Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung, im Auftrag der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung und der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie, Integration in Hamburg
Kurzbeschreibung
kostenlos
Beim Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige handelt es sich um ein Instrument zur Einschätzung des kindlichen Entwicklungsstands von Kindern im Vorschulalter. Entsprechend den Hamburger Bildungsempfehlungen werden im Vorstellungsverfahren neben sprachlichen auch motorische, emotionale, soziale und kognitive Kompetenzen der Kinder berücksichtigt. Die Einschätzung des Entwicklungsstands eines Kindes wird in Zusammenarbeit von Kita und Grundschule mit Hilfe verbindlicher, einheitlicher Protokollbögen vorgenommen, die als Gesprächsgrundlage für die Schulanmeldung genutzt werden können.
Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
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Bildungsetappe | Zielbereich | Altersgruppe | Durchführbarkeit | Theoretische Fundierung | Erfüllung der Gütekriterien |
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Elementar | 0 | 4 |
sehr empfehlenswert* | empfehlenswert* | weniger empfehlenswert*
*aus wissenschaftlicher Sicht
Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 26.08.2024
Das Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige ist ein Diagnose-Tool und dient der Einschätzung des kindlichen Entwicklungsstands im Vorschulalter in Bezug auf sprachliche, motorische, emotionale, soziale und kognitive Kompetenzen der Kinder. Das Tool lässt sich in den Modulen E1 „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“ und E6 „Übergang vom Elementarbereich zum Primarbereich“ von Kitafachkräften und Lehrkräften nutzen.
Das Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige kann von pädagogischen Fachkräften aus Kindertagesstätten sowie von Grundschullehrkräften genutzt werden, um eine Einschätzung des Entwicklungsstands von Kindern im Vorschulalter zu erhalten. Mit dem Verfahren können sprachliche, motorische, emotionale, soziale und kognitive Kompetenzen der Kinder erfasst werden. Das Verfahren kann genutzt werden, um die Schulanmeldung vorzubereiten oder Kitas, Grundschulen und Eltern als Gesprächsgrundlage dienen. So soll die Kooperation der Institutionen Kita und Grundschule im vorschulischen Bereich verbessert werden. Darüber hinaus trägt das Verfahren dazu bei, dass Kitas und Schulen die Kompetenzeinschätzung von Kindern nach einheitlichen Kriterien durchführen und Schulen frühzeitig differenzierte und ausführlichere Informationen zu den Kompetenzen und Förderbedarfen ihrer zukünftigen Schülerinnen und Schüler erhalten. Auf diese Weise wird im Bedarfsfall auch eine frühzeitige und gemeinsam von Kitas und Schulen verantwortete Förderplanung ermöglicht. Durch die Einbeziehung der Eltern kann zudem eine umfassende Beratung dazu erfolgen, wie Eltern ihre Kinder in verschiedenen Entwicklungsbereichen bestmöglich unterstützen können. Das Tool enthält einen Fragebogen für mehrsprachige Kinder, in welchem Informationen zur Zweisprachigkeit sowie zu Einschätzungen über Kenntnisse in der Erstsprache erfasst werden. Darüber hinausgehend wird Mehrsprachigkeit im Tool nicht berücksichtigt.
Beim Diagnose-Tool Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige kann der kindliche Entwicklungsstand von Kindern im Vorschulalter in Bezug auf sprachliche, motorische, emotionale, soziale und kognitive Kompetenzen der Kinder mit Hilfe von Beobachtungsbögen eingeschätzt werden. Die Einschätzung des Entwicklungsstands bei Kindern im Alter von viereinhalb Jahren erfolgt in Zusammenarbeit von Kita und Grundschule: Zunächst erfolgt eine Einschätzung der kindlichen Entwicklung seitens der pädagogischen Fachkräfte aus den Kindertagesstätten, die auf der Beobachtung der Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg basiert. Anschließend haben Grundschullehrkräfte die Möglichkeit, weitere Einschätzungen im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs mit dem Kind zu ergänzen und diese mit den Fachkräften aus den Kitas sowie den Eltern zu besprechen.
Das Tool enthält mehrere Bögen, die zur Einschätzung des kindlichen Entwicklungsstandes genutzt werden können und für die beteiligen Akteure aus den Kitas und Grundschulen relevant sind:
Bogen A bildet für die Kitas die Grundlage für ein Entwicklungsgespräch mit den Eltern der Kinder. Auf drei Seiten werden verschiedene überfachliche und fachbezogene Kompetenzen der Kinder genannt, die von Akteuren aus den Kitas eingeschätzt und auf dem Bogen festgehalten werden. Grundlage für die Eintragungen auf dem Bogen soll eine Gesamteinschätzung der kindlichen Kompetenzen bilden, die sich auf Beobachtungen über mehrere Monate bezieht.
Die im Bogen genannten Bereiche orientieren sich an den in den Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen sowie den Richtlinien für Vorschulklassen formulierten Kompetenz- und Bildungsbereichen. Zu den überfachlichen Kompetenzen zählen die Bereiche „Selbstkonzept und Motivation“, „soziale Kompetenzen“ und „lernmethodische Kompetenzen und kognitive Entwicklung“. Zu den fachbezogenen Kompetenzen zählt neben dem Bereich „Deutsche Sprache“ und ggf. „andere Sprache“ auch der Bereich „Körper und Bewegung“. Zu jedem überfachlichen bzw. fachbezogenen Bereich werden auf dem Bogen Teilkompetenzen genannt, deren Ausprägung auf einer Skala von eins bis fünf eingeschätzt werden soll. Der Wert eins steht dabei für „sehr schwach bzw. sehr wenig“, der Wert fünf für „sehr stark bzw. sehr sicher“. Die Person, die den Bogen ausfüllt, wird dabei dazu angehalten, die Einschätzung der Kompetenzen im Vergleich zu den in der Altersgruppe üblicherweise gestellten Anforderungen vorzunehmen.
Im Kompetenzbereich „Deutsche Sprache“ werden mit fünf Items insgesamt fünf Teilkompetenzen erfasst: Hörverstehen, Wortschatz, Grammatik, Artikulation und Schrifterwerb (z.B. „Das Kind hat erste Vorstellungen über die Funktion der Schrift und wendet sich Lauten und Buchstaben zu“). Hinweise darauf, auf welcher Grundlage die Einschätzung getroffen wird und welche Indikatoren jeweils für einen ausgeprägten Wortschatz oder umfassende Vorstellungen zu Funktion der Schrift sprechen, werden im Verfahren nicht gegeben.
In Bogen B erfolgt eine Zusammenfassung der Einschätzung aus Bogen A. In dieser Zusammenfassung wird unter anderem eingetragen, ob die Einschätzung Hinweise auf ausgeprägte Förderbedarfe oder auf besondere Begabungen zulässt. Hinweise auf ausgeprägte Förderbedarfe liegen dann vor, wenn im Bogen A für einen Bereich überwiegend „sehr schwach“ (Wert 1) angekreuzt wurde. Hinweise auf eine besondere Begabung liegen hingegen vor, wenn für einen Bereich überwiegend „sehr stark bzw. sehr weit“ (Wert 5) angekreuzt wurde. Liegen die Einschätzungen überwiegend bei den Werten zwei bis vier, gilt die Entwicklung des Kindes als altersgemäß. Darüber hinaus können in einem Textfeld auf dem Bogen zusätzliche Stärken, Interessen oder Handicaps der Kinder festgehalten werden. Auch Vorschläge für Fördermaßnahmen können bei Bedarf auf dem Bogen vermerkt werden. Zudem werden ergänzende Informationen zum (sprach-)biographischen Hintergrund des eingeschätzten Kindes erfasst, wie z. B. die Dauer des Kitabesuchs, die Familiensprache(n) des Kindes oder ein Migrationshintergrund.
Bogen B wird zunächst von der Kita ausgefüllt und später in der Schule von Lehrkräften bei der Schulanmeldung durch weitere Einschätzungen ergänzt. Die Lehrkräfte vermerken hier zusätzlich zu den Einschätzungen, die sie aus der Kita erhalten haben, auch eigene Einschätzungen, die sie auf der Grundlage einer Beobachtung des Kindes gewinnen. Von den Autorinnen bzw. Autoren des Verfahrens wird darauf verwiesen, dass bei Unklarheiten über den kindlichen Entwicklungsstand das Sprachstandsverfahren „Bildimpuls“ zur genaueren Bestimmung des Sprachstandes eingesetzt werden kann. Das Verfahren ist dem Tool beigefügt und wird im Manual erklärt. Bei Diskrepanzen in den Einschätzungen von Kita und Grundschule wird empfohlen, ein Gespräch zwischen Eltern, Kita und Schule zur Verabredung von Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung des Kindes zu organisieren. Auch weitere Institutionen oder Akteure, wie beispielsweise Logopädinnen oder Logopäden, können bei Bedarf hinzugezogen werden. In diesem Gespräch sollen auch vereinbarte Unterstützungsmaßnahmen zur Förderung des Kindes verschriftlicht werden. Diese schriftlich festgehaltenen Vereinbarungen bilden die Grundlage eines individuellen Förderplans.
Material: Zur Durchführung des Tools muss das Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige mitsamt aller Protokollbögen aus dem Internet heruntergeladen werden (s. Zugänglichkeit). Die Testmaterialien umfassen neben den Bögen A und B auch einen Bogen (Anlage A) für die Eltern, mit dem sie ihr Einverständnis zur Weitergabe der Daten zum Entwicklungsstand ihres Kindes geben können. Enthalten sind zudem ein Fragebogen für mehrsprachige Kinder, eine Anlage zur Dokumentation besonderer Begabungen oder Förderplanung sowie ein Protokollblatt zur Erfassung des Sprachstands (Bildimpuls).
Schulung: Das Manual ist verständlich geschrieben und erfordert keine tiefergehenden Vorkenntnisse. Die Durchführung des Tools erfolgt durch pädagogische Fach- und Lehrkräfte. Durchführung sowie Auswertung sind mit Hilfe des Manuals möglich. Eine Schulung ist nicht nötig, zur Durchführung ist jedoch eine Vertrautheit mit dem Verfahren und Übung notwendig.
Kosten: Mit der Durchführung des Tools sind keine Kosten verbunden.
Zugänglichkeit: Das Tool Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige in Hamburg kann nicht im Handel erworben werden. Es steht auf der Homepage der Stadt Hamburg zum Download zur Verfügung (s. Links). Bei Rückfragen zum Verfahren können sich pädagogische Fach- und Lehrkräfte an Ansprechpersonen wenden, deren Kontaktdaten auf der Homepage angegeben werden.
a) theoretische Fundierung
Das Tool Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige wurde vom Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung im Auftrag der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung und der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie, Integration in Hamburg entwickelt. Es wird seit dem Schuljahr 2005/06 in den Hamburger Grundschulen durchgeführt. Die Autorinnen und Autoren beschreiben, dass sich die im Tool abgefragten Bereiche an den in den „Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen“ sowie den „Richtlinien für Vorschulklassen“ formulierten Kompetenz- und Bildungsbereichen orientieren (vgl. www.hamburg.de/vorschule). Die Begleitmaterialien zum Tool sowie die Dokumente mit Hinweisen zum Tool enthalten jedoch keine Quellen, die auf eine theoretische Fundierung schließen lassen. Ausführungen zu theoretischen Grundlagen, auf deren Grundlage die Protokollbögen entwickelt wurden, liegen nicht vor. Es bleibt somit offen, wie die Auswahl der im Tool enthaltenen Items zur Sprachstandseinschätzung erfolgte und warum genau diese und keine anderen Aspekte ausgewählt wurden. Eine unmittelbare theoretische Fundierung ist somit nicht gegeben.
b) empirische Fundierung
Bisher liegt keine empirische Fundierung zum Tool Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige vor. Das Tool kann damit nicht als empirisch fundiert angesehen werden.
Alter: 4; 5
Klassenstufe: Kita
Informationen zum Vorstellungsverfahren für Viereinhalbjährige (Kopiervorlagen und pdf-Dateien der Bögen):
https://www.hamburg.de/bsb/ifbq-vorstellung-viereinhalbjaehriger/ [26.08.2024]
Dokument mit Hinweisen zu den Instrumenten für Kitas und Schule:
https://www.hamburg.de/contentblob/6574706/0f22754d7b0f0664575697de794868a8/data/download-hinweise-zu-instrumenten.pdf [26.08.2024]
Letzte Änderung am: 09.09.2024