Hamburger Schreibprobe 5-10 (HSP 5-10)

DiagnosePrimarstufeSekundarstufe

Kurzbeschreibung

Preis: 23,50 Euro (Details)

Die Hamburger Schreibprobe 5-10 ist Bestandteil der umfangreichen Hamburger Schreibprobe 1-10. Ziel der Hamburger Schreibprobe ist es, die Rechtschreibleistung zu überprüfen sowie die Kompetenzen bei der Nutzung verschiedener Rechtschreibstrategien zu erfassen. Die HSP 1-10 besteht aus verschiedenen Untertests, die für die Klassen 1 bis 10 entwickelt wurden (HSP1+, HSP 2, HSP3, HSP 4-5, HSP 5-10). Im Folgenden wird der Untertest HSP 5-10 beschrieben, der in den Klassen 5 bis 10 eingesetzt werden kann. Die HSP 5-10 besteht aus zwei Versionen, der HSP 5-10 B (Basisanforderung) und der HSP 5-10 EK (Erweiterte Kompetenz). Die HSP 5-10 B eignet sich, wenn Grundfertigkeiten erfasst werden sollen. Das Verfahren differenziert vor allem im unteren Leistungsbereich. Die HSP 5-10 EK wird eingesetzt, um komplexere Rechtschreibleistungen zu erfassen und differenziert vor allem im oberen Leistungsbereich. Das Verfahren kann als Einzeltest und als Gruppentest durchgeführt werden.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte in der Tabelle zeigen.)

grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Sekundar 20 10 bis 15 grüner Punkt grüner Punkt gelber Punkt
gelber Punkt Das Verfahren entspricht überwiegend den Minimalstandards. Optimierungsbedarf gibt es bei der Validität: Die Kriterienvalidität/kriteriumsbezogene Validität sowie die konvergente Validität wurden für die Klassenstufen 5 und 7 berechnet. Offen ist ein Nachweis der Validität für die Klassenstufen 6, 8, 9 und 10. Für diese Klassenstufen ist trotz einer gewissen Plausibilität noch nicht hinreichend nachgewiesen, dass das Verfahren tatsächlich misst, was es messen soll. Da es sich um ein Testverfahren handelt, wird eine Anwendung nur durch diagnostisch geschultes Personal empfohlen.

Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 28.05.2024

Welches Ziel hat das Tool?

Die HSP 5-10 ist ein Diagnostik-Tool. Mit Hilfe der HSP 5-10 lassen sich die individuelle Rechtschreibleistung von Schülerinnen und Schülern sowie die Anwendung grundlegender Rechtschreibstrategien ökonomisch erfassen.

Die HSP 5-10 kann in den Modulen S2 „Lese- und Schreibstrategien im Verbund vermitteln“ und Modul S4 „Diagnose und Förderung des Leseverständnisses“ angewendet werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Die HSP 5-10 ermöglicht die Erfassung der individuellen Rechtschreibleistung von Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 10. Der Test kann eingesetzt werden, um den Lernstand und die Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich ihrer Rechtschreibleistung kontinuierlich zu dokumentieren und kann vom Lehrpersonal selbst durchgeführt werden. Es stehen zwei Versionen zur Verfügung, HSP 5-10 B (Basisanforderung) und HSP 5-10 EK (Erweiterte Kompetenz). Die HSP 5-10 B differenziert vorrangig im unteren Leistungsbereich, während die HSP 5-10 EK für eine stärkere Differenzierung im oberen Leistungsbereich eingesetzt wird. Der Test kann als Einzel- und als Gruppentestung durchgeführt werden. Mehrsprachigkeit wird nicht berücksichtigt.

Wie funktioniert das Tool?

Das Testverfahren HSP 5-10 besteht aus zwei Versionen, der HSP 5-10 B (Basisanforderung) sowie der HSP 5-10 EK (Erweiterte Kompetenz). Mit Hilfe der HSP 5-10 B werden Grundfertigkeiten erfasst. Die HSP 5-10 EK wird hingegen eingesetzt, wenn komplexere Rechtschreibleistungen erfasst werden sollen.

Bei der HSP 5-10 B erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Testheft mit einem Umfang von vier Seiten. Der Test besteht aus drei Aufgaben. Bei der ersten Aufgabe werden Einzelwörter vorgelesen. Die Aufgabe beinhaltet insgesamt 14 Wörter, die aufgeteilt auf zwei Blöcke bzw. Seiten im Testheft vorgegeben werden. Wichtig ist, zu beachten, dass die Testleiterin oder der Testleiter die Wörter nicht einzeln diktiert, sondern alle Wörter eines Blockes (d.h. sieben Wörter) auf einmal vorliest. Diese Vorgehensweise ermöglicht es jedem Schüler und jeder Schülerin, seinem oder ihrem eigenen Schreibtempo zu folgen. Zu jedem Wort gibt es eine Erinnerungshilfe in Form eines kleinen Bildes. Sollte ein Schüler oder eine Schülerin ein Wort vergessen haben, darf er oder sie nachfragen. In der zweiten Aufgabe werden fünf Sätze einzeln diktiert. Die Sätze dürfen bei Bedarf mehrfach wiederholt werden. Auch zu jedem Satz gibt es als Erinnerungshilfe Bilder. Der Test endet mit der dritten Aufgabe, bei der den Schülern ein Lückensatz vorgegeben wird. Die Testleiterin oder der Testleiter liest den vollständigen Satz vor, und die Schülerinnen und Schüler müssen in den Lücken die vorgelesenen Wörter ergänzen. Der Satz wird so oft wie erforderlich wiederholt. Auf der letzten Seite des Testheftes stehen Tierrätsel zur Verfügung, die Schülerinnen oder Schüler lösen können, falls eine Gruppentestung stattfindet und sie vor den anderen mit den Aufgaben fertig werden. Bei der Auswertung wird das Tierrätsel aber nicht berücksichtigt. Eine zeitliche Begrenzung der Bearbeitungszeit wird im Testmanual nicht angegeben.

Für die Version HSP 5-10 B stehen zwei Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung, manuell oder online. Die manuelle Auswertungsdauer wird mit ca. 15 Minuten angegeben. Im Testpaket sind Auswertungsschablonen enthalten, die bei der manuellen Auswertung verwendet werden.
Die manuelle Auswertung erfolgt in mehreren Schritten. Für eine rasche Ermittlung von groben Vergleichswerten wird zunächst die Anzahl richtig geschriebener Wörter gezählt. Dabei wird die Anzahl korrekt geschriebener Wörter über alle Aufgaben summiert. Um ein detaillierteres Bild der Rechtschreibleistung der Schülerinnen und Schüler zu erhalten, wird die Anzahl richtig geschriebener Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen (Graphemtreffer) ausgewertet. Detaillierte Hinweise zur Auswertung auf Graphemebene finden sich im Manual. Auch die Anzahl korrekter Grapheme wird über alle Aufgaben summiert. Sowohl für die Anzahl richtig geschriebener Wörter als auch für die Anzahl korrekter Graphemtreffer stehen Normwerte zur Verfügung.
Neben der Auswertung auf Wort- und Graphemebene erfolgt eine Auswertung der verwendeten Rechtschreibstrategien. Dabei werden vier Rechtschreibstrategien beurteilt (alphabetische, orthographische, morphematische und wortübergreifende Strategie). Für diese Auswertung sind im Text sogenannte Lupenstellen definiert, die jeweils einer der vier Strategien zugeordnet sind. Aus der Anzahl der richtig geschriebenen Lupenstellen lässt sich für jede Rechtschreibstrategie ein sogenannter Strategiewert ermitteln. Im Manual finden sich detaillierte Hinweise zur Beurteilung der Lupenstellen. Für jeden ermittelten Strategiewert sind im Manual entsprechende Normwerte angegeben.
Zusätzlich ist es möglich, die vom Kind benutzten überflüssigen orthographischen Elemente (z.B. überflüssige Länge- und Kürzezeichen wie „Nielpferd“) und die Oberzeichenfehler (z.B. i-Punkte) auszuwerten. Die Auswertung der überflüssigen orthographischen Elemente ermöglicht eine weitere Einschätzung, wie sicher Schülerinnen und Schüler bei der Verwendung orthographischer Elemente sind. Die Oberzeichenfehler geben Aufschluss darüber, wie sorgfältig die Schülerinnen und Schüler gearbeitet haben. Für beide Werte stehen Normwerte zur Verfügung.
In einem letzten Schritt können alle in der HSP 5-10 B ermittelten Werte in ein Strategieprofil eingetragen werden. Detaillierte Hinweise zur Interpretation so entstehender Strategieprofile finden sich im Manual.
Zusätzlich zur Auswertung auf Schülerebene lassen sich die Ergebnisse einer ganzen Klasse in einer sogenannten Klassenübersicht abbilden. Auch für die durchschnittliche Klassenleistung stehen Normwerte zur Verfügung, so dass sich die Klassenleistung bspw. mit der Leistung von Schülern auf Bundesebene vergleichen lässt.

Für die Online-Auswertung befindet sich auf jedem Testheft ein Auswertungscode. Dieser muss auf der Seite www.hsp-plus.de eingegeben werden. Die Fehlschreibungen von Schülerinnen und Schülern werden in einer Maske eingegeben. Als Ergebnis erhält der Testleiter oder die Testleiterin alle oben beschriebenen Werte der HSP, ein Strategieprofil für einzelne Schülerinnen und Schüler, Strategieprofile für alle Schülerinnen und Schüler sowie eine Klassenübersicht. Die Auswertungsdauer ist mit etwa fünf Minuten angegeben. Das Vorgehen bei der Online-Auswertung wird im Manual detailliert beschrieben. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass sich der Testleiter oder die Testleiterin vor Verwendung der Online-Auswertung mit den Kriterien der Auswertung auseinandergesetzt haben sollte, um die Ergebnisse sinnvoll interpretieren zu können.

Bei der Version HSP 5-10 EK erhalten die Schüler und Schülerinnen nur eine Aufgabe. Es wird ein Text mit komplexen Sätzen vorgegeben, der teilweise falsch geschriebene Wörter enthält und bei dem sämtliche Satzzeichen (Kommata, Punkte, Redezeichen) fehlen. Die falsch geschriebenen Wörter müssen von den Schülerinnen und Schülern korrigiert und die Satzzeichen eingefügt werden. Dies erfordert, dass die formale Struktur des Textes selbstständig erschlossen wird. Eine Begrenzung der Bearbeitungszeit wird im Manual nicht angegeben.

Auch bei der Version HSP 5-10 EK stehen zwei Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung, manuell und online. Für die manuelle Auswertung finden sich im Testpaket entsprechende Auswertungsschablonen. Es wird ein Gesamtwert ermittelt, der sich aus Teilwerten für die Korrektur fehlerhafter Vorlagewörter und korrekt eingesetzter Satzzeichen zusammensetzt. Für den Gesamtwert finden sich im Manual Normtabellen mit T-Werten und Prozenträngen. In einem nächsten Schritt lassen sich die verwendeten Rechtschreibstrategien (orthographische, morphematische und wortübergreifende Strategie) auswerten. Dafür wurden auch in diesem Test vorab sogenannten Lupenstellen definiert, die jeweils einer der Rechtschreibstrategien zugeordnet sind. Aus der Auswertung dieser Lupenstellen ergibt sich für jede Rechtschreibstrategie ein Strategiewert, für die entsprechende Normtabellen vorhanden sind. Mit Hilfe der ermittelten Strategiewerte lässt sich für die Schülerinnen und Schüler ein Strategieprofil erstellen. Interpretationshilfen zu diesen Strategieprofilen finden sich im Manual. Auch für die HSP 5-10 EK lässt sich eine Klassenübersicht erstellen. Für die durchschnittlich erreichten Klassenwerte stehen ebenfalls Normwerte zur Verfügung. Die manuelle Auswertungsdauer wird mit etwa 15 Minuten pro Test angegeben. Die Online-Auswertung erfolgt wie bereits bei der HSP 5-10 B beschrieben. Auf jedem Testheft befindet sich ein Auswertungscode, der für die Online-Auswertung verwendet werden kann. Die Dauer wird mit ca. fünf Minuten angegeben.

Beide Testversionen HSP 5-10 B und HSP 5-10 EK lassen sich kombiniert einsetzen. Im Manual finden sich entsprechende Vorlagen, in denen die Ergebnisse beider Tests kombiniert dargestellt werden können.

Für beide Versionen stehen Normtabellen zur Verfügung, die jeweils aufgeteilt nach Klassenstufe (Klassenstufe 5 bis 10) und getrennt nach Schulform (alle Schulformen, Haupt- und Realschulen, Gymnasien) dargestellt sind. Es stehen Normen für Deutschland insgesamt oder für Stadtstaaten und großstädtische Ballungsgebiete getrennt zur Verfügung.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Für die Durchführung der HSP 5-10 B und HSP 5-10 EK gibt es jeweils ein Handbuch sowie entsprechende Testhefte mit Auswertungsschablonen. Für ausführlichere Hintergrundinformationen sollte man das HSP Handbuch für alle Stufen zusätzlich anschaffen. Neben dem Testmaterial werden zwei Stifte (davon ein Ersatzstift) benötigt.

Auswertung: Die Auswertung kann manuell und online erfolgen. Beide Auswertungsmöglichkeiten sind im Handbuch ausführlich beschrieben. Für die Online-Auswertung findet sich auf jedem Testheft ein entsprechender Auswertungscode.

Durchführungsdauer: Der Test hat keine zeitliche Begrenzung. Als Erfahrungswert geben die Autoren an, dass die Bearbeitung auch bei leistungsschwachen Schülern keine ganze Unterrichtsstunde beansprucht. Die Auswertungsdauer wird mit ca. 15 Minuten pro Kind für die manuelle und fünf Minuten für die Online-Auswertung angegeben.

Schulung: Eine zusätzliche Schulung ist nicht erforderlich, und der Test kann vom Lehrpersonal selbst durchgeführt werden. Alle benötigten Informationen sind im beiliegendem Manual enthalten.

Preis: Der Einzelpreis für die Handbücher HSP 5-10 B und HSP 5-10 EK wird mit 23,50 Euro angegeben. Jeweils fünf Testhefte mit Online-Codes kosten 6,25 Euro. Das Handbuch für alle Stufen, Ausgabe 2018, kostet 34,95.

Zugänglichkeit: Das Testverfahren kann beim Hogrefe-Verlag bestellt werden (s. Links).

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Die Konzeption der Hamburger Schreibprobe (HSP) selbst basierte ursprünglich auf den Daten eines Forschungsprojektes, bei dem die Entwicklung von orthographischen und textualen Kompetenzen untersucht wurde (May, 1990). Neben der Erfassung der richtig und falsch geschriebenen Wörter bzw. Grapheme ist nach May (2013) für eine umfassende Rechtschreibdiagnostik wichtig, den Prozess des Zustandekommens von Schreibweisen zu verstehen. May (1993) definiert verschiedene Rechtschreibstrategien, die mit zunehmender Rechtschreibkompetenz zu einer komplexen Gesamtstrategie führen. Dabei ist wichtig, die Kenntnisse zunächst der einzelnen Teilstrategien zu kennen, um den Kenntnisstand von Schülerinnen und Schülern einschätzen zu können. Die Auszählung korrekt geschriebener Wörter erwies sich als zu wenig differenzierend, um einen möglichen Förderbedarf hinsichtlich Rechtschreibkompetenzen frühzeitig erkennen zu können. Der Autor der Hamburger Schreibprobe (HSP) entwickelte daraufhin die Auswertung auf Graphemebene (May, 1985), die in der HSP entsprechend verwendet wird. May (2013) beschreibt, dass ein Kind zunächst intuitiv bestimmte Regeln lernt. Steuert die erkannte Regel wiederholt und zunehmend systematisch das Handeln, so kann von der Anwendung einer Strategie gesprochen werden. Es lassen sich vier Hauptstrategien unterscheiden: Logographemische Strategie, alphabetische Strategie, orthographische Strategie und morphematische Strategie.

Bei der logographemischen Strategie wird die Schreibung von Wortteilen (z.B. Wortanfänge) und Wörtern logographemisch gemerkt. Das bedeutet, dass sich ein Kind eine Buchstabenfolge einprägt, ohne einen Lautbezug herzustellen. Die alphabetische Strategie beinhaltet, dass ein Lautbezug zu den Buchstaben hergestellt wird und eigens ausgesprochene Wörter mit Hilfe der erlernten Buchstaben analysiert werden können. Unter der orthographischen Strategie werden die wichtigsten orthographischen Regelungen (wie z.B. Längezeichen) zusammengefasst. Die Anwendung der morphematischen Strategie bedeutet, dass ein Schreiber in der Lage ist, Wörter in ihre Bausteine aufzugliedern und daraus die Schreibung eines Wortes abzuleiten (z.B. Staub ist mit staubig verwandt, deshalb „b“). Neben diesen Strategien muss eine weitere Strategie, die wortübergreifende Strategie, angewandt werden, bei der neben einzelnen Wörtern und Satzzeichen auch größere sprachliche Einheiten (wie z.B. ganze Sätze) beachtet werden müssen. Ein Beispiel für eine wortübergreifende Strategie wäre die Identifizierung der Wortart für Groß- oder Kleinschreibung.

Nach May (2013) erlernen die Kinder diese Strategien in der Reihenfolge, wie die Strategien oben beschrieben sind. Beherrscht ein Kind eine Strategie ausreichend, stehen ihm Ressourcen zur Verfügung, um sich mit weiteren Aspekten des Schreibens zu befassen und auf dieser Grundlage die nächst „höhere“ Strategie zu erlernen. Die bereits erlernte Strategie wird zunehmend automatisiert. In der Regel werden mehrere Strategien eingesetzt, um ein ganzes Wort zu schreiben. Mit einer Auswertung auf Basis von ganzen Wörtern wäre die Erfassung von verschiedenen Rechtschreibstrategien nicht möglich. Bei der HSP ist dies möglich, da die Auswertung vorrangig auf Phonem-Graphem-Ebene (Lautebene-Schriftzeichenebene) erfolgt. Entsprechend wird bei der HSP jede Wortstelle einer Strategie zugeordnet. Als Strategien werden in der HSP die alphabetische Strategie, die orthographische Strategie, die morphematische Strategie und die wortübergreifende Strategie (ab der vierten Klasse) erfasst. Die logographemische Strategie wird nicht erfasst. Dies wird vom Autor selbst nicht weiter erläutert. Im Manual findet sich eine ausführliche Beschreibung, wie die Zuordnung von Wortstellen zu den einzelnen Strategien konkret durchgeführt wurde.

In der HSP werden neben den Strategien die Oberzeichenfehler erfasst. May (1994) konnte zwar zeigen, dass die Fehler bei Oberzeichen nur gering mit der Rechtschreibleistung zusammen hängen, aber tendenziell häufiger bei schwächeren Rechtschreibern vorkommen. Zudem ergibt die Auswertung dieses Kennwertes nach May (2013) Hinweise auf eine geringe Sorgfalt oder mangelnde Aufmerksamkeitskontrolle beim Schreiben.

b) empirische Fundierung

Um die Testgüte der HSP zu prüfen, wurden verschiedene Kennwerte bestimmt. Für die Bestimmung der Zuverlässigkeit des Tests verwendet man als Kennwert die interne Konsistenz. Für alle Schulklassen zeigte sich auf Graphemebene eine hohe Zuverlässigkeit. Auf Wortebene zeigte sich ebenfalls eine ausreichend hohe Zuverlässigkeit. Insgesamt fielen die Werte aber etwas geringer aus als auf Graphemebene, was die Autoren auf die geringe Anzahl zu schreibender Wörter im Vergleich zu den zu schreibenden Graphemen zurückführen. Auch die Reliabilitätswerte für die Strategien liegen geringer als die Werte für die Graphemebene. Insgesamt ist die Reliabilität der Strategien als hinreichend einzuschätzen. Neben der internen Konsistenz wurde außerdem die Stabilität der Testergebnisse erfasst, und zwar nach sechs und nach 12 Monaten. Dabei ergaben sich hohe Zusammenhänge der Werte zwischen den Messzeitpunkten. Die Ergebnisse des Verfahrens sind demnach als stabil einzuschätzen.

In Bezug auf die Frage, ob der Test auch tatsächlich das misst, was er zu messen vorgibt, kann davon ausgegangen werden, dass die Inhaltsvalidität des Testverfahrens gegeben ist. Zudem wurde die konvergente Validität (Zusammenhang mit Lehrerurteilen, z.B. May, Malitzky und Vielauf, 2001; Zusammenhang mit anderen Rechtschreibtests) überprüft. May (2013) bietet in tabellarischer Form eine Übersicht über die Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen der HSP und den Lehrerinnen- und Lehrerurteilen mit Angabe der Quellen. Insgesamt waren die Übereinstimmungen zufriedenstellend. Ein Überblick über den Zusammenhang zwischen der HSP und anderen Rechtschreibtests findet sich ebenfalls im Manual. Hier allerdings sind die entsprechenden Quellenangaben nicht mit aufgeführt und entsprechende Literaturangaben sind nicht ersichtlich. Für die Jahrgangsstufe fünf bis zehn wird hierbei der Zusammenhang mit dem Test SL-HAM 6/7 (Hamburger Schulleistungstest für sechste und siebte Klassen, Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung, Amt für Schule, 1998) angegeben. Es ergaben sich hier nur mittlere Zusammenhänge zwischen den beiden Tests. May (2013) begründet die geringen Zusammenhänge mit der besonderen Auswertungsform der HSP (Graphemebene, Strategiewerte). Als Beleg führt er höhere Zusammenhänge zwischen der HSP und den anderen Tests an, wenn diese nach dem Prinzip der HSP ausgewertet wurden. Auch hier fehlen entsprechende Literaturangaben. Eine entsprechende Berechnung für die Jahrgangsstufen fünf bis zehn fehlt. Tacke, Völker und Lohmüller (2001) warfen der HSP vor, dass diese zu leicht sei und der Förderbedarf von Kindern unterschätzt würde. Für eine ausführliche Diskussion siehe Tacke et al., (2001) und May et al., (2001).

Die HSP wurde im Jahre 2012 vollständig neu normiert. Dabei wurden für die Versionen HSP 5-10 B sowie HSP 5-10 EK insgesamt 43460 Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis zehn getestet. Die Anzahl der Schüler ist über die verschiedenen Jahrgangsstufen nicht gleichmäßig verteilt. Während für die Stufe fünf (N = 16031) und sechs (N = 10855) die größten Stichproben vorliegen, nimmt die Stichprobengröße mit zunehmender Jahrgangsstufe ab. Die Stichprobengröße für die Jahrgangsstufe zehn ist aber mit einem Umfang von 2214 Schülerinnen und Schülern noch immer ausreichend groß.

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT-II)

Alter: 10; 11; 12; 13; 14; 15

Klassenstufe: 5; 6; 7; 8; 9; 10

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Homepage der Hogrefe Testzentrale mit Bestellmöglichkeit:
https://www.testzentrale.de/shop/hamburger-schreib-probe-1-10-90204.html [28.05.2024]

Literaturhinweise

Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung. Amt für Schule. (1998). Der Hamburger Schulleistungstest für sechste und siebte Klassen – SL/HAM 6/7. Hamburg.

May, P. (1985). Zum neuen DRT 2: Alter Wein im neuen Schlauch? BL-Info, Informationen für Beratungslehrer, Amt für Schule, 9, 11-19.

May, P. (1993). Vom Umgang mit Komplexität beim Schreiben. Herausbildung orthographischer Kompetenz als erweiterte Rekonstruktion sprachlicher Strukturen. In S. Richter, H. Brügelmann (Hrsg.), Bedeutungen erfinden – im Kopf, mit Schrift und miteinander. Bd. 5 DGLS-Jahrbuch. Konstanz: Faude.

May, P. (1994). Jungen und Mädchen schreiben „ihre“ Wörter: Zur Rolle der persönlichen Bedeutung beim Lernen. In S. Richter, H. Brügelmann (Hrsg.), Mädchen lernen anders als Jungen (S. 83-98). Konstanz: Libelle.

May, P. (2013). Hamburger Schreibprobe (HSP 1-10). Hamburg: Verlag für pädagogische Medien.

May, P., Malitzky, V., & Vieluf, U. (2001). Rechtschreibtests im Vergleich: Wie stellt man deren Güte fest und wie besser nicht? Anmerkungen zur Kritik von Tacke, Völker und Lohmüller an der HSP. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 48, 146-152.

Tacke, G., Völker, R., & Lohmüller, R. (2001). Die Hamburger Schreibprobe. Probleme mit einem neuen Rechtschreibtest. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 48, 135-145.

Hinweis:
Die Verfahren (Tools), die Sie hier finden, werden in der Bund-Länder Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) eingesetzt und wurden bislang aus wissenschaftlicher Sicht als empfehlenswert identifiziert. Aspekte der praktischen Anwendbarkeit werden in der Projektlaufzeit ergänzt. Verfahren mit einer grünen Kennzeichnung genügen wissenschaftlichen Minimalstandards. Verfahren mit einer gelben Kennzeichnung genügen überwiegend diesen Minimalstandards zeigen jedoch Optimierungsbedarfe, auf die in vorangestellten Anmerkungen hingewiesen wird.
Bei den hier aufgeführten Verfahren handelt es sich keineswegs um eine erschöpfende Bewertung aller in BiSS verwendeter Verfahren, sondern um einen VORLÄUFIGEN Stand, der diagnostische Tools berücksichtigt. Eine kriteriale Empfehlungsgrundlage für Förder-Tools wurde ebenfalls im Trägerkonsortium erarbeitet und ist in den Tabellen Qualitätscheck der Förderkonzepte und Förderinstrumente einsehbar.

Letzte Änderung am: 31.05.2024

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