Leuvener Engagiertheitsskala

DiagnoseElementarbereich

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte zeigen.)

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Elementar 0 3 bis 6 gelber Punkt grüner Punkt blauer Punkt

Kurzbeschreibung

Preis: 15,30 Euro. (Details)

Die Leuvener Engagiertheitsskala ist ein Diagnostik-Tool, das aus verschiedenen Beobachtungsbögen besteht. Mit diesen lässt sich das Wohlbefinden und die Engagiertheit eines Kindes oder einer Gruppe von Kindern als Indikatoren einer gut verlaufenden Entwicklung erheben. Ab der zweiten Auflage des Tools kann zusätzlich die Kompetenz in den Bereichen Motorik, Sprache, Begreifen der physischen Welt, Sozialverhalten, logisches/mathematisches Denken und Selbststeuerung eingeschätzt werden. Zudem kann mittels der Leuvener Engagiertheitsskala das eigene pädagogische Handeln reflektiert werden. Zielgruppe sind Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren im Elementarbereich.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 7.7.2020

Welches Ziel hat das Tool?

Die Leuvener Engagiertheitsskala ist ein Diagnostik-Tool. Mit ihm kann die Engagiertheit, das Wohlbefinden und die Kompetenz eines Kindes oder einer Gruppe von Kindern im Elementarbereich erhoben werden. Der Kompetenzbegriff wird dabei als übergeordneter Begriff verstanden, der zunächst grob eingeschätzt wird. Erst danach werden Einzelfertigkeiten beobachtet. Hier findet sich auch die Beobachtung der sprachlichen Entwicklung (s. auch „wie funktioniert das Tool?“). Ziel ist es, einen umfassenden Eindruck über die Entwicklung eines Kindes oder einer Kindergruppe zu erhalten. Nach dem Leuvener Modell sind emotionales Wohlbefinden und Engagiertheit Schlüsselbegriffe für eine optimale Entwicklung. Mit dem Tool kann die Gesamtentwicklung von Kindern erhoben werden, sprachliche Aspekte werden dabei nur vereinzelt miteinbezogen(s. auch „wie funktioniert das Tool?“). Das Tool kann im Modul E1 „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“ eingesetzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Die Leuvener Engagiertheitsskala dient der Einschätzung der Engagiertheit, des Wohlbefindens und ab der zweiten Auflage zusätzlich der Kompetenz eines Kindes in verschiedenen Bereichen (u.a. im Bereich der Sprachentwicklung). Damit kann der Frage nachgegangen werden, wie sich jedes Kind in einer Gruppe entwickelt. Zudem können Informationen darüber gewonnen werden, welches Kind für seine optimale Entwicklung Unterstützung benötigt und wie erfolgreich die eigene pädagogische Arbeit hinsichtlich der erhobenen Indikatoren ist. Das Tool kann im Elementarbereich bei Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren eingesetzt werden. Es kann bei ein- oder mehrsprachig aufwachsenden Kindern angewendet werden, Mehrsprachigkeit wird jedoch nicht explizit berücksichtigt.

Wie funktioniert das Tool?

Die Einschätzung der Engagiertheit, des Wohlbefindens und der Kompetenz erfolgt aus einer bestimmten Beobachtungshaltung heraus. Diese Beobachtungshaltung zeichnet sich durch ein weitgehend intuitives Vorgehen aus, ein „aktives Hören und Sehen“ und ein einfühlsames Verständnis für das Kind. Die Leuvener Engagiertheitsskala ist ein Diagnose-Tool, das aus Beobachtungsbögen besteht, die für unterschiedliche Ziele verwendet werden können (Screening der Gruppe, Beobachtung einzelner Kinder, Förderung, Folgerungen für die pädagogische Arbeit, Beobachtung in Abhängigkeit unterschiedlicher Aktivitäten, Zeiten oder Situationen). Die Wahl des Bogens ist vom Ziel der Beobachtung abhängig. Es ist hilfreich, wenn mehrere Kolleginnen oder Kollegen die Beobachtungen durchführen, damit ein vielseitiges Bild vom Kind entstehen kann. Im Folgenden wird das im Arbeitsbuch zur Leuvener Engagiertheitsskala empfohlene Vorgehen beschrieben.

Im ersten Schritt wird jedes Kind der gesamten Kindergruppe hinsichtlich seines Wohlbefindens und seiner Engagiertheit auf einer Fünf-Punkte-Skala eingeschätzt. Dafür steht ein Formblatt für die gesamte Gruppe zur Verfügung. Die Einschätzung erfolgt aus dem Gedächtnis heraus und ist weitgehend intuitiv. Sie orientiert sich an folgenden Leitfragen: Fühlt sich das Kind in der Einrichtung wohl? Ist es engagiert bei dem, was es tut? Wie entwickelt es sich? Wo sind seine Stärken, Interessen, Vorlieben, Auffälligkeiten?

In den folgenden Wochen wird jedes Kind in verschiedenen Situationen beobachtet und erneut eingeschätzt. Für diese zweite Einschätzung steht ein weiteres Formblatt für jedes Kind zur Verfügung. Es werden jeweils verschiedene Merkmale für Wohlbefinden und Engagiertheit bewertet. Merkmale für Wohlbefinden sind u.a. Offenheit, Flexibilität und Durchsetzungsvermögen. Hinweise für Engagiertheit sind u.a. gezielte Aufmerksamkeit, Energie oder vielschichtige Kreativität. Die Einschätzung erfolgt in den beiden Kategorien “nicht/wenig” bzw. “sehr deutlich”. Das Arbeitsbuch zur Leuvener Engagiertheitsskala enthält eine Beschreibung dieser Merkmale. Beispielsweise liegt Offenheit vor, wenn ein Kind offen und empfänglich für seine Umgebung ist, der Gesichtsausdruck offen und direkt ist oder wenn ein Kind positive und negative Gefühle ausdrücken kann. (Problematisch ist es, bei der Erklärung, wie die Eigenschaft „Offenheit“ auf der Verhaltensebene beobachtet werden kann, den Begriff „offen“ zu verwenden, vgl. hierzu den Eintrag Operationalisierung im Glossar). Hinweise für gezielte Aufmerksamkeit liegen vor, wenn ein Kind seine Aufmerksamkeit auf einen Bereich begrenzt, die Augen fast ununterbrochen auf eine Aktivität gerichtet sind oder nur intensive Reize aus der Umgebung das Kind erreichen. Bei dieser zweiten Beobachtung kann überprüft werden, ob sich das erste Bild bestätigt oder das Kind nun anders wahrgenommen wird.

Mit der zweiten Auflage der Leuvener Engagiertheitsskala wurde das Diagnose-Tool um die Einschätzung der Kompetenz erweitert. Bei der Beobachtung der Kompetenz wird zunächst eine grobe Einschätzung dieser empfohlen. Danach können Einzelkompetenzen gezielt beobachtet und eingeschätzt werden. Dabei steht nicht die Überprüfung von Einzelfertigkeiten im Vordergrund, sondern das Gewinnen eines umfassenden Bildes der Entwicklung des Kindes. Das Arbeitsbuch enthält folgende Einzelkompetenzen, die jeweils genauer beschrieben werden: Grobmotorik, Feinmotorik, Ausdrucksfähigkeit, Sprachkompetenz, Begreifen der physischen Welt, Sozialkompetenz, logisches/mathematisches Denken und Selbststeuerung. Sprachkompetenz wird definiert als die aktive Beherrschung von Sprache und im passiven Sinn als Kompetenz, schnell und zutreffend zu verstehen, was andere mündlich oder schriftlich mitteilen. Hilfreiche Schlüsselfragen zur Einschätzung sind beispielsweise: Unterscheidet das Kind den Klang von Wörtern? Kann das Kind andere Personen verstehen, die über einen umfangreichen Wortschatz verfügen? Benutzt es selbst einen differenzierten Wortschatz? Wie komplex ist der Sprachgebrauch? Kann es seine Stimme ausdruckstark einsetzen? Ist es interessiert an sprachlichen Aktivitäten?

Des Weiteren ist mit der Leuvener Engagiertheitsskala eine Analyse der Bedingungen möglich, die Wohlbefinden und Engagiertheit beeinflussen. Leitfragen sind hierbei: Sind Räume und Materialien anregend? Ist die Engagiertheit in bestimmten Zeitspannen des Tages auffallend? Ist die Interaktion mit den Kindern oder die der Kinder untereinander förderlich für das Wohlbefinden oder die Engagiertheit?

Aus den durchgeführten Beobachtungen sollten anschließend konkrete Handlungsschritte entwickelt werden. Dem Arbeitsbuch lassen sich zehn Aktionspunkte zur Förderung von emotionalen Wohlbefinden und Engagiertheit entnehmen. Die Aktionspunkte setzen an folgenden Bereichen an: Aufteilung und Einrichtung der Räume, Ausstattung und Material, Aktivitäten, Impulsgebung, Regeln, Beziehung und Kommunikation, Umgang mit Gefühlen. Zudem gibt das Arbeitsbuch ausführliche Hinweise zur Förderung von Kindern mit besonderen sozial-emotionalen oder anderen entwicklungsmäßigen Bedürfnissen. Hinsichtlich der Förderung der sprachlichen Kompetenz werden die Nutzung verschiedener Medien empfohlen (z.B. Kassette, Bilder, übergroße Bücher zum Lesen), sowie das Wählen interessanter Geschichten, um die Kinder zum Zuhören zu motivieren.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Zugänglichkeit: Das Tool kann über die Homepage der Leuvener Engagiertheitsskala (s. Links) bestellt werden

Material/Schulung: Fortbildungen werden von der Arbeitsgruppe angeboten und können dort direkt erfragt und vereinbart werden (s. Links)

Durchführungsdauer: Die Durchführungsdauer ist vom Ziel abhängig und variabel. Es können kürzere intuitive Einschätzungen, sowie sich häufig wiederholende Beobachtungen durchgeführt werden.

Auswertung: Die Auswertung ist vom Ziel abhängig und variabel. Es ist möglich sich nur einen Überblick über die Gruppe zu verschaffen oder sich zeitintensiver mit Fördermöglichkeiten oder Reflexionen zu beschäftigen.

Preis: Das Arbeitsbuch zur Leuvener Engagiertheitsskala kostet 15,30 Euro. Ein Handbuch mit DVD, die Videobeispiele enthält, kostet 39,00 Euro.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Die Leuvener Engagiertheitsskala basiert auf dem sog. Leuvener Modell. Das Leuvener Modell ist ein in Belgien entwickelter pädagogischer Ansatz und stand im Zentrum des EU-Projekts „Improving Early Childhood Education`s Quality“, an dem Ausbildungsstätten von pädagogischen Fachkräften aus sechs europäischen Ländern teilnahmen. Für Deutschland wurden Elemente und Materialien daraus vor allem für den Elementarbereich übersetzt. Erstmalig wurde das Beobachtungssystem 1994 in Belgien eingeführt. Nach dem Leuvener Modell sind Wohlbefinden und Engagiertheit eines Kindes entscheidend für eine optimale Entwicklung. Wohlbefinden bedeutet, dass es dem Kind emotional gut geht und dass es die gesamte Bandbreite seiner Gefühlswelt erfährt und zulassen kann. Engagiertheit beschreibt die aktive Auseinandersetzung mit einer Sache. Wohlbefinden und Engagiertheit hängen eng zusammen. Nur ein Kind, das sich wohl fühlt, kann sich intensiv auf eine Sache einlassen. Nötig für Engagiertheit ist aber auch eine anregende Umgebung. Fehlt diese, so sind Engagiertheit und auch möglicherweise Wohlbefinden beeinträchtigt. Wohlbefinden und Engagiertheit eines Kindes gelten als Qualitätsmerkmale von Erziehungs- und Lernprozessen.

b) empirische Fundierung

Nach derzeitigem Kenntnisstand liegt keine empirische Fundierung für die Leuvener Engagiertheitsskala vor.

Alter: 3; 4; 5; 6

Klassenstufe: Kita

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Weitere Informationen, Materialbestellung und Fortbildung:
http://www.leuvener-engagiertheitsskala.de/ [10.11.2020]

Literaturhinweise

Vandenbussche, E. & Laevers, F. (2009). Beobachtung und Begleitung von Kindern - Arbeitsbuch zur Leuvener Engagiertheitsskala. Erkelenz: Berufskolleg.

Letzte Änderung am: 31.03.2022

Zur Werkzeugleiste springen