LESEN 8-9 – Lesetestbatterie für die Klassenstufen 8-9.

Verfahren zur Erfassung der basalen Lesekompetenz und des Textverständnisses

Kerstin Bäuerlein, Wolfgang Lenhard & Wolfgang Schneider

DiagnoseSekundarstufe

Kurzbeschreibung

Preis: 126,00 Euro.

Bei dem Diagnostiktool LESEN 8-9 handelt es sich um eine Testbatterie zur Ermittlung der basalen Lesekompetenz und des tiefergehenden Textverständnisses von Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klasse. LESEN 8-9 ist einzeln oder in der Gruppe, zum Beispiel zur Feststellung der Lesekompetenz in Schulklassen, durchführbar.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte in der Tabelle zeigen.)

grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Sekundar 12 14 bis 17 grüner Punkt grüner Punkt gelber Punkt
gelber Punkt Das Verfahren entspricht überwiegend den Minimalstandards. Eine Anwendung als Gruppentest kann aufgrund der hohen Standardisierung durch Lehrkräfte erfolgen. Die Gütekriterien sind nahezu alle erfüllt, lediglich die Anzahl der Personen ist mit 92 in einer Teilstichprobe der Normierung (für 9. Klasse Hauptschule) etwas zu gering.
Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 04.04.2024

Welches Ziel hat das Tool?

LESEN 8-9 ist ein diagnostisches Verfahren für Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse, das über zwei Subtests die basale Lesekompetenz und das tiefergreifende Textverständnis von Schülerinnen und Schülern erfasst. Somit können Defizite im Bereich der Lesekompetenz erkannt und gegebenenfalls Fördermaßnahmen eingeleitet werden. Das Tool ist als Gruppen- oder Einzeltest in Papierform durchführbar.

Das Tool LESEN 8-9 kann in dem Modul S1 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit“ eingesetzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das Tool LESEN 8-9 ist ein diagnostisches Verfahren mit dessen Hilfe die basale Lesekompetenz und das Textverständnis auf höherer Ebene von Jugendlichen der 8. und 9. Klasse ermittelt werden können. Es ermöglicht Lehrpersonen eine individuelle und umfassende Überprüfung der Lesekompetenz und die Erstellung eines individuellen Lesekompetenzprofils einzelner Schülerinnen und Schüler, um so etwa mögliche Defizite in der basalen Lesekompetenz und/oder dem tiefergehenden Textverständnis zu erkennen. Das Tool differenziert in beiden Klassenstufen im gesamten Leistungsbereich. Die Testbatterie kann so laut Autorenteam auch zur Evaluation von Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz dienen. Aufgrund der anvisierten Altersgruppe, die mit dem Ende der 9. Klasse ja teilweise auch Schulabgehende umfasst, ist das Tool laut Autorengruppe potentiell außerdem für Berufseignungstests sowie für Alphabetisierungskurse und als Hilfestellung bei der Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund geeignet. Die Durchführungsdauer liegt bei etwa 45 Minuten.

Mehrsprachigkeit wird im Tool nicht explizit berücksichtigt.

Wie funktioniert das Tool?

Die Lesetestbatterie LESEN 8-9 beinhaltet zwei Subtests, einen zur basalen Lesekompetenz und einen zu Textverständnis. Die reine Bearbeitungszeit umfasst laut Manual maximal 39 Minuten, die Durchführungsdauer insgesamt bei 45 Minuten. Das Tool liegt nur als Papierversion vor.

Im ersten Teil soll zur Überprüfung der basalen Lesekompetenz eine Liste von 100 kurzen, einfachen Sätzen auf deren inhaltliche Richtigkeit beurteilt werden. Die Länge der Sätze steigt dabei an. Die Schülerinnen und Schüler bekommen drei Minuten Zeit, um möglichst viele der Sätze zu lesen und ihre inhaltliche Richtigkeit zu beurteilen. So sollen die Jugendlichen beispielsweise den Satz „Zitronen sind sauer.“ und „Menschen atmen durch die Ohren.“ bis hin zu „Wenn man viel Zeit hat und nicht weiß, was man tun soll, nennt man das Langeweile.“ erlesen. Anschließend sollen sie ankreuzen, ob die Aussage inhaltlich richtig oder falsch ist.

Um das tiefergehende Textverständnis der Jugendlichen zu testen, bekommen diese sowohl einen expositorischen als auch einen narrativen Text mit jeweils 19 Verständnisfragen präsentiert. Diese Fragen wurden so konstruiert, dass die Antworten zum Teil wörtlich oder inhaltlich explizit im Text zu finden sind. Teilweise ist zusätzlich die Bildung von Kohärenzen und Inferenzen sowie die Verknüpfung mit bereits vorhandenem Wissen zur korrekten Beantwortung erforderlich. Die Beantwortung erfolgt in einem geschlossenen Antwortformat mit fünf Antwortalternativen (Multiple-Choice).

Die Auswertung erfolgt mithilfe von Schablonen, über die die Summe richtig gelöster Aufgaben bestimmt werden kann. Jede korrekt gelöste Aufgabe ergibt einen Rohwertpunkt. Aus diesen Rohwertpunkten lässt sich je ein Summenwert für die einzelnen Subtests basale Lesekompetenz und Textverständnis ermitteln. Zu beiden Summenwerten lässt sich ein entsprechender Prozentrang, ein T-Wert und das T-Wertband in den Normtabellen nachschlagen. Der Gesamtwert ergibt sich aus der Addition beider T-Werte. Auch dieser lässt sich über die Normtabellen einordnen. Dieses Vorgehen ist sowohl für die Klassenstufen 8 und 9 je nach Schulart getrennt sowie auch schulartübergreifend möglich. Zur Ermittlung von Stärken und Schwächen einzelner Schülerinnen und Schüler ist es außerdem möglich ein Lesekompetenzprofil zu erstellen.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material:  Die Testbatterie komplett besteht aus dem Manual, 10 Testheften, 10 Auswertungsbögen, einem Schablonensatz und einer Mappe. Zur Durchführung wird eine Stoppuhr benötigt.

Schulung: Das Tool ist verständlich gestaltet, sodass eine externe Schulung nicht notwendig ist. Die Anwenderinnen und Anwender sollten sich dennoch gut mit den Materialien, den Instruktionen und dem Ablauf vertraut machen.

Zugänglichkeit: Das Verfahren ist bei der Hogrefe-Testzentrale bestellbar (s. Links).

Durchführungsdauer: Die Durchführung dauert 45 Minuten, sodass eine Bearbeitung mit kurzer Instruktion in einer Schulstunde machbar ist.

Kosten: Die Kosten für das oben beschriebene Material umfassen 126,00 Euro. Es ist möglich 10 Testhefte für 29,80 Euro sowie 25 Auswertungsbögen für 18,40 Euro separat.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a)       Theoretische Fundierung:

Das Tool LESEN 8-9 wurde zur Erfassung der basalen Lesekompetenz und des tiefergehenden Textverständnisses konzipiert. Unter der basalen Lesekompetenz versteht man die Kompetenz, Grapheme mit einer gewissen Geschwindigkeit und Genauigkeit in Phoneme übersetzen zu können, ohne dabei große Anstrengung aufwenden zu müssen (vgl. Auer et al., 2005). Sie nimmt keinen Bezug auf inhaltliches Verständnis, sondern vielmehr auf die technische Lesefertigkeit. Dies sollte möglichst automatisiert ablaufen, um ausreichend Kapazität für die aktive Sinnentnahme zur Verfügung zu haben (vgl. Auer et al., 2005; Schneider et al., 2007).

Über diese basale Lesekompetenz hinaus beinhaltet ein tiefergehendes Textverständnis das Erfassen des Sinngehaltes geschriebener Wörter, Sätze und Texte. Hierzu gehört also mehr als Dekodieren. So muss die Leserin oder der Leser über die Bedeutung der einzelnen Wörter hinaus auch die syntaktische Struktur eines Satzes erkennen und den semantischen Gehalt der einzelnen Wörter in Zusammenhang bringen. Dies wird auch als lokale Kohärenzbildung bezeichnet (Lenhard & Artelt, 2009). Soll ein ganzer Text verstanden werden, müssen außerdem noch globale Kohärenzen gebildet werden, also auch größere Textabschnitte analysiert und in Zusammenhang gebracht werden. Diese Prozesse sind weniger automatisiert und es spielen metakognitive Fähigkeiten und Vorwissen eine Rolle (Lenhard & Artelt, 2009). Zusätzlich hierzu bezieht die Autorengruppe auch gängige Modelle zu verschiedenen Formen der Textrepräsentation (z.B. van Dijk & Kintsch, 1983) nachvollziehbar in ihre theoretischen Überlegungen mit ein. Aus diesen theoretischen Überlegungen schlussfolgert die Autorengruppe, diese beiden Bereiche der basalen Lesekompetenz und des Textverständnisses getrennt voneinander zu testen. Da durch das Tool LESEN 8-9 auch hierarchiehöhere Aspekte des Leseverständnisses erfasst werden sollen, ist die Bearbeitung eines längeren Textes notwendig, da dies eine Kohärenzbildung über größere Abschnitte hinweg erfordert. Zudem erreicht die Autorengruppe über das Stellen von Verständnisfragen, unterschiedliche Ebenen des Textverständnisses abzufragen. Über das getrennte Testen der beiden Bereiche kann das Tool LESEN 8-9 aber eben nicht nur das tiefergehende Textverständnis erfassen, sondern zunächst auch die basale Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler überprüfen, um bei schwächeren Verständnisleistungen erkennbar zu machen, ob die Schülerin oder der Schüler über eine ausreichende basale Lesekompetenz verfügt. So ist besser feststellbar, ob eine eventuelle Förderung schon an der basalen Lesekompetenz ansetzen muss oder die bzw. der Jugendliche an tiefergehenden Verständnisleistungen, wie z.B. der Bildung von Kohärenzen und Inferenzen, scheitert. Die Auswahl eines Erzähltextes und eines Sachtextes basiert auf der Überlegung, dass diese unterschiedlichen Textarten unterschiedliche Erwartungen wecken und so auch in ihren Anforderungen unterschiedlich sein können.

Aufgrund dieser theoretischen Überlegungen kann das Tool als theoretisch fundiert erachtet werden.

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Für das Tool LESEN 8-9 liegen Normen für das Schuljahresende der 8. und 9. Klasse vor. Die Normstichprobe setzt sich aus 945 Schülerinnen und Schülern aus sieben deutschen Bundesländern zusammen. Es liegen für das jeweilige Schuljahresende Normen sowohl für die einzelnen Subtests basale Lesekompetenz und Textverständnis, wie auch für das Gesamtergebnis in Form von Prozentrangnormen, T-Werten und T-Wertbändern vor. Zu eventuellen Diskrepanzen zwischen den Subtests sind die relative Häufigkeit der Abweichungen und die entsprechende Signifikanzgrenze angegeben. Liegt die Abweichung über der Signifikanzgrenze, ist der Unterschied zwischen den Tests als auffällig einzustufen. In der Normstichprobe befinden sich überwiegend Jugendliche mit Deutsch als Muttersprache.

Es gibt genaue Anweisungen im Manual, wodurch die Durchführungsobjektivität begründet werden kann. Die Auswertungsobjektivität ergibt sich durch die eindeutige Festlegung der richtigen Antworten und die Auswertung mittels einer Schablone. Die Interpretationsobjektivität wird durch den Vergleich der Ergebnisse der Testpersonen mit denen der Normstichprobe begründet. Insgesamt ist das Gütekriterium der Objektivität somit erfüllt.

Als Maß für die Reliabilität wird beim LESEN 8-9 einerseits die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) für die Subtests mit sehr guten α = .97 (Basale Lesekompetenz) bzw. α = .87 (Textverständnis) angegeben. Außerdem erreicht das Verfahren für die Retest-Reliabilität mit einem Intervall von drei Wochen auch gute Werte von rtt = .78 (Basale Lesekompetenz) bzw. rtt =.84 (Textverständnis) sowie von rtt = .80 für das Gesamtergebnis.

Die Validität wurde als Inhaltsvalidität, Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität bestätigt. Die Validität von LESEN 8-9 ist theoretisch gut begründet und empirisch belegt. Beispielsweise korrelieren die beiden Subtests bedeutsam mit den Ergebnissen in einem anderen Leseverständnistest, dem Lesegeschwindigkeits- und -verständnistest für die Klassen 5-12 (LGVT 5-12), sowie deutlich niedriger mit der Mathematiknote im letzten Zeugnis (r = -.10 für die basale Lesekompetenz bzw. -.32 für das Textverständnis). Weitere Ergebnisse finden sich im Manual.

Die Testbatterie kann somit als empirisch fundiert gelten.

Alter: 14; 15; 16; 17

Klassenstufe: 8; 9

Links:

Bestellmöglichkeit für den Test:

https://www.testzentrale.de/shop/lesetestbatterie-fuer-die-klassenstufen-8-9.html [04.04.2024]

Literaturhinweise

Auer, M., Gruber, G., Mayringer, H. & Wimmer, H. (2005). Salzburger Lesescreening für die Klassenstufen 5-8. Bern: Huber.

Bäuerlein, K., Lenhard, W. & Schneider, W. (2012). Lesetestbatterie für die Klassenstufen 8-9. Verfahren zur Erfassung der basalen Lesekompetenz und des Textverständnisses. Göttingen: Hogrefe.

Lenhard, W. & Artelt, C. (2009). Komponenten des Leseverständnisses. In W. Lenhard & W. Schneider (Hrsg.), Diagnostik und Förderung des Leseverständnisses, Tests und Trends (N. F. Bd. 7, S. 1-17). Göttingen: Hogrefe.

Schneider, W., Schlagmüller, M., & Ennemoser, M. (2007). Lesegeschwindigkeits- und -verständnistest für die Klassen 6-12. Göttingen: Hogrefe. Press.

van Dijk, T.A. & Kintsch, W. (1983). Strategies of discourse comprehension. New York: Academic

Letzte Änderung am: 04.04.2024

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