungsprozesse.
Stefanie Jahn ist abgeordnete Lehrkraft an der Landesstelle Schulische Integration (LaSI) in NRW im Team der Landekoordination von BiSS-Transfer und koordiniert außerdem als Transferkoordinatorin zwei Schultransfernetzwerke der BiSS-Akademie NRW. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Themengebiete durchgängige Sprachbildung, sprachsensibler Fachunterricht, die Begleitung und Beratung von Schulen bei der sprachsensiblen Schul-und Unterrichtsentwicklung sowie die Professionalisierung von Lehrkräften im Rahmen der Aus- und Weiterbildung.
Durch Priorisieren sowie Digitalisieren zum Lehrplankompass 2.3 – problemorientiertes Lernen als Motor für das Trainieren von Basiskompetenzen
Frank Wagner, Schulleiter der Gebrüder-Grimm-Schule Hamm
Wenn Schülerinnen und Schüler echte, bedeutsame Probleme lösen wollen, erleben sie früh die Bedeutung von Basiskompetenzen – zum Beispiel in der Vorbereitung eines Bauernhofbesuches, wenn man erlesen muss, was Pferde alles so fressen dürfen. Wie jedoch lässt sich Zeit gewinnen, um projektartiger Arbeit im Unterricht nachzugehen oder Basiskompetenzen drehtürartig zu trainieren? Und was überhaupt sind Basiskompetenzen? In diesem Workshop soll der Zusammenhang von Zukunfts-Skills und Basiskompetenztraining betrachtet werden. Der neu entwickelte Lernkompass 2.3 wird als systemische Lösung aufzeigen, wie durch Priorisieren und Digitalisieren Zeit gewonnen werden kann, welche Lerninhalte welchem Standard (Basis, Regel, Optimal) zugeordnet werden, und auch welche Unterrichtsmethoden und Leistungsüberprüfungen den einzelnen Bereichen dienen können.
Frank Wagner ist Schulleiter der Gebrüder-Grimm-Schule, einer offenen Ganztagsgrundschule in Hamm. Nach dem Studium der Grundschulpädagogik arbeitete Frank Wagner an vielen verschiedenen Grundschulen des Landes Nordrhein-Westfalen, bis er im Jahre 2007 an die damals als Brennpunkt-Schule zu bezeichnende Gebrüder-Grimm-Schule im östlichen Ruhrgebiet wechselte. 2019 gewann die Gebrüder-Grimm-Schule unter seiner Leitung den Hauptpreis des deutschen Schulpreises. Auf seinem Schreibtisch steht die mit einem humorvollen Augenzwinkern zu verstehende Amtsbezeichnung „Director of unnecessary and special projects“. Frank Wagner ist eng verbunden mit der deutschen Schulakademie und Teil des Netzwerks Bildungsausbruch in Hamm. Er hat das Anliegen, auf Grundlage einer bedingungslos wertschätzenden Haltung Bildung für eine gelingende Gesellschaft des 21. Jahrhunderts so zu verändern, dass Menschen mit Hilfe von Basiskompetenzen, digitaler Tools sowie Zukunfts-Skills Problemlösefähigkeiten entwickeln und ihre Potentiale entfalten können.
Fortbildungen für Lehrkräfte wirksam gestalten – Die Masterclass Schreibdidaktik in BiSS-Transfer
Dr.in Birgit Pikowsky und Christine Holder, Pädagogisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz
Nur wer über eine ausreichende Lese- und Schreibkompetenz verfügt, kann an Bildung, Berufsleben und Gesellschaft teilhaben. Doch zu viele Kinder scheitern an dieser Aufgabe. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache forschen seit langem zum Schreiben und teilen ihre Erkenntnisse, wie Schreiben lehren und Schreiben lernen gelingen können, so dass möglichst alle am Ende der Schulzeit verständliche und zusammenhängende Texte schreiben können. Die wichtigsten Forschungsergebnisse und Hinweise, die für den Unterricht relevant sind, haben sie für die Masterclass Schreibdidaktik in elf Folgen zusammengefasst. In dem Workshop werden Ansätze gezeigt, wie diese in Online- und hybriden Fortbildungen lernwirksam eingebunden werden können.
Birgit Pikowsky studierte Psychologie und arbeitete am Sonderforschungsbereich Sprache und Kognition der Universität Mannheim, wo sie 1992 promoviert wurde. Sie arbeitete als Schulpsychologin und leitete den Fachbereich Schulpsychologie am Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung in Speyer. Seit 2010 ist sie Direktorin des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz mit den Aufgabenschwerpunkten Lehrkräftefortbildung, Schul- und Unterrichtsentwicklung, schulpsychologische und pädagogische Beratung sowie IT-Unterstützung für Schulen. Darüber hinaus ist Dr. Birgit Pikowsky Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Mercator-Instituts.
Christine Holder ist Referentin für die Primarstufe am Pädagogischen Landesinstitut (RP). In der Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ koordinierte sie das Programm auf Landesebene und leitete den Verbund „BiSS-Lesen PRIM“. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u. a. sprachliche Bildung und Professionalisierung von Lehrkräften im Rahmen der Fort- und Weiterbildung.
Leseunterricht datenbasiert mit den Vergleichsarbeiten (VERA-8) weiterentwickeln
Dr.in Daria Ferencik-Lehmkuhl und Charlotte Stehr, Universität zu Köln, VERA-BiSS
Die Ergebnisse aus den Vergleichsarbeiten VERA-8 dienen vorrangig der Weiterentwicklung des Unterrichts. Ausgehend von der Rezeption und Reflexion der VERA-Ergebnisse können Ziele formuliert und passende Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Im Workshop wird dieser Prozess anhand eines konkreten Fallbeispiels nachvollzogen und es wird diskutiert, welche Chancen VERA für die datenbasierte Unterrichts- und Schulentwicklung bietet und wo die Nutzung der VERA-Ergebnisse an Grenzen stößt. Das Fallbeispiel ist auf das Fach Deutsch und den Kompetenzbereich Lesen in der Sekundarstufe bezogen.
Daria Ferencik-Lehmkuhl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln und seit Juni 2022 Teil des Projektteams VERA-BiSS. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der empirischen Schreib- und Leseforschung, der Schreib- und Lesedidaktik sowie der inklusiven Deutschdidaktik.
Charlotte Stehr ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln und seit August 2020 Teil des Projektteams VERA-BiSS. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der datenbasierten Unterrichtsentwicklung im Leseunterricht und der Diagnostik sprachlicher Kompetenzen.
Mehrsprachigkeit als Bestandteil der Schulkultur implementieren und nutzbar machen
Jun. Prof.in Aline Willems, Universität zu Köln
Die individuelle Mehrsprachigkeit nimmt in unserer Gesellschaft stetig zu. Gleichzeitig weisen zahlreiche Forschungsergebnisse darauf hin, dass es für den Lernerfolg ebenso wie für das soziale Miteinander in der Schule vorteilhaft sein kann, diese Mehrsprachigkeit sichtbar zu machen, wertzuschätzen und die jeweiligen sprachlichen Ressourcen gewinnbringend zu nutzen. Dies kann mit ganz kleinen Schritten in einzelnen Lerngruppen beginnen, kann sich aber auch zu einem wesentlichen Faktor des gesamten Schulkonzeptes entwickeln. Im Rahmen des Workshops sollen darum zunächst mittels kleinerer Inputs Optionen zur Einbindung von Mehrsprachigkeit in Schulen vorgestellt sowie deren Vorteile als auch Herausforderungen diskutiert werden. Anschließend wird Raum geschaffen, um Gedanken zur eigenen Schule zu generieren, zu strukturieren und gemeinsam kritisch zu reflektieren.
Aline Willems ist Juniorprofessorin für die Didaktik der modernen Fremdsprachen an der Universität zu Köln. Sie studierte an der Universität Trier und wurde dort 2012 im Bereich der Französischen Philologie promoviert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Mehrsprachigkeitsdidaktik, die Digitalisierung im Fremdsprachenunterricht und die Demokratiebildung (Global Citizenship Education). Auch die Frage, wie Musik fremdsprachliche Kompetenzen fördern kann, ist ein Thema, mit dem sie sich intensiv befasst.
Sprachliche Bildung im Elementarbereich entwickeln
Claudia Neugebauer, Pädagogische Hochschule Zürich
Schulentwicklung – das Wort sagt es selbst – fokussiert die Entwicklung einer Schule. Wie können für den Elementarbereich geeignete Zugänge zu sprachlicher Bildung Teil einer nachhaltigen Schul- und Unterrichtsentwicklung werden, welche auch den Übergang zur Grundschule im Blick hat?
Ausgehend von dieser Frage befassen sich die Teilnehmenden im Rahmen des Workshops mit konkreten Beispielen aus verschiedenen Schul- und Unterrichtsentwicklungsprojekten. Zum einen geht es dabei um die Planung und Umsetzung von Entwicklungsprozessen auf der Ebene der Schule. Zum anderen werden konkrete Unterrichtbeispiele zur sprachlichen Bildung vorgestellt. Die Teilnehmenden sind eingeladen, unter Einbezug des eigenen Schulkontexts die vorgestellten Beispiele kritisch zu diskutieren.
Claudia Neugebauer ist Dozentin für Deutsch und Deutsch als Zweitsprache und Mitglied der Forschungsgruppe «Deutschdidaktik» an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Sie ist Autorin verschiedener Lehrwerke. Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Unterrichts- und Schulentwicklungsprojekte in Gemeinden und Stadtteilen mit hohem Anteil an mehrsprachig aufwachsenden Kindern sowie die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten zur alltagsintegrierten Sprachbildung und zu sprachsensiblem Unterricht im Elementarbereich sowie in der Grundschule.
Sprachliche Bildung im Berufsbildungssystem
Prof.in Dr. Mona Massumi, FH Münster und Jun.-Prof.in Dr. Nora von Dewitz, Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Die berufliche Bildung zeichnet sich durch einen starken Bezug zur beruflichen Praxis aus, sodass fachspezifische Kompetenzen ebenso wie fachsprachliche Anteile eine wichtige Rolle spielen. Ebenso sind bildungssprachliche Anforderungen bedeutsam, da das Berufsbildungssystem nicht nur den Erwerb von Berufsabschlüssen, sondern auch aller Schulabschlüsse der Sekundarstufe I und II ermöglicht. Nichtsdestotrotz hat sich die Bedeutung von sprachlicher Bildung im Berufsbildungssystem noch nicht in der Breite durchgesetzt und es gibt bisher wenige sprach(en)sensible Ansätze, die für den Unterricht in der beruflichen Bildung entwickelt wurden.
Im Workshop werden die Dimensionen einer durchgängigen Sprachbildung auf die berufliche Bildung bezogen und herausgearbeitet, wie sich die mehrsprachigen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern einbinden lassen. Nach einem Impuls werden die Teilnehmenden in Gruppen an den für sie relevanten Bildungsgängen oder Szenarien arbeiten.
Mona Massumi ist Professorin für Berufspädagogik am Institut für Berufliche Lehrerbildung (IBL) des Münster Centrum für Interdisziplinarität (MCI) an der FH Münster. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Professionalisierung und Bildung im Kontext von Heterogenität sowie erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung
Nora von Dewitz ist Juniorprofessorin für sprachliche Bildung und Mehrsprachigkeit an der Universität zu Köln am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache sowie am Institut für deutsche Sprache und Literatur II. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: (migrationsbedingte) Mehrsprachigkeit u. a. im Kontext von Neuzuwanderung sowie Deutsch als Zweitsprache.
Lernwege von Fachlehrkräften in die Sprachbildung hinein
Dilan Sahin-Gür, TU Dortmund, Fach-BiSS
Sprachbedingte Schwierigkeiten haben mehrsprachige und einsprachige Lernende, und zwar nicht nur beim Lesen, sondern vor allem in kognitiv anspruchsvolleren mathematischen Lernsituationen, z. B. beim Aufbau inhaltlicher Vorstellungen. Sprachbildender Unterricht muss die oft implizit bleibenden sprachlichen Anforderungen explizit machen und Lerngelegenheiten bieten für die Sprachhandlungen und Sprachmittel, die für das Fachlernen zentral sind.
Doch wie lernen Lehrkräfte einen sprachbildenden Mathematikunterricht zu geben? Was fällt Mathematik-Lehrkräften besonders schwer beim Identifizieren von fachlich relevanten sprachlichen Anforderungen? Mit diesen beiden und weiteren Fragestellungen wird sich dieser Workshop auseinandersetzen.
Dilan Şahin-Gür arbeitet seit 2016 am Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (IEEM) der Technischen Universität Dortmund in der Arbeitsgruppe von Prof.in Dr. Susanne Prediger. Im Rahmen ihrer Promotionsarbeit entwickelte und erforschte sie sprach- und fachintegrierte Ansätze für einen qualitativen Einstieg in die Differentialrechnung. Außerdem ist sie aktiv beteiligt an der Professionalisierungsforschung, v. a. an der Entwicklung und Durchführung von Fortbildungskonzepten zum Thema „Sprachbildung im Mathematikunterricht“ (SiMa).
Trainingsmaßnahmen als Einstieg in Unterrichtsentwicklung
Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek und Ina Kaplan, Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Der Workshop fokussiert Trainingsmaßnahmen zu basalen Fähigkeiten in den Bereichen Lesen und Schreiben für den Einstieg in Unterrichtsentwicklung. Ziel des Workshops ist es herauszuarbeiten, inwiefern sich Trainingsmaßnahmen als Einstieg in Unterrichtsentwicklung eignen und wie ein erfolgreicher Transfer von wissenschaftlich fundierten Trainings gestaltet werden kann. Ausgangspunkte für die Diskussionen bieten die Trainingshefte „Texte meistern“ (Fokus: Leseflüssigkeit) sowie „Schreiben mit BiSS“ (Fokus: Schreibflüssigkeit), welche im Workshop vorgestellt werden. Die Trainingsmaßnahmen wurden im Rahmen von BiSS-Transfer in Grundschulen verschiedener Ländern implementiert, so dass die Erfahrungen des Transfers in die Schulen eingebracht und diskutiert werden können.
Michael Becker-Mrotzek ist Mitglied der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz und seit 1999 Professor für deutsche Sprache und ihre Didaktik an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte sind Schreibforschung und Schreibdidaktik, Gesprächsforschung und Gesprächsdidaktik sowie Unterrichtsentwicklung. Von 2012 bis 2023 war er Direktor des Mercator-Instituts, außerdem wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Sprache und Bildungssystem. Vom Frühjahr 2013 bis Februar 2020 war er zusätzlich Sprecher des Trägerkonsortiums der Bund-Länder-Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) und ist seit dem 1. März 2020 Sprecher des Trägerkonsortiums der Initiative zum Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung (BiSS-Transfer).
Ina Kaplan hat Germanistik und angewandte Philosophie im Bachelor sowie Kommunikationswissenschaft im Master an der Universität Duisburg-Essen studiert. Anschließend hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen Projekten zu Schreibkompetenzen und Deutsch als Zweitsprache an der Universität Siegen gearbeitet und in dem Modul Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte gelehrt. Promoviert hat Ina Kaplan in der Sprachdidaktik zum Thema Einstellungen von Lehramtsstudierenden zu sprachlich-kultureller Vielfalt in der Schule. Am Mercator-Institut ist sie in der Bund-Länder-Initiative Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung (BiSS-Transfer) im Forschungsprojekt Systematische Schreibförderung in der Grundschule (Schreib-BiSS) tätig.
Für alle, die nicht vor Ort in Frankfurt teilnehmen können, bieten wir auch in diesem Jahr wieder einen Livestream des Plenarprogramms am Donnerstagabend und am Freitagvormittag an. Folgen Sie den Keynotes und Vorträgen an beiden Veranstaltungstagen in Echtzeit. Für den Livestream ist keine Anmeldung notwendig, dieser wird über die Startseite unserer Website frei zugänglich sein.
Darüber hinaus wird es einen Online-Workshop geben.
Die Anmeldung für diesen Workshop ist bereits geschlossen.
Digitalitätsbezogene Sprachbildung als Gegenstand von Unterrichtsentwicklung
Janna Gutenberg, Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Sprachliche und digitalitätsbezogene Bildung sind zwei fächerübergreifende Querschnittsaufgaben. Gleichzeitig verändern sich im Zuge der digitalen Transformation traditionelle Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben. Digitale Medien und Tools eröffnen zudem vielfältige didaktische Potenziale für den sprachsensiblen und mehrsprachigkeitsorientierten Fachunterricht. Im Workshop werden die Teilnehmenden auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und praktischer Anwendungsbeispiele diskutieren, wie beide Kompetenzdimensionen im Sinne einer zukunftsorientierten Schul-und Unterrichtsentwicklung miteinander verknüpft werden können. Die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer erhalten dabei konkrete Impulse und Materialien für die Konzeption eigener Aus- und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema.
Janna Gutenberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. Hier beschäftigt sie sich im QLB-Projekt „Communities of Practice NRW für eine Innovative Lehrerbildung“ (ComeIn) mit sprachlicher Bildung unter den Bedingungen der Digitalität und entwickelt Open Educational Ressources für die Lehrkräfteaus- und Fortbildung. Außerdem ist sie im Arbeitspaket „Netzwerke und Beratung“ für die Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer tätig.
Reisekosten
Diese Veranstaltung wird aus Mitteln des Bundes finanziert, ein Teilnahmebeitrag wird nicht erhoben. Bitte beachten Sie, dass das Trägerkonsortium keine Fahrt- und Übernachtungskosten erstattet. Bitte berücksichtigen Sie bei Ihrer Planung die Stornierungsbedingungen, da auch im Fall einer kurzfristigen Absage keine Kosten durch das Trägerkonsortium übernommen werden.
Hotelkontingente – AUSGEBUCHT
Leider ist das Abrufkontingent im Frankfurter Hotel THE FLAG West M. bereits ausgeschöpft. Bitte buchen Sie bei Bedarf ein Zimmer in einem anderen Hotel.
Karolin Groos
Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Tel.: 0221 470-1083