Lesen(d) lernen! Texte besser verstehen. Ein Trainingsprogramm.

FörderkonzeptFörderinstrumentPrimarstufeÜbergang Primar-/SekundarstufeSekundarstufe

Kurzbeschreibung

Preis: 19,90 Euro

Das Tool Lesen(d) lernen! Ist ein Trainingsprogramm, das in der Primar- und Sekundarstufe in den Klassen 4 bis 6 eingesetzt werden kann. Es dient der Förderung der Lesekompetenz, indem Textverständnis- und Lesetrainings durchgeführt werden. Bei dem Tool handelt es sich um eine Zusammenstellung von Materialien und Arbeitsblättern, die durch die Lehrkraft variabel im Unterricht oder in Fördermaßnahmen eingesetzt werden können.

Qualitätscheck:
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Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Wirksamkeit
5,11,12 9 bis 12 grüner Punkt grüner Punkt gelber Punkt

grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 18.06.2024

Welches Ziel hat das Tool?

Mit dem Trainingsprogramm Lesen(d) lernen soll die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern der vierten bis sechsten Klassen geschult werden. Das Programm stützt sich hierbei auf zwei Pfeiler: 1. Die Einübung und Anwendung von Lesestrategien und 2. Die Förderung der Leseflüssigkeit – der sogenannten fluency. Durch die Möglichkeit, die Materialien des Tools variabel einzusetzen – z.B. im Block oder fortlaufend ein- bis zweimal wöchentlich während des Unterrichts – lässt sich die Anwendung flexibel an die Unterrichtssituation anpassen. Das Tool kann in den Modulen P1 „Gezielte sprachliche Bildung in alltäglichen und fachlichen Kontexten“, P3 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit und ihrer Voraussetzungen“, P4 „Diagnose und Förderung des Leseverständnisses“, S1 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit“, S3 „Selbstreguliertes Lesen und Schreiben“ und S4 „Sprachliche Bildung in fachlichen Kontexten“ eingesetzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das Fördertool Lesen(d) lernen ist ein variabel anwendbares und somit flexibel auf die Unterrichtssituation anpassbares Verfahren zur Förderung der Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern der 4. bis 6. Klassen. Neben Arbeitsmaterialien für den Deutschunterricht stehen ebenfalls Arbeitsblätter zum Textverständnis für die Unterrichtsfächer Mathematik und Biologie zur Verfügung. Somit sollen die Verbesserung des Leseverständnisses und die Anwendbarkeit von Lesestrategien auf andere Fächer erweitert werden. Die vorliegenden Arbeitsblätter können außerdem als Hilfestellung zur Erstellung eigener Unterrichtsmaterialien dienen. Eine spezielle Berücksichtigung der Schüler mit Mehrsprachigkeit liegt nicht vor.

Das Tool kann grundsätzlich auch für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eingesetzt werden. Bei diesen Kindern ist es jedoch angezeigt, sie in zusätzlichen, kleineren Gruppen entsprechend ihres je spezifischen Bedarfs zu fördern.

Wie funktioniert das Tool?

Das Tool Lesen(d) lernen besteht aus 62 Arbeitsblättern, die den Strategieerwerb zum besseren Textverständnis systematisch unterstützen sollen. Die Arbeitsblätter werden in drei aufeinander aufbauende Stufen unterteilt, denen jeweils verschiedene Strategien zugeordnet sind. Stufe 1: Auf den Text blicken (Strategie 1: Gedanken zum Text machen), Stufe 2: Verstehen überprüfen (Strategie 2: Genau lesen!), Stufe 3: Strukturieren und Zusammenfassen (Strategie 3: Sinnabschnitte einteilen und benennen; Strategie 4: Wichtiges unterstreichen; Strategie 5: Informationen sortieren und graphisch darstellen).

Die genannten Strategien sollen nach und nach von der Lehrkraft vermittelt werden, indem sie als Modell fungiert und dabei einem dreischrittigen Lehr-/Lernprozess folgt. „Vermittlung von Lesestrategien“ macht den Anfang. Die Lehrerin bzw. der Lehrer liest einen Text laut vor und unterbricht an entsprechenden Stellen (z.B. bei Unklarheiten oder nach einem Textabschnitt). Dann äußert sie bzw. er seine Gedanken laut und sucht nach Lösungsmöglichkeiten (z.B.: „Was kann dieses Wort bloß bedeuten? Ich schaue gleich mal im Lexikon nach.“ „Diesen Satz habe ich nicht verstanden. Ich lese ihn am besten noch einmal.“). Die Autoren geben den Hinweis, dass zur besseren Veranschaulichung der Strategien zusätzlich Übersichten im Klassenraum aufgehängt oder Lesefächer angefertigt werden können. Bei der zweiten Stufe geht es um das „Wiederholte Üben der Lesestrategien“. Hier werden die Schülerinnen und Schüler dazu angeregt, Texte eigenständig mit dem Gebrauch von Strategien zu bearbeiten. Zunächst erfolgen noch recht konkrete Anweisungen durch die Lehrkraft („Unterstreiche nun mit dem Bleistift Wörter und Sätze, die du nicht verstehst, und mache ein Fragezeichen an den Rand...“) (Bönnighausen & Winter, 2012, S. 40). Nach einigen Übungen werden die Anweisungen offener („Lies und bearbeite den Text. Wende die Strategien an, die nötig sind, um den Text gut zu verstehen...“) (Bönnighausen & Winter, 2012, S. 78), die Lehrkraft hält sich immer mehr im Hintergrund. Der dritte Schritt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit den Strategien zum Textverständnis gestärkt wird. Die Autoren geben an, dass für diesen Lernschritt insbesondere Methoden des Kooperativen Lernens zielführend sind (hierzu werden im Band Lesen(d) lernen Beispiele genannt). Durch die Übungen findet zwischen den Schülerinnen und Schülern eine wechselseitige Unterstützung, Überwachung und Überprüfung für ein gemeinsames Ziel statt.

Die Durchführung des Tools kann entweder im Block oder in wenigen Stunden in der Woche, dann über einen längeren Zeitraum, erfolgen. Die Lehrerin bzw. der Lehrer kann die Arbeitsblätter des Tools entweder übernehmen oder als Anregung nehmen, eigene Arbeitsblätter zu gestalten.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Zur Durchführung wird das Buch von Marion Bönnighausen benötigt (s. Zugänglichkeit). Es bietet einen Einblick in das Konzept der Leseförderung und eine Erläuterung des theoretischen Hintergrunds. Außerdem befinden sich dort 62 Arbeitsblätter mit dem aufbereiteten Material. Zur Umsetzung des Tools muss jede Schülerin bzw. jeder Schüler einen Ausdruck der Arbeitsblätter erhalten. Diese können in entsprechender Anzahl aus dem Buch kopiert oder selber erstellt werden. Weiterhin werden Stifte und evtl. große Blätter, die als Poster in die Klasse gehängt werden, benötigt.

Schulung: Eine Schulung wird nicht benötigt.

Kosten: Das Buch kostet 19,90 Euro.

Zugänglichkeit: Das Tool „Lesen(d) lernen“ von Marion Bönnighausen kann im Buchhandel bestellt werden: ISBN 3942094312.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Dem Tool Lesen(d) lernen liegt die Annahme zu Grunde, dass zunächst explizit erarbeitete und eingeübte Lesestrategien durch häufige Anwendung zunehmend automatisiert werden.

Strategien, die zu Beginn ihrer Anwendung noch bewusst abgerufen und eingesetzt werden müssen, belegen einen großen mentalen Kapazitätsspeicher. Das heißt, dass einige Anstrengung nötig ist, um die richtige Strategie zu finden und sie auf den jeweiligen Leseschritt anzuwenden. Diese geistigen Kapazitäten, die explizit zur Nutzung der richtigen Strategie angewandt werden, stehen dem Leser dann nicht mehr für die eigentliche Aufgabe – das Lesen – zur Verfügung. Nach und nach automatisiert sich der Einsatz der Strategien und es bleibt mehr Raum für die tatsächliche Bewältigung der Aufgabe. Diese Entwicklung lässt sich mit der operativen Lerntheorie begründen, die beschreibt, welche neurophysiologischen Prozesse beim Lernen entstehen. Neuronale Verknüpfungen werden erworben und anschließend immer wieder genutzt. Es handelt sich nicht um anatomisch neue Verschaltungen, sondern um die Umorganisation bereits vorhandener Verbindungen, indem neue Einheiten gebündelt und durch den regelmäßigen Gebrauch zu festen Schaltmustern in den Zellverbänden werden.

Weiterhin basiert das Tool auf dem Konzept der fluency. Dieses besagt, dass flüssiges Lesen eine unbedingt notwendige Voraussetzung für das Textverständnis ist. Das Dekodieren der einzelnen Buchstaben zu Wörtern, das Zusammenfügen der Wörter zu Sätzen und schließlich die Erschließung eines ganzen Textes stellt einen komplexen kognitiven Prozess dar. Die Automatisierung dieses Vorgangs erleichtert das Verständnis von Texten.

b) empirische Fundierung

Das Programm Lesen(d) lernen wurde an der Westfälischen Universität Münster entwickelt und im schulischen Kontext über 6 Jahre hinweg von Prof. Souvignier, Institut für Bildung und Erziehung an der Universität Münster, erprobt, begleitet und von Prof. Souvignier, Institut für Bildung und Erziehung an der Universität Münster, extern evaluiert. Die Ergebnisse belegen eine signifikante Verbesserung der geförderten Gruppen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Die Evaluationsberichte wurden bisher nicht veröffentlicht, können aber demnächst auf der Homepage des Schreib-Lese-Zentrums der Westfälischen Wilhelms-Universität eingesehen werden.

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Lautleseverfahren (repeated reading; wiederholtes Lautlesen; chorisches Lesen)

Lautlesetandem

Alter: 9; 10; 11; 12

Klassenstufe: 4; 5; 6

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Literaturhinweise

Bönnighausen, M. & Winter, K. (2012). Lesend lernen! Texte besser verstehen. Ein Trainingsprogramm. Bottrop: Verlag Henselowsky Boschmann.

Rosebrock, C. & Nix, D. (2008). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider.

Letzte Änderung am: 25.06.2024

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