Bild: A. Etges/Trägerkonsortium BiSS-Transfer

Jahrestagung BiSS-Transfer 2022: Dokumentation

Wie gelingt es, sprachliche Bildung wirksam in den Unterricht in allen Fächern zu integrieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt der dritten Jahrestagung von BiSS-Transfer zum Thema „Sprache im Fach“, die am 21. und 22. November in Köln und online stattfand. An der Tagung nahmen 130 BiSS-Transfer-Mitwirkende in Präsenz und 120 Personen online teil. Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache und Sprecher des BiSS-Transfer-Trägerkonsortiums, moderierte die Tagung, die live aus dem Komed in Köln übertragen wurde.

Grußworte

Dr. Johanna Börsch-Supan, seit Juli 2022 Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, freute sich darüber, erstmals die BiSS-Transfer-Community begrüßen zu dürfen. Sie zeigte sich beeindruckt von den bisherigen Erfolgen von BiSS-Transfer, wie etwa von der großen Reichweite, die die BiSS-Blended-Learning-Fortbildungen bisher erzielt haben. Dass Bund und Länder in BiSS-Transfer so gut zusammenarbeiten, habe für sie Vorbildcharakter, so Dr. Börsch-Supan: „Die Herausforderungen bei der Bildung von Kindern und Jugendlichen sind mittlerweile so gravierend und so groß, dass es keine Frage mehr ist, wer dafür zuständig ist, und wer dafür verfassungsrechtliche Kompetenzen hat, sondern dass wir daran alle gemeinsam zu arbeiten haben“, sagte Frau Dr. Börsch-Supan, und bezog sich damit unter anderem auf die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends.

„Die Ergebnisse des IQB-Bildungtrends 2021 sind beschämend. Das muss uns zum Denken und vor allem zum Handeln animieren. Insbesondere hängt der Bildungserfolg von Kindern immer noch viel zu sehr von der sozialen Herkunft ab. Uns muss bewusst sein: Es geht nicht nur um Bildungschancen, sondern um Lebenschancen.“

 

Dr. Johanna Börsch-Supan

Auch Ulrich Wehrhöfer, Abteilungsleiter im Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und 2022 Vorsitzender des BiSS-Transfer-Lenkungsausschusses, zeigte sich beunruhigt von den Ergebnissen des aktuellen IQB-Bildungstrends. Dabei betrachtete er das Thema Sprachbildung auch aus einer wirtschaftlichen Perspektive: Aus seiner Sicht müsse auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels alles dafür getan werden, Kinder so früh wie möglich und durchgängig sprachlich zu fördern, denn ohne Sprache gebe es keine erfolgreichen Berufslaufbahnen. Mit Blick auf BiSS-Transfer zeigte er sich dankbar dafür, dass die Initiative helfe, evidenzbasierte Konzepte in die Praxis zu bringen – denn diese kämen noch nicht ausreichend in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften an. Hier gebe es aus seiner Sicht eine „Umsetzungsproblematik“, so Herr Wehrhöfer. Außerdem betonte er, dass Sprachbildung nur als gemeinschaftliches Projekt aller Beteiligten funktioniere und von guter Kooperation in Schulen abhänge.

„Sprachliche Bildung ist eine grundlegende Aufgabe aller Lehrkräfte. Und sie ist nur lösbar, wenn sie kollektiv und gemeinsam vom gesamten Team einer Schule bewältigt wird. Man kann sie nicht in Schubladen packen. Wie schaffen wir es also, Teambildung in Schulen hinzubekommen und die Stärkung der Basiskompetenzen zu einem Thema des gesamten Kollegiums zu machen?“

Ulrich Wehrhöfer

Keynote Prof. Dr. Susanne Prediger: „Sprache aufbauen im Fachunterricht – Warum, was und wie?“

Warum brauchen wir „Sprache im Fach“, welche Missverständnisse existieren mit Blick auf sprachsensiblen Fachunterricht, und was macht guten sprachbildenden Unterricht aus? Das beantwortete die Mathematikdidaktikerin Prof. Dr. Susanne Prediger in ihrer Keynote, in der sie sich ebenfalls auf den IQB-Bildungstrend bezog. Besonders dramatisch sei bei den IQB-Ergebnissen, so Prof. Prediger, dass Kinder mit Migrationshintergrund und vor allem Kinder mit eigener Migrationserfahrung im Vergleich zu Kindern ohne Migrationshintergrund immer schlechter Lesen und Zuhören könnten. Dabei sei nicht die Anzahl der Kinder das Problem, sondern die Tatsache, dass unsere Lehrkräfte auf den wachsenden Anteil mehrsprachiger Kinder bei weitem noch nicht vorbereitet seien. Weder der Deutschunterricht noch der Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht allein könnten dieses Problem bewältigen:

„Die Sprache soll Lerngegenstand sein, und das ist der Grund für diese Tagung. Das ist eine Riesenaufgabe, und diese Riesenaufgabe schafft weder der DaZ-Unterricht noch der Deutschunterricht allein. 4 bis 5 Stunden in der Woche reichen nicht – wir brauchen alle. Das Thema muss raus aus der Spezial-Ecke, rein in jedes Nachdenken über Lehr-Lern-Prozesse, in jedem Fach. Als Lippenbekenntnis ist das schon lange da, aber es ist noch nicht Realität.“

Prof. Dr. Susanne Prediger

Hier finden Sie den Videomitschnitt der Keynote von Prof. Dr. Susanne Prediger. Leider gab es zu Beginn Tonprobleme, dies bitten wir zu entschuldigen. Der Ton setzt bei Minute 0:40 ein.

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Im Verlauf ihres Vortrags räumte Prof. Prediger mit einigen Missverständnissen rund um sprachsensiblen Fachunterricht auf, die sie mithilfe von Forschungsergebnissen widerlegte. Dazu zähle beispielsweise das Missverständnis, dass „sprachsensibel“ bedeute, sprachliche Hürden aus dem Weg zu räumen oder zu vereinfachen. Das Gegenteil sei der Fall: Schülerinnen und Schüler müssten sprachlich zunehmend herausgefordert werden, um Kompetenz aufzubauen, erklärte die Wissenschaftlerin. „Fortbildungen, die allein auf sprachliche Hürden fokussieren, erzeugen bei Lehrkräften oft das Missverständnis, es ginge allein darum, alle sprachlichen Hürden wegzuräumen. Hier haben wir ein Kommunikationsproblem.“

Was hingegen macht guten und nachweislich wirksamen sprachbildenden Unterricht aus? An dieser Frage forscht die Wissenschaftlerin seit Jahren. Und kommt zu dem Ergebnis: Es geht bei gutem sprachförderlichem Unterricht nicht nur darum, dass Lehrkräfte eine sprachsensible Haltung einnehmen, Sprache bewusst einfordern und Sprache unterstützen, so wie es in vielen fachübergreifenden Fortbildungen mithilfe von Prinzipien der Sprachdidaktik vermittelt wird. Zusätzlich kommt es laut Prof. Prediger darauf an, Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, die für das jeweilige fachliche Thema spezifischen Sprachmittel aufzubauen. Hierfür müssten sich Fachlehrkräfte sich bewusst machen, was die jeweilige „bedeutungsbezogene Denksprache“ ihres Fachs ist: Nicht nur „Zähler“ und „Nenner“ zu unterscheiden ist wichtig, um Bedeutungen von Brüchen erklären zu können, sondern dass die Kinder Ausdrücke wie „Teil vom Ganzen“ verständig nutzen. In allen Fächern ist die Sprachhandlung „Erklären von Bedeutungen fachlicher Konzepte“ relevant, und zusätzlich weitere Sprachhandlungen – in Mathematik etwa das Beschreiben allgemeiner abstrakter Strukturen, in Biologie das Erklären, was Absichten von Wirkungszusammenhängen unterscheidet, um Fehlvorstellungen zum Thema „Evolution“ diskutieren zu können.

„Wir haben kein reines Implementations- oder Transferdefizit beim sprachbildenden Fachunterricht, sondern wir müssen ganz genau überlegen: Worein investieren wir, damit die Schülerinnen und Schüler fachliches Konzeptverständnis aufbauen? Wie genau machen wir guten sprachbildenden Unterricht? Die ganze Mühe lohnt sich nur, wenn man an den richtigen Baustellen arbeitet. Denn wenn wir es falsch machen, ist es gestohlene Zeit vom fachlich wichtigen Unterricht, den der Biologielehrer oder die Mathematiklehrerin machen will.“

Prof. Dr. Susanne Prediger

Wie wirksamer sprachbildender Unterricht konkret aussehen kann, stellte Prof. Prediger anhand eines Beispiels zur Volumenformel im Mathematikunterricht vor. Das Beispiel zeigte, wie Fachlehrkräfte den Verstehensprozess der Schülerinnen und Schüler mithilfe von Sprache so unterstützen können, dass ein fachlich tieferes Verständnis davon entsteht, was Volumen im mathematischen Sinne ist und warum man es wie berechnen kann. Insgesamt sprach sie sich dafür aus, sprachsensiblen Fachunterricht viel stärker als bisher aus den Fachdidaktiken heraus zu entwickeln, denn sonst sei er nicht fachdidaktisch treffsicher: „Meine Vision wäre, dass wir alle, die fachdidaktische Fortbildungen geben, professionalisieren dafür, wie man über Sprache auch in ein tieferes fachliches Verstehen kommen kann. Also die Sprache überall mitdenken und nicht additiv hinzufügen. Aber davon sind wir noch ganz weit weg.“

Gesprächsrunde

In einer Gesprächsrunde zogen Prof. Dr. Susanne Prediger, Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Dr. Johanna Börsch-Supan und Dr. Babett Bentele (Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt) anschließend Bilanz und diskutierten, wo Forschung und Praxis mit Blick auf sprachsensiblen Fachunterricht stehen. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Prof. Dr. Petra Stanat (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen).

Die Teilnehmenden der Runde waren sich einig, dass es in den letzten zehn Jahren gelungen ist, (Fach-)Lehrkräfte für das Thema „Sprache im Fach“ zu sensibilisieren und Interesse für das Thema zu wecken. Die große Aufgabe sei es jetzt, über die einzelnen Fachdidaktiken Lehrkräfte anzusprechen. Denn allgemeine und fächerübergreifende Fortbildungen böten zwar gutes Grundlagenwissen über Bildungssprache und Prinzipien der Sprachbildung an, letztlich bliebe dieses Wissen aber als „träges“ Theoriewissen bei den Lehrkräften hängen. Stattdessen sollten Fortbildungen immer am Fach orientiert sein und den Lehrkräften fachspezifische Lernerfahrungen ermöglichen. Und in diesem Punkt, so die Teilnehmenden der Runde, stecken wir aktuell noch in den Anfängen. Dies gelte auch für die Entwicklung von geeigneten Unterrichtsmaterialien, die aber dringend benötigt werden. Denn, so Prof. Prediger: Damit Lehrkräfte eine andere Art von Unterrichten in ihre Handlungsroutinen integrieren können, bräuchten sie erstmal eine gute Erfahrung. Und diese gute Erfahrung können sie unter anderem mithilfe eines gut ausgearbeiteten, wissenschaftlich fundierten Unterrichtsmaterials machen. Gutes Material sei jedoch nur ein Baustein, ergänzte Prof. Becker-Mrotzek; ein weiterer sei die gemeinsame Unterrichtsentwicklung im jeweiligen Fach.

Weiterhin diskutierten die Podiumsgäste, was es braucht, damit Konzepte zur Sprachbildung insgesamt besser in der Praxis ankommen. Ein wichtiges Stichwort war dabei „Kohärenz“: Nur wenn es eine kohärente Gesamtstrategie gibt und Projekte und Initiativen miteinander vernetzt agieren, erreiche man auch Akzeptanz bei den Lehrkräften.

„Projekte wie BiSS-Transfer sind wichtige Impulse. Aber was mich ärgert, ist, dass es uns nicht gelingt, gut gedachte Projekte miteinander zu verknüpfen, Synergien zu nutzen. Wir arbeiten mit Lehrkräften, die an der Belastungsgrenze sind, aber dennoch sehr engagiert arbeiten. Und wenn die dann merken: die haben sich nicht abgesprochen – dann ist Frust da. Daher ist Kohärenz unter den vielen Modellprojekten und Initiativen sehr wichtig.“

Dr. Babett Bentele

Keynote Prof. Dr. Michael Krelle: „Mündlichkeit stärken – Unterrichtskommunikation sprachsensibel gestalten, Gesprächskompetenz im Deutschunterricht fördern“

Im Mittelpunkt der zweiten Keynote der Tagung stand das Thema „Mündlichkeit“. Prof. Dr. Michael Krelle, Deutschdidaktiker an der Technischen Universität Chemnitz, erläuterte in seinem Vortrag mit dem Titel „Mündlichkeit stärken – Unterrichtskommunikation sprachsensibel gestalten, Gesprächskompetenz im Deutschunterricht fördern“, warum die Förderung mündlicher Kompetenzen, also des Sprechens und Zuhörens, im Unterricht genauso wichtig ist wie die Förderung des Schreibens und Lesens. Denn auch im Bereich „Zuhören“ haben die Leistungen von Viertklässlerinnen und -klässlern laut IQB-Bildungstrend abgenommen.

Hier finden Sie den Videomitschnitt der Keynote von Prof. Dr. Michael Krelle. Klicken Sie auf den Pfeil, um das Video zu starten.

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Im ersten Teil seines Vortrags beschrieb er zunächst, wie die Forschung aktuell „Mündlichkeit“ konzeptualisiert, welche Rolle dabei Gesprächssituationen und Diskussionspraktiken im Unterricht spielen und wie er gemeinsam mit weiteren Forschenden daraus das Kompetenzmodell in den aktualisierten KMK-Bildungsstandards Deutsch für die Primar- und Sekundarstufe (2022) abgeleitet hat. Zu diesem Modell gehören unter anderem die Kernbereiche „Vor anderen sprechen“, „Mit anderen sprechen“, „Zu anderen sprechen“ und „Verstehend zuhören“, die als „ritualisierte Sequenzen“ verstanden werden sollen, die man im Unterricht fördern kann.

Wie eine solche Förderung aussehen kann, beantworte Prof. Krelle im zweiten Teil seines Vortrags. Als Beispiel zeigte er u.a. ein Video, in dem eine sogenannte „Autorenrunde“ in der Grundschule stattfindet – das bedeutet, die Klasse unterhält sich über einen von einem Kind selbstgeschriebenen Text. Dabei ist die Lehrkraft zwar die Person, die das Unterrichtsgespräch durch offene Fragen initiiert, im weiteren Verlauf aber in den Hintergrund treten kann, da die Kinder von sich aus beginnen, sich gegenseitig Fragen zu stellen, aufmerksam zuzuhören, zu argumentieren oder zu erklären. Das Beispiel zeigte, wie Lehrkräfte schon in der Grundschule ritualisierte Situationen schaffen können, in denen wichtige Gesprächspraktiken geübt und etabliert werden können.

Anschließend formulierte Prof. Krelle Leitlinien für eine gelungene mündliche Unterrichtskommunikation. Dazu zähle es vor allem, Vertrauen in der Klasse herzustellen und den Klassenraum zu einem geschützten Ort der Kommunikation zu machen. Weiterhin sei es wichtig, Sprachhandlungen wie Argumentieren, Begründen oder Erklären als Fähigkeiten von der Grundschule bis zum Abitur auszubauen, denn für viele Lernende sei der Unterricht der einzige Ort, solche Praktiken zu erproben. Außerdem riet er dazu, sogenannte „Zugzwänge“ in die mündliche Kommunikation einzubauen, damit Lernende bestimmte Sprachpraktiken so oft wie möglich einüben können. Und schließlich, so Prof. Krelle, komme es auf das Zuhören und die Zuhörstrategien der Lehrkräfte an: Eine Lehrkraft könne beispielsweise durch Nachfragen oder durch genaues Hinhören weitere Lernangebote machen oder Fragen und Probleme klären.

„Die Interaktion mit Personen, die uns nahestehen, ist ein Motor für die Sprachentwicklung – das schreibt Ulrike Behrens im aktuellen BiSS-Journal. Das bedeutet, wir müssen Vertrauen in der Klasse herstellen. Der Klassenraum muss zu einem geschützten Raum werden, in dem die Schülerinnen und Schüler sich wohlfühlen und Interaktionen mit Lehrkräften und Peers so oft wie möglich ausprobieren können.“

Prof. Dr. Michael Krelle

BiSS-Transfer im Blick

Was gibt es Neues in BiSS-Transfer? Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek aus dem Trägerkonsortium informierte zum Auftakt des zweiten Tages über den aktuellen Stand der Initiative, über neue Publikationen, die Blended-Learning-Kurse, die Tool-Datenbank und den aktuellen Stand des Forschungsnetzwerks.

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Posterschau

Auf der Posterschau stellten 10 Verbünde und 4 Forschungsprojekte aus dem Forschungsnetzwerk ihre Arbeit im BiSS-Kontext vor. Die Posterschau bot allen Teilnehmenden die Möglichkeit, sich über die Verbundarbeit und Forschungsprojekte zu informieren und mit Beteiligten aus anderen Verbünden und Ländern auszutauschen. Die Poster stehen in einer Bildergalerie sowie als PDF-Download zur Verfügung.

Workshops

In zehn Workshops – davon 3 in Präsenz, 2 Hybridworkshops und 5 Online-Workshops – vertieften die Teilnehmenden verschiedene Aspekte  des sprachsensiblem Fachunterrichts und alltagsintegrierter Sprachbildung. Im folgenden finden Sie die Beschreibungen der Workshops und Präsenationen, sofern diese für die Dokumenation zur Verfügung gestellt wurden.

Lernende mit geringen Deutschkenntnissen (beispielsweise mit erst zwei bis drei Jahren Deutschlernerfahrung) können im sprachbildenden Mathematikunterricht zu anspruchsvollen Sprachhandlungen angeregt werden. Dabei müssen unnötige sprachliche Hürden aus dem Weg geräumt und sprachliche Hilfen gegeben werden, ohne jedoch die inhaltlichen und diskursiven Anforderungen zu reduzieren. Im Workshop wurde gemeinsam an Beispielen gearbeitet, die dies ermöglichen.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Sekundarstufe/ im Berufskolleg.

Referentin:

Prof. Dr. Susanne Prediger ist Fachdidaktikerin und Professionalisierungsforscherin, seit 2006 an der TU Dortmund. Seit 2021 ist sie Leiterin des Deutschen Zentrums für Lehrkräftebildung Mathematik und mit 50% freigestellt an die Abteilung für fachbezogenen Erkenntnistransfer am IPN Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. Seit 2010 hat sie in mehreren Projekten den sprachbildenden Fachunterricht entwickelt und beforscht, sowohl für die Sekundarstufe als auch für das Berufskolleg.

Download der Präsentationen als PDF (Prediger | Vogel)

Der Ausgangspunkt für die Förderung sprachlicher Kompetenzen ist der sprachliche Entwicklungsstand der Lernenden. Es ist allerdings eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe, sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu bestimmen. Eine besondere Herausforderung ist die Diagnostik bildungs- und fachsprachlicher Kompetenzen. Der Workshop bot eine Einführung in die sprachliche Bedarfs- und Lernstandsanalyse auf Basis des Scaffolding-Ansatzes. Anhand von diagnostischen Instrumenten und praktischen Übungen wurde demonstriert, wie sprachliche Anforderungen im Fachunterricht der Grundschule analysiert und wie die sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler mit Blick auf diese Anforderungen erfasst werden können.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Primarstufe.

Referentinnen:

Prof. Dr. Jennifer Paetsch ist Juniorprofessorin für Evaluation im Kontext von Lehrer*innenbildung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Sie ist Leiterin des Bereichs Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs des Zentrums für Lehrerbildung Bamberg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kompetenzen und Einstellungen von (angehenden) Lehrkräften, der Umgang mit heterogenen Lerngruppen und die Evaluation von Lehrformaten in der Hochschullehre.

Dr. Birgit Heppt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) und Fellow im College for Interdisciplinary Educational Research (CIDER). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Diagnostik, Förderung und Entwicklung (bildungs-)sprachlicher Kompetenzen von einsprachigen und mehrsprachigen Lernenden und Lehrkräfteprofessionalisierung im Bereich der fachintegrierten Sprachbildung.

Der Workshop gab Einblicke in Sprachförderstrategien für den Elementar- und Primarbereich, die sich in der Forschung als relevant herausgestellt haben. Dazu zählen beispielsweise offene Fragen und Rückmeldungen in Kita- und Unterrichtssituationen. Die Teilnehmenden lernten außerdem Kontexte kennen, in denen diese Strategien angewendet werden können (z. B. Mathematik, Literacy), und erhielten Anregungen für den Austausch zur alltagsintegrierten Sprachbildung und Sprachförderung im Kita-Team.

Der Workshop basierte auf dem Fort- und Weiterbildungskonzept für pädagogische Fachkräfte „Mit Kindern im Gespräch“, das im Rahmen von BiSS entwickelt und in einem DFG-Projekt evaluiert wurde.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit im Elementarbereich.

Referentinnen:

Patricia Goebel ist Lehrkraft und Beraterin für Sprachförderung in der Primarstufe am Pädagogischen Landesinstitut (RLP).  In der Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ arbeitete sie im Projekt „Gezielte Sprachbildung und Sprachförderung in alltäglichen und fachlichen Kontexten“ im Übergang von der Kita in die Grundschule.

Sarah King ist Diplom-Pädagogin und arbeitet an der Universität am Koblenz-Landau am Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter. In der Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ arbeiteten sie ebenfalls im Projekt „Gezielte Sprachbildung und Sprachförderung in alltäglichen und fachlichen Kontexten“ im Übergang von der Kita in die Grundschule.

Download der Präsentation als PDF

In diesem Workshop ging es um Sprache als zentrales Lernmedium in jedem Unterrichtsfach und um die sprachlichen Anforderungen, die das Fachlernen an alle Schülerinnen und Schüler (nicht nur an Deutschlernende) stellt. Lehrende von Nicht-Sprachfächern in der Sekundarstufe (Mathematik, Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, ästhetische Fächer, Sport) erhielten einen ersten Zugang zu den sprachlichen Aspekten ihres Fachunterrichts. Sie lernten grundlegende Prinzipien und Ansätze des sprachsensiblen Fachunterrichts kennen und analysierten deren Umsetzungsmöglichkeiten anhand von Unterrichtssequenzen und Material aus unterschiedlichen Fächern.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Sekundarstufe.

Referentin:

Dr. Stefanie Jahn ist abgeordnete Lehrkraft an der Landesstelle Schulische Integration (LaSI) in NRW. Sie koordiniert zwei Schultransfernetzwerke der BiSS-Akademie NRW und ist außerdem für das Projekt ProDaZ an der Universität Duisburg-Essen tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Themengebiete Durchgängige Sprachbildung, Sprachsensibler Fachunterricht (Schwerpunkt Mathematik), die Begleitung und Beratung von Schulen bei der sprachsensiblen Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie die Professionalisierung von Lehrkräften im Rahmen der Aus- und Weiterbildung.

Der erste Teil des Workshops zeigte exemplarisch, wie Lehrkräfte der Grundschulen und weiterführenden Schulen in die Methode des Scaffolding eingeführt werden können, wie sie sprachsensible Unterrichtsplanungen entwickeln, erproben und reflektieren und wie sie ermutigt werden können, die Methode im Kollegium weiterzuverbreiten. Im zweiten Teil entwarfen die Teilnehmenden in kleinen Gruppen eigene Fortbildungsplanungen bzw. Scaffolds und verwendeten dazu bereitgestellte Materialien (Fortbildungskonzept, Anwendungsbeispiele, Aufgabenformate).

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Primar- und Sekundarstufe.

Referentinnen:

Martina Reynders ist Leiterin des Zentrums für Sprachbildung (ZeS) der Senatsverwaltung für Bildung, Berlin

Dr. Brigitte Schulte ist Referentin am Zentrum für Sprachbildung (ZeS) der Senatsverwaltung für Bildung, Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Koordination des Fortbildungsbereichs Sprachbildung in allen Fächern für Lehrkräfte der Sekundarstufen, Fortbildungsplanung, Schulberatung und Schulbegleitung, Leitung des Fortbildungsteams Sekundarstufe, Leitung von BiSS-Verbünden und die Angebote zum Blended Learning seit 2020.

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Der Workshop nahm den Übergang von den Internationalen Förderklassen zu den weiterführenden Bildungsgängen am Berufskolleg in den Blick. Ausgehend von der Frage, was Schülerinnen und Schüler im Fachunterricht der beruflichen Bildung leisten, wenn sie erst seit Kurzem Deutsch lernen, gab der Workshop einen Einblick in sprachliche Anforderungen durch den Fachunterricht. Dabei wurde ein Fokus auf das Schreiben gelegt, das für alle Lernenden eine hohe Anforderung darstellt, erst recht wenn man die Sprache, in der geschrieben werden soll, erst seit Kurzem lernt. Die Teilnehmenden des Workshops analysierten beispielhaft authentische Texte von Lernenden aus der beruflichen Bildung, um in einem nächsten Schritt Anforderungen an und Möglichkeiten durch einen sprachsensiblen Fachunterricht zu reflektieren.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Sekundarstufe/ im Berufskolleg.

Referentinnen:

Dr. Katrin Günther arbeitet als abgeordnete Lehrkraft in der Landesstelle Schulische Integration im Bereich BiSS-Transfer NRW, außerdem im Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache und Mehrsprachigkeit an der Universität Paderborn. Im Bereich BiSS-Transfer NRW ist sie zuständig für den Bereich Qualifizierung.

Dr. Claudia Thieme ist Lehrerin für Biologie und Französisch am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg in Hagen. Von 2013-2017 war sie abgeordnete Lehrkraft am Zentrum für Lehrerbildung der Universität Duisburg-Essen. Sie war in den letzten Jahren als Moderatorin im Bereich des sprachsensiblen Unterrichts tätig und ist seit 2021 Transferkoordinatorin für die Netzwerke 3.1 und 3.2.

Die Teilnehmenden des Workshops lernten im Rahmen eines kurzen theoretischen Einstiegs Textsorten und ihre Funktion für die Schreibförderung kennen. Danach erfolgte eine Phase, in der mit Texten von Schülerinnen und Schülern gearbeitet wurde. Dazu wurden Texte aus dem Forschungsprojekt SchriFT bereitgestellt. Das Ziel dieser Phase war die Anwendung der zuvor erarbeiteten Konzepte zum Umgang mit Textsorten.

Im letzten Teil des Workshops wurde das Konzept des textsortenbasierten Lehr-Lern-Zyklus vorgestellt. Dieses didaktische Konzept bietet einen Rahmen zur Arbeit mit Textsorten im Fachunterricht. Dabei stand die Verbindung von fachlichem und sprachlichem Lernen im Fokus. Außerdem wurden wissenschaftlich erprobte Unterrichtsentwürfe und Materialien nach dem Konzept des Lehr-Lern-Zyklus vorgestellt.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Sekundarstufe.

Referentin:

Christine Enzenbach studierte Physik und Philosophie auf Lehramt an der Universität Duisburg-Essen. Von 2014 bis 2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im interdisziplinären Forschungsprojekt SchriFT. Dort arbeitete sie interdisziplinär in der Physikdidaktik und im Bereich Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und war ab 2017 Projektkoordinatorin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung von sprachsensiblen Lehr- und Lernmaterialien und die qualitative und statistische Aufarbeitung von Schüler*innentexten. Seit 2021 arbeitet sie im Projekt ProDaZ.

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Zum Verständnis geographischer Inhalte sind vielfältige sprachliche Kompetenzen notwendig: Geographische Fragestellungen müssen formuliert werden, Geomedien müssen entschlüsselt werden, um gesellschaftliche Diskurse zu dekonstruieren, Fachsprache soll angewendet werden, Medien sollen reflexiv und kritisch beurteilt werden und geographische Argumentationen sollen verfasst werden. Ausgehend von sprachlichen Herausforderungen und den Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler wurden im Workshop konkrete sprachliche Hilfen für den eigenen Unterricht entdeckt.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Sekundarstufe.

Referent:

Dr. Veit Maier ist Lehrer am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Köln und an der Theodor-Heuss-Realschule in Köln. Außerdem ist er an der Universität zu Köln am Institut für Geographiedidaktik sowie dem Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache angestellt. In seiner Dissertation hat er sich u. A. mit dem Argumentieren im Geographieunterricht auseinandergesetzt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u. A. im Bereich des sprachsensiblen Geographieunterrichts.

Die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern ist zunehmend vom Gebrauch digitaler Medien und damit von veränderten sprachlichen Herausforderungen geprägt. Auch vor diesem Hintergrund ist die Schule dazu aufgefordert, digitale Kompetenzen bei Lernenden auszubilden (KMK, 2016/2021), womit sich die Teilnehmenden im Workshop näher beschäftigten. Dazu wurden zunächst verschiedene digitale Tools vorgestellt, die individuell ausprobiert werden konnten. Anschließend reflektierten die Teilnehmenden gemeinsam, wie sich diese Tools zur Förderung digitalisierungsbezogener Sprachkompetenzen (z. B. digitales Schreiben, digitales Lesen) nutzen und als sprachliche Hilfen (z. B. zur multimedialen Voraktivierung von Wissen) in allen Fächern einsetzen lassen.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit in der Primar- und Sekundarstufe.

Referierende:

Janna Gutenberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mercator-Institut. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist sprachliche Bildung unter den Bedingungen der Digitalität. Im Verbundprojekt Communities of Practice für eine innovative Lehrkräftebildung NRW (ComeIn) entwickelt sie Konzepte und digitalen Content für die Lehrkräftebildung als OER.

Cedric Lawida ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mercator-Institut. In seiner Arbeit interessiert er sich für die Potenziale digitaler Medien zum sprachlichen Lernen in allen Fächern, wozu er auch im Rahmen von BiSS-Transfer promoviert.

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Neugierig sein, Experimente wagen und zu neuen Erkenntnissen kommen, Fragen formulieren und Antworten verstehen können – die Entwicklung von wissenschaftlichem Denken und Sprachentwicklung sind eng miteinander verknüpft. Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ und der Deutsche Bundesverband für Logopädie stellten in einem interaktiven Vortrag Grundprinzipien vor, die sowohl eine alltagsimplizite Sprachförderung als auch eine gute ko-konstruktive Begleitung beim Forschen umsetzbar machen.

Nach dem Vortrag wurden die Teilnehmenden mithilfe eines Videobeispiels zur Umsetzung in den Alltag angeregt. Sie erhielten Beobachtungssaufgaben, die sie wiederum im Chat teilen konnten und über die in einem auswertenden Interview mit den Dozenten gesprochen wurde.

Ziel der Veranstaltung war es, auch in schwierigen Zeiten den Fokus auf alltagsrelevante Umsetzung und Freude am Thema aufzufrischen und auszubauen.

Der Workshop legte den Fokus auf die Arbeit im Elementarbereich.

Referierende:

Dr. Stephan Gühmann arbeitete nach einem naturwissenschaftlichen Studium und Promotion im Fach Molekularbiologie einige Jahre in der Forschung. Er formte gemeinsam mit einer Kollegin im Gründungsjahr 2006 die inhaltliche Ausrichtung des „Haus der kleinen Forscher“ und nimmt aktuell die Position Referent Fortbildung ein.

Veronika Meiwald ist seit dreißig Jahren Logopädin. Die ersten sieben Jahre arbeitete sie in Integrationskitas in Berlin, Kitaalltag ist ihr vertraut. Seither ist sie selbstständig in eigener Praxis in Berlin Kreuzberg. Sie gibt seit über 25 Jahren Weiterbildungen zu den Themen Sprachentwicklung, Sprachstörungen und Sprachförderung im Alltag. Seit 2010 ist sie in enger Kooperation mit dem HdkF, besonders mit Stephan Gühmann und dem Konzept Sprachreich des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie bundesweit unterwegs.

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