Münsteraner Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (MÜSC)

DiagnosePrimarstufe

Kurzbeschreibung

Preis: 28,04 Euro. (Details)

Das MÜSC ist ein Verfahren, mit dem Schülerinnen und Schüler innerhalb der ersten fünf Wochen der ersten Klasse daraufhin untersucht werden können, ob sie die notwendigen Voraussetzungen für das erfolgreiche Lesen- und Schreibenlernen mitbringen. Als notwendige – aber nicht hinreichende – Voraussetzungen werden im MÜSC die phonologische Bewusstheit, das Kurzzeitgedächtnis für Sprache, der Abruf aus dem Gedächtnis und die visuelle Aufmerksamkeit erfasst. Das MÜSC kann als Gruppentest mit mehreren Schülern gleichzeitig durchgeführt werden. Es ist für den Primarbereich entwickelt worden.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
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grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Primar 1 6 bis 7 grüner Punkt grüner Punkt grüner Punkt
grüner Punkt Das Verfahren entspricht den Minimalstandards. Da es sich um ein Testverfahren/Screening handelt, wird eine Anwendung nur durch diagnostisch geschultes Personal empfohlen.

Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 01.07.2024

Welches Ziel hat das Tool?

Das MÜSC ist ein Screening-Verfahren, das der Diagnose von Vorläuferfertigkeiten für die Schriftsprache im Primarbereich dient. Mit Hilfe des MÜSC sollen Kinder zu Beginn der ersten Klasse daraufhin untersucht werden, ob sie über die notwendigen Voraussetzungen zum Erwerb der Schriftsprache verfügen. Als wesentliche Grundvoraussetzungen gelten: die phonologische Bewusstheit, das verbale Kurzzeitgedächtnis, der Abruf aus dem Langzeitgedächtnis und die visuelle Aufmerksamkeit. Für jeden dieser Bereiche wurden mehrere Aufgaben konstruiert. Zeigen sich hierbei deutliche Schwächen, sind Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens zu erwarten, und eine Förderung ist angezeigt. Das Tool ist im Modul P3 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit und ihrer Voraussetzungen“ einsetzbar.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das MÜSC dient der Erfassung der Grundvoraussetzungen zum erfolgreichen Erwerb der Schriftsprache. Das Tool wird innerhalb der ersten fünf Wochen des ersten Schuljahres durchgeführt und ist somit im Primarbereich einsetzbar. Es ermöglicht Lehrpersonen, Schwächen von Schülerinnen und Schülern in Bereichen aufzudecken, die als grundlegende Voraussetzungen für das Lesen- und Schreibenlernen erachtet werden. Ökonomische Gruppentestungen mit bis zu acht Schülerinnen oder Schülern, die ca. zwei mal 20 Minuten dauern, ermöglichen eine schnelle Übersicht über vorhandene Schwächen Einzelner. Für eine genauere Differenzierung der Defizite muss ein weiteres Testverfahren eingesetzt werden. Der Test wurde für deutschsprachige Kinder entwickelt.

Wie funktioniert das Tool?

Das MÜSC ist ein Screening-Verfahren. Es können bis zu acht Kinder gleichzeitig getestet werden.

Jedes Kind bekommt ein Testheft. Es liegen Parallelformen A und B vor. Der Test besteht aus sieben Subtests. Nach dem dritten Subtest soll eine Pause von minimal 20 Minuten gemacht werden, der zweite Teil kann auch nach mehreren Tagen durchgeführt werden. Um allen Kindern gleichzeitig die Aufgaben erklären zu können, gibt es Präsentationsfolien, die mit dem Overhead-Projektor an die Wand projiziert werden.

Beschreibung der Untertests:

Beim ersten Subtest „Reime (R)“ besteht die Aufgabe der Kinder darin, aus drei möglichen Abbildungen diejenige herauszufinden, deren Klang einem von der Testleiterin oder dem Testleiter genannten Wort sehr ähnlich ist – sich also reimt. Nach 15 Sekunden wird das nächste Wort genannt. Beispiel: Das genannte Wort ist „Strand“, auf den Abbildungen sind ein See, eine Fliege und eine Hand zu sehen. Die Antwort „Hand“ ist also richtig.

Der zweite Subtest „Wörter-Reihenfolge (WR)“ besteht aus einer Tabelle pro Testheftseite mit jeweils drei Zeilen. In jeder dieser Zeilen sind drei Abbildungen. Diese wiederholen sich in jeder Zeile, jedoch immer in unterschiedlicher Reihenfolge. Die Lehrerin oder der Lehrer liest die Namen der drei Abbildungen vor und die Kinder sollen die Zeile ankreuzen, in der diese Begriffe in der genannten Reihenfolge dargestellt sind. Nach 15 Sekunden werden die Kinder gebeten, die Aufgabe abschließend zu beantworten und die Seite umzublättern.

Der dritte Subtest „Farben ankreuzen“ untergliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil „Farben ankreuzen: Wissen (FAW)“ sollen die Kinder zu schwarz-weiß gezeichnetem Gemüse bzw. Obst (Salatkopf, Tomate, Zitrone oder Pflaume) die passende Farbe (blau, rot, grün oder gelb) auswählen. Nach zehn Sekunden wird der Untertest durch die Lehrperson beendet und zum zweiten Teil „Farben ankreuzen: farbig inkongruente Objekte (FA 1)“ übergeleitet. Hier ist das Bild nicht schwarz-weiß, sondern in einer falschen Farbe dargestellt. Die Kinder sollen die Farbe benennen, die richtigerweise zu dem Obst bzw. Gemüse passt. Nach 30 Sekunden wird die Bearbeitung dieser Aufgaben beendet. Zum Abschluss „Farben ankreuzen: schwarz-weiße Objekte“ (FA 2) müssen die Kinder noch einmal die Aufgaben wie im ersten Teil (FAW) bearbeiten. Die maximale Bearbeitungszeit beträgt 30 Sekunden.

„Laute assoziieren (LA)“ stellt den vierten Subtest dar. In einer Tabelle sind pro Zeile jeweils vier Begriffe bildlich dargestellt. Die Lehrperson spricht einen dieser Begriffe nach Vorgabe in zwei Laute getrennt aus (Beispiel: Bu-ch, M-aus, W-urm). Die Kinder sollen das richtige Bild ankreuzen.

Als fünfter Subtest wird „Silben segmentieren (SS)“ durchgeführt. Zu zehn Bildern sollen die Kinder Silbenbögen in eine Tabelle zeichnen. Pro Bild haben sie maximal 15 Sekunden Zeit. Die Lehrperson benennt zwar das Wort laut, betont die einzelnen Silben aber nicht.

Der sechste Subtest ist die „Laut-Wort-Zuordnung (LWZ)“. In einer Tabelle mit zehn Zeilen sind pro Zeile jeweils drei Objekte bildlich dargestellt. Die Lehrerin oder der Lehrer spricht den Anfangslaut eines der Objekte deutlich aus, und die Kinder sollen das entsprechende Bild ankreuzen.

Der letzte Subtest ist die „Wortvergleich-Suchaufgabe (WVS)“. Die Kinder sollen zu einem vierbuchstabigen Wort das passende aus vier Alternativen benennen. Nach einer Minute wird dieser Subtest beendet.

Die Auswertung erfolgt, indem die Antworten der Kinder in Auswertungsbögen übertragen und Rohwerte ermittelt werden. Anhand einer Tabelle kann eingeschätzt werden, ob die notwendigen Voraussetzungen in dem entsprechenden getesteten Bereich vorliegen. Wenn in mehr als zwei Subtests unzureichende Ergebnisse erzielt werden, ist von Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb auszugehen.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Münsteraner Screening (MÜSC) bestehend aus Manual, Präsentationsfolien und jeweils einem Testheft Form A und Form B. Zusätzlich werden ein Overhead-Projektor und eine Stoppuhr benötigt.

Zugänglichkeit: Bestellbar bei der Hogrefe-Testzentrale (s. Links). Die Testhefte sind in Päckchen zu je 15 Heften erhältlich.

Preis: Das Material kostet 28,04 Euro, 15 Testhefte kosten 15,50 Euro.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Das MÜSC ist auf Grundlage des erfolgreich eingesetzten Bielefelder Screenings (BISC) entwickelt worden. Beim BISC handelt es sich um ein Verfahren, das bereits im Kindergarten eingesetzt wird und eine vorschulische Identifikation von Kindern, die fehlende Voraussetzungen für den Schriftspracherwerb mitbringen, ermöglicht. Sowohl beim BISC als auch beim MÜSC werden vier Voraussetzungen für erfolgreiches Lesen- und Schreibenlernen genannt, die zur Vorhersage (Prädiktion) potenzieller Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb dienen sollen. Die gelungene Bearbeitung der Aufgaben, die zu diesen vier Bereichen entwickelt wurden, weist auf einen unproblematischen Schriftspracherwerb hin. Bei der ersten dieser vier Voraussetzungen handelt es sich um die phonologische Bewusstheit (wobei im MÜSC die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne erfasst wird); damit ist das bewusste Wahrnehmen von Lauten, Reimen, Silben gemeint. Der zweite Prädiktor ist das verbale Kurzzeitgedächtnis, das bei Kindern noch deutlich weniger Informationseinheiten speichern kann als bei Erwachsenen (Schneider & Büttner, 2008). Im Kurzzeitgedächtnis können Informationen wenige Sekunden gespeichert werden. Danach werden sie entweder ins Langzeitgedächtnis überführt oder gehen verloren. Der Abruf aus dem Langzeitgedächtnis – genauer gesagt: die Geschwindigkeit des Abrufs – stellt die dritte Voraussetzung für den erfolgreichen Schriftspracherwerb dar. Die Kinder müssen sich an die Laut-Buchstaben-Zuordnung bzw. umgekehrt an die Zuordnung vom Buchstabenbild zum Laut erinnern. Wenn dieser Abruf sehr langsam erfolgt, fällt es den Kindern am Ende des zu erlesenden Wortes oft schwer, sich noch an den Anfang zu erinnern. Je schneller der Abruf aus dem Langzeitgedächtnis erfolgt, desto flüssiger kann man lesen oder schreiben. Als letzte Voraussetzung wird die visuelle Aufmerksamkeit genannt. Die Erkennung der Buchstaben erfordert eine exakte Beobachtung der einzelnen Merkmale. Im MÜSC wird angegeben, dass die Vorhersage des voraussichtlichen Lernerfolgs auf einem kompensatorischen Modell beruht (Mannhaupt, 2006). Dieses sagt aus, dass geringe Schwächen, die lediglich in wenigen Bereichen auftreten, durch die Stärken in anderen Bereichen ausgeglichen werden können. Wenn die Anzahl der Schwächen jedoch zu groß wird, ist ein Ausgleich ohne externe Hilfe nicht mehr möglich.

b) empirische Fundierung

Das Verfahren wurde auf der Grundlage des BISC konstruiert. Zunächst wurden zwei Vorformen entwickelt und modifiziert, bis 2004 der endgültige Test an 2896 Kindern aus Thüringen und Nordrhein-Westfahlen normiert wurde. 312 dieser Kinder stammten aus Haushalten, in denen Deutsch nicht die Familiensprache war. Das Gütekriterium Objektivität wird erfüllt. Die Durchführung ist standardisiert, indem die Anweisungen wörtlich wiedergegeben werden. Geringe Einschränkungen sind durch die verschiedene Aussprache unterschiedlicher Testleiter nicht auszuschließen. Die Reliabilität wurde bei den Aufgaben, die nicht unter Geschwindigkeitsbedingungen durchgeführt werden, über die interne Konsistenz ermittelt. Die Reliabilität der übrigen Aufgaben wurde nach statistischen Formeln geschätzt. Zusammenfassend kann man von einer befriedigenden Reliabilität und somit von einer zuverlässigen Schätzung sprechen. Ebenso kann die Validität, die als Konstruktvalidität (erfasst der Test das, was er messen soll?) ermittelt wurde, als gegeben angesehen werden.

Alter: 6; 7

Klassenstufe: 1

Links:

Seite der Hogrefe Testzentrale zum MÜSC (Erwerbsmöglichkeit):
https://www.testzentrale.de/shop/muensteraner-screening.html [01.07.2024]

Literaturhinweise

Jansen, H., Mannhaupt, G., Marx, H. & Skowronek, H. (2002). Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC) (2. überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Mannhaupt, G. (2006). MÜSC Münsteraner Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Berlin: Cornelsen.

Schneider, W. & Büttner, G. (2008). Entwicklung des Gedächtnisses bei Kindern und Jugendlichen. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (S. 480-501). Weinheim: Beltz.

Hinweis:
Die Verfahren (Tools), die Sie hier finden, werden in der Bund-Länder Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) eingesetzt und wurden bislang aus wissenschaftlicher Sicht als empfehlenswert identifiziert. Aspekte der praktischen Anwendbarkeit werden in der Projektlaufzeit ergänzt. Verfahren mit einer grünen Kennzeichnung genügen wissenschaftlichen Minimalstandards. Verfahren mit einer gelben Kennzeichnung genügen überwiegend diesen Minimalstandards zeigen jedoch Optimierungsbedarfe, auf die in vorangestellten Anmerkungen hingewiesen wird.
Bei den hier aufgeführten Verfahren handelt es sich keineswegs um eine erschöpfende Bewertung aller in BiSS verwendeten Verfahren oder gar sämtlicher verfügbarer Verfahren, sondern um einen VORLÄUFIGEN Stand, der diagnostische Tools berücksichtigt. Eine kriteriale Empfehlungsgrundlage für Förder-Tools wurde ebenfalls im Trägerkonsortium erarbeitet und ist in den Tabellen Qualitätscheck der Förderkonzepte und Förderinstrumente einsehbar.

Letzte Änderung am: 02.07.2024

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