Bestandsaufnahme der schulischen Leseförderpraxis mit Hilfe der „Checkliste“

ProfessionalisierungskonzeptPrimarstufeSekundarstufe
Hinweis:
Die Beschreibungen, die Sie hier finden, dokumentieren Materialien, die in der BISS-Laufzeit von 2013 bis 2019 in der Regel aus der Praxis heraus von Verbundteilnehmerinnen und -teilnehmern zur Erreichung ihrer Förderziele entwickelt bzw. weiterentwickelt wurden. Eine wissenschaftliche Prüfung dieser Materialien ist aufgrund des oft kleinen Einsatzgebiets oder einer bislang nicht abgeschlossenen Weiterentwicklung vom Trägerkonsortium nicht durchgeführt worden.

Kurzbeschreibung

Kostenlos.

Bei dem Tool handelt sich um ein Instrument, das im Bereich der Professionalisierung eingesetzt wird. Es soll Lehrerinnen und Lehrer aller Schülerinnen und Schüler der 3. bis 13. Klasse befähigen, eine Bilanzierung der momentanen Leseförderung nach wissenschaftlichen Erkenntnissen vorzunehmen. Auf Grundlage der Ergebnisse sollen Ziele für die weitere Arbeit in diesem Bereich abgeleitet werden.

Welches Ziel hat das Tool?

Das Tool Bestandsaufnahme der schulischen Leseförderpraxis mit Hilfe der „Checkliste“ ist ein Professionalisierungsinstrument, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Es soll das Kollegium einer Schule in die Lage versetzen, mit Hilfe einer Checkliste die Angebote zur Leseförderung zu überprüfen. Der Entwicklungsbedarf und eventuelle weitere Ziele der Leseförderung können auf dieser Grundlage formuliert werden. In der Primarstufe kann das Tool in den Modulen P3 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit und ihrer Voraussetzungen“ sowie P4 „Diagnose und Förderung des Leseverständnisses“ eingesetzt werden, im Sekundarbereich kann es in den Modulen S1 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit“ sowie S2 „Lese- und Schreibstrategien im Verbund vermitteln“ Anwendung finden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Die Bestandsaufnahme der schulischen Leseförderpraxis mit Hilfe der „Checkliste“ kann ergänzend zum Unterricht der Klassen 3 bis 13 mit dem gesamten Kollegium einer Schule durchgeführt werden, um zu überprüfen, „ob die Mindeststandards im schulischen Angebot zur Leseförderung berücksichtigt und beinhaltet sind“ (Krug, 2014). Die formulierten Standards sind:

  • Einsatz von Leselernstandserhebungen als Grundlage von Förderung,
  • Förderung der Dekodierfähigkeit/Leseflüssigkeit,
  • Einübung von Lesestrategien/auch Schreiben zum Lesen,
  • Lesen in allen Fächern,
  • Lesemotivation/Vielleseverfahren und Leseförderung von Jungen.

Diese „Bestandsaufnahme“ bildet die Grundlage, bereits gelingende Lesefördermaßnahmen zu identifizieren, Entwicklungsbedarfe festzustellen und Ziele für die weitere Arbeit abzuleiten. Somit dient die Bestandsaufnahme der schulischen Leseförderpraxis mit Hilfe der „Checkliste“ der systematischen und systemischen Entwicklung von Unterricht in Bezug auf Lesefähigkeiten.

Wie funktioniert das Tool?

Die Checkliste definiert fünf sogenannte Kernelemente der Lesekompetenz:

  1. Werden Diagnoseverfahren zur Feststellung der Lesekompetenz und des Lernfortschritts eingesetzt?
  2. Wird die Leseflüssigkeit überprüft und gefördert?
  3. Werden Lesestrategien systematisch eingeübt? Werden sie in allen Fächern eingesetzt?
  4. Gibt es Angebote zur Förderung der Lesemotivation – insbesondere für Jungen?
  5. Sind Diagnose- und Fördermaßnahmen im Kollegium verbindlich vereinbart und im Lesekonzept der Schule verankert?

Für jedes Kernelement sind auf jeweils einer Seite zahlreiche Indikatoren zusammengefasst, mit deren Hilfe eine Überprüfung der entsprechenden Angebote und Maßnahmen in der Schule stattfinden kann.

Die Durchführung des Tools nimmt ungefähr drei Stunden Zeit in Anspruch. In Vorbereitung auf eine Pädagogische Konferenz bekommen alle Lehrkräfte der Schule etwa zwei Wochen zuvor die Checkliste mit den Indikatoren zu den genannten Kernelementen per E-Mail zugesandt. Die Indikatoren sollen die Lehrkräfte so konkret wie möglich überprüfen und das Dokument später zur Konferenz mitbringen. Ein Beispiel für einen zu überprüfenden Indikator in der Checkliste, bezogen auf Kernelement 2) Wird die Leseflüssigkeit überprüft und gefördert?, wäre: „Kriterien für die Feststellung der Leseflüssigkeit sind bekannt. Welche?“

Die Pädagogische Konferenz beginnt mit einer Information über das gesamte Projekt „Verstärkte Leseförderung an hessischen Schulen“. Im Anschluss finden sich - je nach Größe der Schule - die Lehrkräfte in Jahrgangsteams oder im Gesamtkollegium zusammen, um die bearbeiteten Fragen zu besprechen. Es werden bereits gut gelingende Bereiche der Leseförderung identifiziert, ebenso aber auch Entwicklungsbedarfe aufgedeckt und formuliert. Gemeinsam werden dann für die ganze Schule auf der Grundlage von wissenschaftlich gesicherten Elementen der Leseförderung die Maßnahmen bzw. Angebote zusammengetragen, die bereits gut gelingen. In einem Leseförderkonzept werden diese Punkte schriftlich festgehalten. Außerdem einigen sich die Lehrkräfte auf die nächsten Ziele für die Weiterentwicklung der Leseförderung in der Schule. Diese ergeben sich aus den Bereichen, in denen Entwicklungsbedarfe festgestellt wurden. Von der Schulleitung oder einer Steuergruppe wird außerhalb der Pädagogischen Konferenz ein Aktionsplan zur Verbesserung der Leseförderung erstellt.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Checkliste

Zugänglichkeit: Die Checkliste wurde inhaltlich von Frau Ulrike Krug erarbeitet. Sie kann nur nach Rücksprache mit ihr verwendet werden [https://www.ulrikekrug.de/] (Tel+49 177 6424480 Mail: info@ulrikekrug.de).

Schulung: Eine Schulung ist prinzipiell nicht nötig, das Instrument ist weitgehend selbsterklärend. Sollte jedoch Interesse an einer Schulung bestehen, können Anfragen an Frau Krug gestellt werden.

Dauer der Durchführung: Die Durchführung nimmt etwa drei Stunden in Anspruch.

Kosten: Die Checkliste ist kostenfrei erhältlich (s. aber Zugänglichkeit).

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a) theoretische Fundierung

Zu dem Tool, das im Kontext des hessenweiten Projekts zur „Verstärkten Leseförderung an hessischen Schulen“ im Jahr 2012 entwickelt wurde, liegt keine explizite theoretische Fundierung vor. Die Auswahl der Kernelemente der Checkliste stützt sich u.a. auf in der empirischen Leseforschung postulierte Teilfertigkeiten der Lesekompetenz (vgl. z.B. das didaktische Modell der Lesekompetenz von Rosebrock und Nix, 2008; Rosebrock, Nix, Rieckmann & Gold, 2013). Es orientiert sich an dem Grundsatz „Keine Maßnahme ohne Diagnose“, die Doppler und Lauterburg (2014) in der sog. Charta des Managements von Veränderungen postulieren. Des Weiteren wird auf das Hessische Schulgesetz (HSchG), §127 b verwiesen, in dem steht, dass die Schule „auf der Grundlage einer Bestandaufnahme die Ziele ihrer Arbeit in Unterricht, Erziehung, Beratung und Betreuung (...), die wesentlichen Mittel zum Erreichen dieser Ziele und die erforderlichen Formen der Zusammenarbeit der Lehrerinnen und Lehrer festlegt. (...) Das Programm ist fortzuschreiben, und zwar insbesondere dann, wenn (...) die Schule ihre pädagogischen Ziele neu bestimmen will.“ (Hessisches Schulgesetz, 2014, §127b).

b) empirische Fundierung

Eine empirische Fundierung liegt nicht vor. Das Tool wurde jedoch bereits in einigen BiSS-Verbundschulen genutzt. Es wurde die Erfahrung gemacht, dass den Schulen mit der „Checkliste“ ein übersichtliches, strukturiertes und ökonomisches Verfahren zur Verfügung steht, um den Ist-Zustand der Leseförderung zu erfassen und daraus ableitend ein Leseförderkonzept zu entwickeln. Eine Evaluation im Rahmen des Projekts läuft derzeit. Sie wird von der Abteilung III, Landesschulamt und Lehrkräfteakademie (LSA), durchgeführt.

Mit welchen anderen Tools ist dieses Tool kombinierbar?

Antolin

Lautleseprotokoll

Lautlesetandem

Lautleseverfahren (repeated reading; wiederholtes Lautlesen; chorisches Lesen)

Lesenavigator – Sachtexte verstehen mit Lesestrategien

Alter: 8; 9; 10; 11; 12; 13; 14; 15; 16; 17

Klassenstufe: 3; 4; 5; 6; 7; 8; 9; 10; Sek II

Verbünde, die dieses Tool nutzen:

Links:

Die Charta des Managements von Veränderungen von K. Doppler und C. Lauterburg (2014) ist unter folgendem Link in Kapitel 7, S. 185 zu finden:
https://books.google.de/books?id=GVXlAgAAQBAJ&pg=PA185&lpg=PA185&dq=charta+des+managements+von+ver%C3%A4nderungen+doppler&source=bl&ots=IvgBsGnzqU&sig=5Gg8hU-qvKxvrVTVzZDJLrg6rnU&hl=de&sa=X&ei=F6r9U_bqOKek4gSJmoHQBA&ved=0CEkQ6AEwBA#v=onepage&q=charta%20des%20managements%20von%20ver%C3%A4nderungen%20doppler&f=false [24.02.2021]

Hessisches Schulgesetz:
https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hkm/lesefassung_schulgesetz_mit_inhaltsverzeichnis_zweispaltig_stand_30.05.2018.pdf [24.02.2021]

Projekt: Verstärkte Leseförderung an hessischen Schulen:
https://kultusministerium.hessen.de/foerderangebote/lesen-schreiben-rechnen/verstaerkte-lesefoerderung-allen-schulen [24.02.2021]

Literaturhinweise

Doppler, K. & Lauterburg, C. (2014): Change Management. Den Unternehmenswandel gestalten (13. aktualisierte und erweiterte Aufl.). Campus Verlag: Frankfurt/New York.

Hessische Verfassungs- und Verwaltungsgesetze. Loseblatt-Textsammlung hessischer Gesetze und Verordnungen staats- und verwaltungsrechtlichen Inhalts, 101. Auflage (2014). Beck: München.

Krug, U. (2014). Zentrales Projekt „Verstärkte Leseförderung an hessischen Schulen“. Zeitschrift für Schulentwicklung und Schulmanagement, 4, 106-108.

Rosebrock, C. & Nix, D. (2008). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Rosebrock, C., Nix, D., Rieckmann, C. & Gold, A. (2013). Leseflüssigkeit fördern. Lautleseverfahren für die Primar- und Sekundarstufe. 2. Auflage. Seelze: Klett/Kallmayer.

Letzte Änderung am: 31.10.2023

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