Gerheid Scheerer-Neumann und Christiane Ritter
Kurzbeschreibung
Preis: 96,90 Euro (s. Details)
Bei dem Verfahren PotsBlitz – Das Potsdamer Lesetraining handelt es sich um ein Fördertool. PotsBlitz ist ein Lesetraining auf Silbenbasis, das sowohl auf die Lesegenauigkeit als auch auf die Lesegeschwindigkeit von Grundschulkindern ab der 3. Klasse abzielt. Es richtet sich an Grundschulkinder, die zwar Wörter erlesen können, hierbei aber noch sehr langsam sind und/oder noch viele Wortfehler machen. Ziel dieses Trainings ist die Automatisierung des Lesens zu fördern, indem die Kinder lernen, visuelle Segmentierungsstrategien (Zerlegung in kleinere Einheiten, etwa Silben) zu nutzen, um Wörter deutlich schneller erlesen zu können. Das Tool umfasst insgesamt 18 komplett ausgearbeitete Einheiten von jeweils 45 Minuten und beinhaltet das computergestützte Potsdamer Blitzwörterprogramm zum Training der Verarbeitung schnell dargebotener visueller Wortstimuli. PotsBlitz ist sowohl für außerschulische Fördereinrichtungen als auch den schulischen Förderunterricht konzipiert. Es kann zur Einzelförderung oder zum Förderunterricht in Kleingruppen mit bis zu drei Kindern eingesetzt werden. Es wird von den Autorinnen eine Durchführung im Intervall von zwei Förderstunden pro Woche empfohlen.
Qualitätscheck als Förder-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte zeigen.)
Zielbereich | Altersgruppe | Durchführbarkeit | Theoretische Fundierung | Wirksamkeit |
---|---|---|---|---|
11,12 | 8 bis 11 |
sehr empfehlenswert* | empfehlenswert* | weniger empfehlenswert*
*aus wissenschaftlicher Sicht
Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 16.07.2024
Das PotsBlitz-Lesetraining ist ein Förderinstrument, das die Lesefähigkeit von Grundschulkindern ab Anfang der 3. Klassenstufe bis Klasse 4 verbessern soll. Grundsätzlich richtet es sich aber an alle Kinder und Jugendlichen bis zu Klasse 10, die Schwierigkeiten mit dem Erlesen morphemisch komplexer Wörter haben. Das Tool soll sowohl die Lesegenauigkeit als auch die Lesegeschwindigkeit verbessern. Es beinhaltet ein Lesetraining auf Silbenbasis in 18 Einheiten von jeweils 45 Minuten sowie das computergestützte Potsdamer Blitzwörterprogramm zum Training der Verarbeitung schnell dargebotener visueller Wortstimuli. Im ersten Teil des Lesetrainings, Einheiten 1-10, erlernen die Kinder Strategien zur Unterteilung von Wörtern in Silben. Im zweiten Teil (Einheiten 11-18) sollen die Kinder das Erlesen zusammengesetzter Wörter (Komposita) und das von Wörtern mit Vorsilbe erlernen.
PotsBlitz ist für Fördereinrichtungen oder den Förderunterricht konzipiert und kann im Rahmen des Förderunterrichts mit einzelnen Kindern oder in Kleingruppen mit bis zu drei Kindern genutzt werden. Er eignet sich für den Einsatz in den Modulen P3 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit und ihrer Voraussetzungen“ und P4 „Diagnose und Förderung des Leseverständnisses“.
Beim PotsBlitz-Lesetraining handelt es sich um ein Fördertool, das sich an Kinder in den höheren Grundschulklassen, die noch sehr langsam lesen und Schwierigkeiten beim Lesen morphematisch komplexer Wörter haben, richtet. Durch das PotsBlitz-Lesetraining werden die Kinder angeleitet visuelle Segmentierungsstrategien zu verwenden, um Wörter in größere Einheiten zu gliedern. Die 18 Übungseinheiten beinhalten (1) das Segmentieren von Wörtern in Sprechsilben, (2) die Vermittlung visueller Segmentierungsstrategien für Wörter und Pseudowörter, (3) Übung der visuellen Silbensegmentierungsstrategie durch Blitzworttraining am PC, (4) Anwendung visueller Silbensegmentierung sowie der Strategie zum Erlesen von Komposita durch wiederholtes Lesen kurzer Texte sowie (5) das Üben der Silbensegmentierung durch Spiele (z.B. Silbenmemos und Silbenlegespiele) und durch Wortlegeübungen. Es wird sowohl an Pseudowörtern als auch an Realwörtern geübt.
Das Tool soll die Lesegenauigkeit sowie die Lesegeschwindigkeit verbessern. PotsBlitz ist für den Einsatz in Fördereinrichtungen oder im Rahmen des Förderunterrichts konzipiert und kann mit einzelnen Kindern oder in Kleingruppen mit bis zu drei Kindern angewandt werden. Die Autorinnen empfehlen eine Durchführung im Intervall von zwei Förderstunden pro Woche.
Auf Mehrsprachigkeit wird nicht explizit eingegangen.
Das PotsBlitz-Lesetraining richtet sich an Kinder, die beim Erlesen von Wörtern noch sehr langsam sind und/oder hierbei noch viele Wortfehler machen. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass zuvor eine ausführliche Diagnostik, sowohl über qualitative wie auch quantitative Verfahren durchgeführt werden sollte und geben auch Hinweise, welche Verfahren sich hierfür besonders eignen beziehungsweise wie ein gutes Vorgehen aussehen könnte. Auch weisen die Autorinnen darauf hin, dass die Durchführung des PotsBlitz-Lesetrainings möglichst in einen differenzierten Therapieplan eingebettet werden sollte.
Fachkräfte, die das PotsBlitz-Lesetraining durchführen, werden durch das Manual gut instruiert. Das Tool besteht aus einem Ordner, der sämtliche zur Durchführung der Förderstunden benötigte Materialien beinhaltet. Es werden sowohl die mit den Kindern zu lesenden Geschichten, Kopiervorlagen für die Förderstunden und Hausaufgaben sowie Protokollbögen vorgegeben. Die Durchführung des Tools gliedert sich in zwei Teile, die insgesamt 18 Übungseinheiten von jeweils 45 Minuten umfassen. Der erste Teil beinhaltet zehn Einheiten, die sich mit dem Thema Silbe befassen. Hier sollen die Kinder Strategien erlernen und einüben, wie Wörter in Silben unterteilt und dadurch leichter erlesen werden können. Der zweite Teil besteht aus acht Einheiten und vermittelt aufbauend auf den im ersten Teil erlernten Strategien nun auch zusammengesetzte Wörter und Wörter mit Vorsilben zu erlesen.
Insgesamt bestehen die Inhalte aus den folgenden Elementen:
Ziel ist, dass die Kinder nach und nach Silben schneller erkennen und dadurch Stockungen und Fehler durch falsches Silbentrennen deutlich reduzieren können. In der Folge davon nimmt die Lesegeschwindigkeit zu, das Verständnis von Inhalten kann in den Vordergrund treten. Diese Erfolgserlebnisse können neben der reinen Lesefähigkeit auch die Lernmotivation und das Selbstbewusstsein der Kinder stärken, was wiederum laut Autorinnen einen positiven Lernverlauf fördern kann.
PotsBlitz ist sowohl für Fördereinrichtungen wie auch den Förderunterricht konzipiert und kann im Rahmen des Förderunterrichts mit einzelnen Kindern oder in Kleingruppen mit bis zu drei Kindern genutzt werden.
Material: PotsBlitz besteht aus einem Ordner mit Informationen über den theoretischen Hintergrund, ausführlichen Hinweisen zum Lesetraining, 18 detaillierten Trainingseinheiten inklusive aller benötigten Arbeitsblätter und Texte, einer Buchstabentafel mit roten und schwarzen Buchstabenplättchen, einem Geschichten-Set (6 einzeln gebundene Hefte) sowie einem USB-Stick mit dem PotsBlitz-Computerprogramm zum Benennen von Blitzwörtern inklusive Wortlisten. Zur Nutzung des computerbasierten Blitzwörtertrainings sind folgende Systemanforderungen notwendig: Windows XP, Vista, Linux, Mac bei einer installierten Java-Runtime ab Version 1.5. Für die Anzeige der Anleitung muss ein Programm für PDF-Dateien installiert sein.
Schulung: Für entsprechend ausgebildete Fachkräfte ist eine spezifische Schulung nicht notwendig, allerdings muss sich in den Ablauf des Förderverfahrens gut eingearbeitet werden.
Zugänglichkeit: PotsBlitz-Das Potsdamer Lesetraining ist im Internet bestellbar (ISBN 9783935204620, s. Links).
Durchführungsdauer: Das Tool umfasst insgesamt 18 Einheiten von jeweils 45 Minuten, die am besten im Rhythmus von zwei Förderstunden pro Woche durchgeführt werden sollten.
Kosten: Ein PotsBlitz-Ordner ist im Handel für 96,90 Euro erhältlich.
a) Theoretische Fundierung:
In der Intervention bei Leseschwierigkeiten gilt inzwischen für leseschwache Kinder als bedeutsam, dass sie nicht nur rein selbstreguliert Lesen üben, sondern hierbei durch Unterstützung und direkte aufbauende Rückmeldungen motiviert werden. Daneben ist für die Förderung basaler Lesekompetenz wichtig, dass Lesestrategien eingeübt werden, die über die reine Buchstabe-Laut-Beziehung hinausgehen (Schneider, 2017). Hier setzt auch das Tool PotsBlitz-Lesetraining an. PotsBlitz basiert auf der Annahme, dass für effizientes Lesen die Nutzung größerer funktionaler Einheiten oberhalb der Buchstabenebene ein wesentlicher Faktor ist. Als theoretischen Hintergrund benennen die Autorinnen des Tools hauptsächlich das Entwicklungsmodell des Lesens von Scheerer-Neumann (2004). Die Autorinnen sehen Schwierigkeiten von Kindern beim Lesenlernen als eine verzögerte Entwicklung aufgrund mangelnder Voraussetzungen bzw. der Anwendung von unangemessenen Strategien, wie lautierendem Lesen (vgl. auch Scheerer-Neumann, 2018). Nach dem Entwicklungsmodell des Lesens von Scheerer-Neumann (2004) verläuft die Leseentwicklung von Kindern in drei Stufen oder Stadien:
Logographische Strategie. Wörter werden anhand typischer Merkmale „ganzheitlich“ erkannt. Bei dieser Stufe des Worterkennens ist die Beachtung des Kontextes wichtig.
Alphabetische Strategie. Beginnendes sowie vollständiges Erlesen. Hier ist der Kontext anfänglich noch bedeutsam, besonders bei schwierigen Wörtern, seine Bedeutsamkeit nimmt aber zunehmend ab.
Orthographische Strategie. Die Lesegeschwindigkeit wird erhöht, indem größere funktionale Einheiten (u.a. Silben, Morpheme, häufig vorkommende Wörter) auf einen Blick erkannt werden. Auch hier ist der Kontext bedeutsam, wird aber zunehmend flexibel genutzt.
Die Autorinnen gehen von der Annahme aus, dass die Nutzung größerer funktionaler Einheiten oberhalb der reinen Buchstabenebene wesentlich für den Leselernprozess ist (Schneider, 2017). So haben Kinder, die die alphabetische Strategie vollständig erreicht haben, laut den Autorinnen einen wichtigen Schritt beim Lesenlernen gemacht. Wirklich effizientes Lesen ist ihnen aber erst dann möglich, wenn der Leseprozess ausreichend geübt wurde, größere funktionale Einheiten genutzt und häufig verwendete Wörter weitgehend direkt erkannt werden. Das entlastet das Arbeitsgedächtnis und verbessert Lesegenauigkeit und Lesegeschwindigkeit. Hier setzt die Trainingsstrategie des PotsBlitz-Lesetrainings an.
b) Empirische Fundierung:
Die Wirksamkeit des PotsBlitz-Lesetrainings wurde zunächst in einer Studie mit elf Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klasse untersucht. Die Wirksamkeit des Trainings wurde hierfür in einem Prätest-Training-Posttest-Follow-up Test-Design überprüft. Der Posttest nach Abschluss des Trainings zeigte deutliche, zum Teil signifikante Verbesserungen der Lesegeschwindigkeit und -genauigkeit. Auch der Follow-up Test drei Monate nach Trainingsende zeigte weitere, teils signifikante Verbesserungen (Ritter, 2006). Diese Befunde sprechen – bei all ihren Limitierungen, besonders der zu geringen Zahl an Teilnehmenden und der fehlenden Kontrollgruppe - dafür, dass das Trainingsprogramm geeignet ist, die Lesefähigkeit von leseschwachen Grundschulkindern der dritten und vierten Klasse zu verbessern.
Außerdem wurde die Wirksamkeit des PotsBlitz-Lesetrainings im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) überprüft (Ritter, 2010). In dieser Studie wurden drei Gruppen gebildet. Eine Gruppe erhielt das PotsBlitz-Lesetraining, eine weitere Gruppe erhielt ein unspezifisches Vorlesetraining und eine dritte Gruppe fungierte als Warte-Kontrollgruppe, sie wurde zunächst nicht gefördert. Beide Fördergruppen erhielten zweimal wöchentlich Training über insgesamt 18 Schulstunden hinweg. Hierbei konnte die Autorin zeigen, dass die von ihr untersuchte Gruppe der Kinder mit Leseschwierigkeiten, die das PotsBlitz-Lesetraining erhielt, nach Abschluss des Trainings ihre durchschnittliche Leseleistung (Lesegenauigkeit und -geschwindigkeit) signifikant verbessern konnte. Allerdings zeigten beiden Fördergruppen unmittelbar nach Abschluss der Förderung verglichen mit der Kontrollgruppe nur eine numerisch größere, aber nicht signifikante Verbesserung der Lesegeschwindigkeit. Die Fördergruppe des PotsBlitz-Lesetrainings verbesserte sich allerdings am stärksten, sowohl in der Lesegeschwindigkeit wie auch in der Lesegenauigkeit. Die untrainierte Kontrollgruppe machte nur geringere Fortschritte (Ritter, 2010). Dieser Ergebnistrend zeigte sich auch bei einem zweiten Nachtest nach vier Monaten (vgl. auch Schneider, 2017). Auch das Vorlesetraining wirkte sich also positiv auf die Lesegeschwindigkeit aus, dieses wirkte – anders als das PotsBlitz-Lesetraining - allerdings nur auf die Lesegeschwindigkeit und in geringem Maß über den Trainingszeitraum hinaus.
Über Transferwirkungen des Lesetrainings auf die Rechtschreibleistung der geförderten Kinder liegen keine Erkenntnisse vor.
Das Tool kann somit als empirisch fundiert gelten, auch wenn weitere empirische Wirksamkeitsnachweise wünschenswert wären.
Alter: 8; 9; 10; 11
Bestellmöglichkeit für PotsBlitz
Ritter, C. (2006). Entwicklung und empirische Überprüfung eines Lesetrainings auf Silbenbasis. Dissertation Universität Potsdam. (http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/1003/)
Ritter, C. (2010). Empirische Evaluation eines Lesetrainings auf Silbenbasis zur Förderung der basalen Lesefähigkeit von Grundschulkindern mit Leseschwierigkeiten. Potsdam: Abschlussbericht an die DFG.
Ritter C. & Scheerer-Neumann, G. (2009). PotsBlitz. Das Potsdamer Lesetraining - Förderung der basalen Lesefähigkeiten. Köln: Prolog.
Scheerer-Neumann, G. (2004). Unterrichtsbegleitenden Diagnostik: Lesen. In R. Christiani (Hrsg.), Schuleingangsphase neu gestalten (S. 104–129). Berlin: Cornelsen Scriptor.
Scheerer-Neumann, G. (2018). Lese-Rechtschreib-Schwäche und Legasthenie. Grundlagen, Diagnostik und Förderung (2. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.
Schneider, W. (2017). Lesen und Schreiben lernen. Wie erobern Kinder die Schriftsprache? Berlin: Springer.
Letzte Änderung am: 29.07.2024