Kurzbeschreibung
Preis: 148 Euro
HASE ist ein diagnostisches Verfahren im Elementarbereich mit dessen Hilfe erhöhte Risiken zur Entwicklung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten oder Sprachentwicklungsstörungen erkannt werden sollen. Es untersucht Vorläuferfertigkeiten des Lese-Rechtschreiberwerbs und die Sprachfähigkeit. Das Screening erfasst die Kapazität der phonologischen Schleife des Arbeitsgedächtnisses, die grundlegend für die Verarbeitung sprachlicher Informationen ist. Zudem erfasst das Instrument die Fähigkeit, Sätze nachzusprechen und das Erkennen einer Wortfamilie.
Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte in der Tabelle zeigen.)
sehr empfehlenswert* | empfehlenswert* | weniger empfehlenswert*
*aus wissenschaftlicher Sicht
Bildungsetappe | Zielbereich | Altersgruppe | Durchführbarkeit | Theoretische Fundierung | Erfüllung der Gütekriterien |
---|---|---|---|---|---|
Elementar | 1 | 4 bis 6 |
Das Verfahren entspricht überwiegend den Minimalstandards. Optimierungsbedarf gibt es bei der Reliabilität: Die Reliabilität des HASE wurde als interne Konsistenz ermittelt. Hierzu wurden Daten von zwei regional unterschiedlichen Stichproben genutzt. Die Reliabilitätswerte einer Stichprobe genügen größtenteils nicht den Minimalstandards (drei der vier Werte liegen unter dem kritischen Wert von .70, außerdem gibt es Unterschiede zwischen mündlicher Darbietung und Darbietung der Aufgaben über CD). Die Aufgaben sollten nur über die CD dargeboten werden. Da es sich um ein Screening handelt, wird eine Anwendung nur durch diagnostisch geschultes Personal empfohlen.
Bitte beachten Sie den Hinweis am Ende der Beschreibung. |
Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 03.06.2024
HASE ist ein diagnostisches Tool, das Kinder vor Eintritt in die Schule mit einem Risiko für die Entwicklung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und Sprachentwicklungsstörungen identifizieren soll. Es kann in den Modulen E1 „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“, E3 „Intensive Förderung im Bereich sprachlicher Strukturen“, E4 „Intensive Förderung der phonologischen Bewusstheit“ und E6 „Übergang vom Elementar- zum Primarbereich“ eingesetzt werden.
HASE wird bei Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren eingesetzt, um mögliche spätere Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb und in der Sprachentwicklung erkennen und frühzeitig Unterstützungsmaßnahmen einleiten zu können. Durch die relativ kurze Durchführungsdauer eignet sich das Verfahren auch als Screeninginstrument bei Einschulungsuntersuchungen. Das Verfahren wurde für Kinder mit deutscher Muttersprache entwickelt, gesonderte Normwerte für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache wurden nicht erfasst. HASE kann aber auch bei Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache angewendet werden, um einen Förderbedarf zu diagnostizieren (Schöler & Schäfer, 2004).
Es handelt sich um ein Testverfahren, bei dem in Einzelsitzungen mit 4-jährigen Kindern drei Aufgaben und mit den 5- bis 6-jährigen Kindern vier Aufgaben durchgeführt werden. Der gesamte Test kann entweder computergestützt oder per Audio-CD durchgeführt werden. Der Test und die Auswertung dauern insgesamt etwa zehn Minuten.
Beschreibung der Aufgaben
(1) Nachsprechen von Sätzen (NS)
Dem Kind werden nacheinander zehn Sätze vorgesprochen, die es nachsprechen soll. Der Test beginnt mit Sätzen, die aus nur zwei Wörtern bestehen, die Wortanzahl steigt im Testverlauf an. Zu jedem Satz gibt es jeweils eine strukturell ähnliche Variante (z.B. a) Tina singt b) Peter rennt). Wird der erste Satz korrekt wiedergegeben, überspringt der Testleiter den zweiten Satz dieser Länge. Die korrekte Wiedergabe des ersten Satzes wird mit zwei Punkten bewertet. Wird nur der zweite Satz korrekt wiedergegeben, bekommt das Kind einen Punkt. Die Aufgabe wird abgebrochen, wenn das Kind vier aufeinander folgende Sätze nicht korrekt nachspricht.
(2) Wiedergeben von Zahlenfolgen (WZ)
Dem Kind wird eine Zahlenfolge vorgesprochen, die es wiedergeben soll. Insgesamt werden zehn Zahlenfolgen präsentiert. Dabei steigt die Anzahl der Zahlen, die das Kind erinnern soll, von zwei bis sechs an. Auch bei dieser Aufgabe gibt es pro Zahlenfolge zwei Varianten (z.B. a) 6 und 3 b) 8 und 5). Wird die erste Aufgabe einer Zahlenfolge korrekt wiedergegeben, kann zur nächsthöheren Zahlenfolge gewechselt werden und die Wiedergabe wird mit zwei Punkten bewertet. Bei falscher Wiedergabe wird die andere Aufgabenversion der gleichen Schwierigkeitsstufe dargeboten und die korrekte Wiedergabe wird mit einem Punkt bewertet. Kann keine Aufgabenversion der Zahlenfolge wiedergegeben werden, wird die Aufgabe abgebrochen.
(3) Erkennen von Wortfamilien (EW)
Diese Aufgabe wird erst bei Kindern ab fünf Jahren eingesetzt. Das Kind erhält drei Worte und soll das Wort herausfinden, das sich semantisch von den beiden anderen Worten unterscheidet (z.B. Haus, Hans, Häuser). Die Schwierigkeit der Aufgabe besteht darin, dass sich die Wörter akustisch ähneln – das Kind muss also von dem Klang eines Wortes abstrahieren. Für jede korrekte Antwort erhält das Kind einen Punkt. Es werden alle Aufgaben durchgeführt.
(4) Nachsprechen von Kunstwörtern (NK)
Bei dieser Aufgabe soll das Kind Kunstwörter nachsprechen. Diese Worte ähneln klanglich der gesprochen Sprache (z.B. Lakemo). Für jedes vollständig korrekt reproduzierte Wort erhält es einen Punkt. Es werden alle Aufgaben durchgeführt.
Auswertung
Wenn die Aufgabe computergestützt durchgeführt wurde, erfolgt die Auswertung automatisch. Ansonsten werden pro Aufgabe die Punkte addiert. Mit den Normtabellen im Anhang des Manuals kann die Leistung des Kindes mit der Leistung der Normstichprobe gleichen Alters verglichen werden. Es wurden Altersnormen für fünf Gruppen gebildet: Kinder im Alter von (I) 4,5 Jahren bis 4 Jahren und 11 Monaten, (II) von 5 Jahren bis 5 Jahren und 5 Monaten, (III) von 5,5 Jahren bis 5 Jahren und 11 Monaten, (IV) von 6 Jahren bis 6 Jahren und 5 Monaten und (V) 6,5 Jahren bis 6 Jahren und 11 Monaten. Der grau unterlegte Bereich der Normtabellen markiert den unterdurchschnittlichen Bereich. Liegt die Leistung eines Kindes in diesem Bereich, ist von einem Risiko für Lese-Rechtschreibschwierigkeiten oder Sprachentwicklungsstörungen auszugehen. In diesem Fall sollte eine weitere detailliertere Diagnostik z.B. mit dem Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5), Grimm, Aktas, Frevert, 2010) durchgeführt werden.
Material: Für die Durchführung wird das folgende Material benötigt: Eine Version des HASE mit Auswertungssoftware, bestehend aus Handbuch, Bildmaterial, Audio-CD und Software.
Schulung: Zur standardisierten Durchführung ist eine Vertrautheit mit dem Test und Übung notwendig.
Zugänglichkeit: Bestellbar bei der Hogrefe Testzentrale (s. Links)
Preis: 148 Euro
Durchführungsdauer: Durchführung und Auswertung beanspruchen etwa 10 Minuten.
a) theoretische Fundierung
Grundlage des Tests bilden Theorien zum Schriftspracherwerb und zur Sprachentwicklung. Zwei Aufgaben überprüfen die Kapazität der phonologischen Schleife, die grundlegend bei der Verarbeitung sprachlicher Informationen ist (Gathercole & Baddely, 1993). Es gilt als erwiesen, dass diese Komponente des Arbeitsgedächtnisses einen Anteil bei der Entwicklung späterer Lese-Rechtschreibprobleme hat (vgl. Vellutino, Fletcher, Snowling & Scanlon, 2004). Eine weitere Aufgabe erhebt die Fähigkeit, Sätze nachzusprechen. Da das korrekte Nachsprechen auch eine Verarbeitung des Satzes erfordert, wird neben der Produktion auch in Ansätzen das Verstehen sprachlicher Äußerungen geprüft. Es gibt Hinweise, dass mit dieser Aufgabe Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen identifiziert werden können (vgl. Schöler, Fromm, Schakib-Ekbatan & Spohn, 1997). Bei der Aufgabe, die das Erkennen einer Wortfamilie erfasst, geben die Autoren an, dass Kinder mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten häufig Probleme mit Aufgaben dieser Art haben.
b) empirische Fundierung
Der Test wurde an 52 832 Kindern normiert, die Normstichprobe ist damit sehr hoch. Die wissenschaftlichen Gütekriterien der Objektivität*, Reliabilität und Validität sind erfüllt. *(Die Aufgabe muss per CD oder PC durchgeführt werden, damit Objektivität gegeben ist). Beim HASE wurde die Reliabilität durch die interne Konsistenz bestimmt. Das Ergebnis dieser Berechnung kann als ausreichend bezeichnet werden (vgl. Neugebauer & Becker-Mrotzek, 2013). Eine Untersuchung zur prognostischen Validität zeigte, dass das Verfahren zufriedenstellend die Kinder identifizieren kann, die später tatsächlich Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb entwickeln (vgl. Neugebauer & Becker-Mrotzek, 2013; Treutlein, Roos & Schöler, 2007).
HASE eignet sich durch die kurze Durchführungszeit als Screeninginstrument. Der Test erfasst nur wenige sprachliche Basisqualifikationen (vgl. Neugebauer & Becker-Mrotzek, 2013). Für eine differenzierte Diagnostik mit Hinweisen auf Förderplanung sollte auf andere Tools, wie z.B. auf den Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5, Grimm, Aktas, Frevert, 2010) zurückgegriffen werden. Ein alternatives Verfahren zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten ist das Bielefelder Screening (BISC, Jansen, Mannhaupt, Marx & Skowronek, 2002).
Alternatives Testverfahren zum Screening HASE:
Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese- Rechtschreibschwierigkeiten (BISC)
Zur differenzierteren Diagnostik bei auffälligem HASE-Screening eignet sich der SETK 3-5:
Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5)
Alter: 4; 5; 6
Klassenstufe: Kita
Seite der Hogrefe Testzentrale mit Bestellmöglichkeit für HASE:
https://www.testzentrale.de/shop/heidelberger-auditives-screening-in-der-einschulungsuntersuchung-50165.html [04.06.2024]
Gathercole, S. E. & Baddeley, A. D. (1993). Working memory and language. Essays in cognitive psychology. Hillsdale, NJ, England: Lawrence Erlbaum Associates, Inc.
Grimm, H., Aktas, M. & Frevert, S. (2010). SETK 3-5. Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (2. überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Jansen, H., Mannhaupt, G., Marx, H. & Skowronek, H. (2002). BISC. Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (2. überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Neugebauer, U. & Becker-Mrotzek, M. (2013). Die Qualität von Sprachstandsverfahren im Elementarbereich. Eine Analyse und Bewertung. Herausgegeben vom Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. Verfügbar unter: https://www.mercator-institut-sprachfoerderung.de/fileadmin/user_upload/Mercator-Institut_Qualitaet_Sprachstandsverfahren_Web_03.pdf [10.11.2020]
Schöler, H. & Brunner, M. (2008). HASE Heidelberger Auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung (2. über. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Schöler, H., Fromm, W., Schakib-Ekbatan, K. & Spohn, B. (1997). Nachsprechen. Sein Stellenwert bei der Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen. Heidelberg: Pädagogische Hochschule.
Schöler, H. & Schäfer, P. (2004). HASE Heidelberger Auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung - Itemanalysen und Normen. Heidelberg: Pädagogische Hochschule.
Treutlein, A., Roos, J. & Schöler, H. (2007). Zur prognostischen Validität des Heidelberger Auditiven Screenings in der Einschulungsdiagnostik HASE-Abschlussbericht des Projektes EVER. Heidelberg: Pädagogische Hochschule.
Vellutino, F. R., Fletcher, J. M., Snowling, M. J. & Scanlon, D. M. (2004). Specific reading disability (dyslexia): what have we learned in the past four decades? Journal of Child Psychology and Psychiatry, 45, 2–40.
Hinweis: Die Verfahren (Tools), die Sie hier finden, werden in der Bund-Länder Initiative Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) eingesetzt und wurden bislang aus wissenschaftlicher Sicht als empfehlenswert identifiziert. Aspekte der praktischen Anwendbarkeit werden in der Projektlaufzeit ergänzt. Verfahren mit einer grünen Kennzeichnung genügen wissenschaftlichen Minimalstandards. Verfahren mit einer gelben Kennzeichnung genügen überwiegend diesen Minimalstandards zeigen jedoch Optimierungsbedarfe, auf die in vorangestellten Anmerkungen hingewiesen wird. Bei den hier aufgeführten Verfahren handelt es sich keineswegs um eine erschöpfende Bewertung aller in BiSS verwendeten Verfahren oder gar sämtlicher verfügbarer Verfahren, sondern um einen VORLÄUFIGEN Stand, der diagnostische Tools berücksichtigt. Eine kriteriale Empfehlungsgrundlage für Förder-Tools wurde ebenfalls im Trägerkonsortium erarbeitet und ist in den Tabellen Qualitätscheck der Förderkonzepte und Förderinstrumente einsehbar. |
Letzte Änderung am: 25.09.2024