LeSek 7-9 – Lesetest Sekundarstufe

Eva S. Adler und Maria Götzinger-Hiebner

DiagnoseSekundarstufe

Kurzbeschreibung

Preis: ab 37,75 Euro (Details)

Beim Lesetest Sekundarstufe - LeSek 7-9 handelt es sich um ein förderrelevantes diagnostisches Tool zur Ermittlung der Lesefähigkeit von Schülerinnen und Schülern der 7. bis 9. Klasse. Es eignet sich vor allem beim Verdacht auf Vorliegen einer Leseschwäche und ermöglicht auch die Art des zugrunde liegenden Leseproblems festzustellen. Hierzu erfasst es das Lesetempo sowie weitere Lesekompetenzen auf Wort-, Satz- und Textebene. Zusätzlich können aus den Testergebnissen individualisierte Fördermaßnahmen abgeleitet werden. Der Test wird im Einzelsetting durchgeführt. Die Durchführung des LeSek 7-9 beansprucht zwischen 15 und 30 Minuten.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte in der Tabelle zeigen.)

grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Sekundar 11,12 12 bis 15 grüner Punkt grüner Punkt gelber Punkt
gelber Punkt Das Verfahren entspricht überwiegend den Minimalstandards. Optimierungsmöglichkeiten gibt es bei der Größe der Eichstichprobe für die 7. und 8. Klasse. Da es sich um ein Testverfahren/Screening handelt, wird eine Anwendung nur durch diagnostisch geschultes Personal empfohlen.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 28.11.2024

Welches Ziel hat das Tool?

Das Tool LeSek 7-9 ist ein förderrelevantes diagnostisches Verfahren zur Erfassung der Lesefähigkeit von Schülerinnen und Schülern der 7. bis zur 9. Klasse, mit dessen Hilfe der Verdacht einer Leseschwäche abgeklärt werden kann. Es ermöglicht auch die Art des vorliegenden Leseproblems einzuschätzen. Die Ergebnisse des LeSek 7-9 können als Grundlage zur Erstellung individueller Förderprofile dienen, also für die Planung individualisierter Maßnahmen zur Leseförderung. Darüber hinaus können aus den Testergebnissen individualisierte Fördermaßnahmen abgeleitet werden. Der Test ist als Einzeltest in der Papierversion verfügbar.

Der LeSek 7-9 kann im Modul S1 „Diagnose und Förderung der Leseflüssigkeit“ eingesetzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Das Tool LeSek 7-9 ermöglicht die Abklärung von Leseproblemen (Wort-, Satz- und Textebene) bei Schülerinnen und Schülern der 7. bis 9. Klassenstufe. Dazu gehören ein geringes Lesetempo, Wortschatz- und Sprachdefizite, Schwierigkeiten in den Bereichen Schlussfolgern und Kategorisieren (Textverständnis) sowie eine geringe Schreibmotivation (Schreibunlust). Zusätzlich liefert der Test die notwendigen Informationen zur Erstellung eines individuellen Förderplans zur Leseförderung. Der Test ist daher geeignet für den Einsatz durch (Schul-)Psychologinnen und (Schul-)Psychologen sowie Logopädinnen und Logopäden zur differenzierten Diagnostik des Lesens, beispielsweise wenn eine Lese-Rechtschreibstörung abgeklärt werden soll.

Mehrsprachigkeit wird in diesem Tool nicht explizit berücksichtigt. Soll der Test mit Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als Zweitsprache eingesetzt werden, ist zu beachten, dass auch eingeschränkte Sprachkompetenzen die Ergebnisse im Leseverständnistest negativ beeinflussen können.

Wie funktioniert das Tool?

Die Durchführung des LeSek 7-9 erfolgt in persönlicher Interaktion zwischen der Testleitung und der Schülerin oder dem Schüler. Die Testleitung sollte sich vorab mit den Materialien gut vertraut machen. Das Testmaterial besteht aus zwei ineinander gehefteten Teilen: ein Teil für die Dokumentation durch die Testleitung, der andere Teil ist das eigentliche Testheft für die Schülerin bzw. den Schüler. Die Durchführung beansprucht zwischen 15 und 30 Minuten.

Der LeSek 7-9 besteht aus drei Subtests (Einzelwörter, Arbeitsanweisungen, Texte). Im ersten Subtest Einzelwörter soll die Schülerin bzw. der Schüler wortähnliche Pseudowörter in Form von Straßennamen und wortunähnliche Pseudowörter in Form von Fremdwörtern laut lesen. Der zweite Subtest besteht aus Arbeitsanweisungen. Hierbei sollen die Aufgaben und Sätze nicht laut vorgelesen, sondern lediglich die gestellten Arbeitsaufträge gelöst werden. Zum Beispiel sollen bei einer Aufgabe Testwörter auf verschiedene Art und Weise (durch Anhaken, durch Unterstreichen) markiert oder es sollen die Wörter mit kleiner gleich vier Buchstaben unterstrichen werden. Der dritte Subtest Texte setzt sich aus drei voneinander unabhängigen erzählenden Kurztexten zusammen. Diese sollen einzeln gelesen werden, was nicht laut geschehen muss. Nach jedem Text wird gestoppt und die Testleitung erfragt, ob die Schülerin bzw. der Schüler die Geschichte nun selbst erzählen könne. Ist dies nicht der Fall, erfolgt die Erfragung stückweise an einzelne Erinnerungen gekoppelt. Es dürfen jedoch keine gezielten Fragen gestellt werden. Eine Ausnahme hiervon stellt die Zusatzfrage dar, bei der nach einem grundlegenden Inhalt gefragt wird. Wird diese direkt beim Nacherzählen genannt, wird das betreffende Kästchen direkt angekreuzt. Ansonsten wird die Zusatzfrage gestellt. Das Beobachtungsheft der Testleitung enthält vordefinierte Inhalte. Diese sind in die Kategorien „Sinnerfassung“ und „Detailerfassung“ eingeteilt. Dies dient einer stärker differenzierten Analyse der Lesefähigkeit.

Die Auswertung des LeSek 7-9 erfolgt online (s. Links). Nach der Registrierung wird folgendermaßen vorgegangen. Zuerst „Eine Schülerin/einen Schüler anlegen“, dann „Einen Test zu einer Schülerin/einem Schüler anlegen“ und danach Eingabe der entsprechenden Testdaten, indem die Beobachtungen aus dem jeweiligen Testheft übertragen werden. Im Anschluss können die Ergebnisse abgerufen werden. Als Ergebnisse stehen sowohl Gesamtwerte (Leserichtigkeit und Sinn-/Detailerfassung sowie Lesezeit) als auch Werte auf Ebene der drei Subtests (Einzelwörter, Arbeitsanweisungen, Texte) zur Verfügung. Das Lesetempo wird zwar erhoben, geht aber nicht in den Gesamtwert ein. Die Ergebnisdarstellung beinhaltet sowohl Anzahl der richtigen Lösungen als auch die Zuordnung zu Prozenträngen und t-Werten. Zusätzlich werden die Ergebnisse grafisch dargestellt und textlich interpretiert. Die Ergebnisdarstellung liefert bei Bedarf also auch die nötigen Informationen zur Erstellung eines individuellen Förderplans zur Lesefähigkeit.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Das Testmaterial setzt sich aus zwei ineinander gehefteten Teilen zusammen. Eines dient zur Dokumentation für die Testleitung, das andere ist das eigentliche Testheft für die Schülerin bzw. den Schüler. Zusätzlich werden Stifte und eine Stoppuhr benötigt.

Schulung: Eine gesonderte Schulung ist nicht notwendig. Die Testleitung sollte sich vorab gut mit den Materialien und dem Testablauf vertraut machen.

Zugänglichkeit: Der Test ist bestellbar über die Hogrefe Testzentrale (s. Links).

Durchführungsdauer: Die Bearbeitungszeit beläuft sich auf 15 bis 30 Minuten.

Kosten: Das Handbuch für alle Klassenstufen kostet 37,75 Euro. 5 Testhefte kosten 8,25 Euro.

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a)       Theoretische Fundierung:

Bei der Entwicklung des LeSek 7-9 verfolgten die Autorinnen das Ziel, einen Test zu schaffen, der gezielte Hinweise zur differenzierten Leseförderung gibt. Da das Lesen eine äußerst komplexe Fähigkeit darstellt, wurde der LeSek 7-9 in verschiedene Komponenten unterteilt, die sich auf die Lesegenauigkeit einzelner Wörter (Subtest Einzelwörter), das Leseverständnis auf Satzebene (Subtest Arbeitsanweisungen) sowie das Verständnis kurzer Ganztexte an vergleichbaren, aber unterschiedlichen erzählenden Texten (Subtest Texte) konzentrieren. Die Testergebnisse sollen nicht nur zur Diagnose möglicher Leseschwierigkeiten beitragen, sondern auch als Grundlage für eine anschließende Förderung dienen. Die Fähigkeit unbekannte Wörter zu erlesen ist sowohl in verschiedenen Unterrichtsfächern als auch später in der Arbeitswelt bedeutsam. Dies unterstreicht laut Autorinnen die Bedeutung der Lesegenauigkeit als Teilbereich der Lesekompetenz. Für den Bereich der Arbeitsanweisungen wurden Anforderungen simuliert, die den Anweisungen in Grammatikaufgaben im Fremdsprachenunterricht oder Aufträgen in Mathematik ähneln. Die Aufgaben wurden bewusst einfach gehalten, um den Fokus auf die eigentliche Testung zu legen. Textverständnis, also das sinnentnehmende Lesen, ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Lesekompetenz. Zur Überprüfung dieser Fähigkeit wählten die Autorinnen drei Texte aus, die durch logische Schlussfolgerungen und Problemlösungen verknüpften Inhalt aufweisen, anstatt lediglich eine Beschreibung zu bieten. Hierfür wurden Berichte über allgemein bekannte Tagesereignisse frei formuliert. Mit diesem Subtest streben die Autorinnen an, die Fähigkeit zur Sinnentnahme kurzer Ganztexte zu messen. Da Inferenzbildungen jedoch nicht nur vom Text selbst abhängen, sondern auch vom Vorwissen beeinflusst werden, wurden Stellen mit einer Tendenz zur Inferenzbildung bewusst sehr detailliert dargestellt, um sicherzustellen, dass vorhandenes Vorwissen keinen Vorteil bringt. Der LeSek 7-9 beschränkt sich also in allen Teilen ausschließlich auf das Lesen und berücksichtigt keine damit assoziierten Fähigkeiten. Dies steht im Einklang mit dem Rasch-Modell (Kubinger, 1995), das postuliert, dass die einzelnen Items eines Tests gleichwertig und voneinander unabhängig sein müssen und dass ein Test nur eine einzige Eigenschaft messen sollte, die durch eine Zahl ausgedrückt werden kann.

Aufgrund dieser Überlegungen kann der Test als theoretisch fundiert betrachtet werden.

b)      Empirische Fundierung:

Die Eichstichprobe setzte sich aus n=95 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 7, n=89 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 8 sowie n=299 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 9 zusammen. Die Normierung fand im ersten Halbjahr 2010 in Oberösterreich statt. Es wurden sowohl ländliche als auch städtische Gebiete berücksichtigt. Zudem sind alle Bereiche des Regelschulwesens abgedeckt. Es existieren Normen, unterteilt in Prozentränge sowie teilweise auch T-Werte. Die Objektivität wird zum einen durch eine detaillierte Anleitung für die Durchführung, eindeutigen Schemata zur Interpretation sowie durch eine Auswertung mittels eines Online-Tools sichergestellt. Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt ebenfalls computergestützt. Hinsichtlich der Reliabilität berichten die Autorinnen Retest-Reliabilitäten. Diese beträgt in Bezug auf die Leserichtigkeit und Sinn-/Detailerfassung r = .72, in Bezug auf die Lesezeit r = .78. Die Validität eines Tests bezieht sich auf dessen Gültigkeit, also darauf, inwieweit er tatsächlich das misst, was er messen soll. Der Test erfasst verschiedene Facetten des Lesens und gibt Auskunft über die Lesegenauigkeit, die Erfassung von Anweisungen und Arbeitsaufträgen, das inhaltliche Verständnis von Texten sowie die Lesegeschwindigkeit. Die Konstruktvalidität kann daher als gegeben angesehen werden. Die Inhaltsvalidität ist dadurch begründet, dass keine anderen mit dem Lesen assoziierten Leistungen, sondern ausschließlich die Leseleistung selbst geprüft wird. Die Aufgaben enthalten kein Sachwissen, und im Bereich der Sinnerfassung wurde weitgehend auf die Dimensionen logische Folgerungen und Interpretationen verzichtet. Die Übereinstimmungsvalidität wurde mit dem Außenkriterium der Deutschnote geprüft, wobei erwartungsgemäße Zusammenhänge mit der Deutschnote festgestellt wurden. Außerdem wurde für die Kriteriumsvalidität der Vergleich zwischen einsprachigen Schülerinnen und Schülern und solchen, bei denen Deutsch die Zweitsprache ist, herangezogen. Die Leistungen unterscheiden sich hier ähnlich wie im Zürcher Lesetests II (vgl. Petermann & Daseking 2012) nur in dem Bereich, in dem gute Sprachkenntnisse erforderlich sind, nämlich in der Sinnerfassung.  Die Leseleistungen zwischen den verschiedenen Klassenstufen unterschieden sich in Übereinstimmung mit der angenommenen Weiterentwicklung der Lesefähigkeiten.

Eine empirische Fundierung des Testes liegt also vor, weist aber noch Optimierungsmöglichkeiten auf. So wäre etwa eine größere Eichstichprobe für die 7. und 8. Klasse wünschenswert.

Alter: 12; 13; 14; 15

Klassenstufe: 7; 8; 9

Links:

Bestellmöglichkeit:

https://www.testzentrale.de/shop/lesetest-sekundarstufe-94346.html [28.11.2024]

Online-Auswertung:

https://diagnostik.klett.de [28.11.2024]

Literaturhinweise

Adler, E. & Götzinger-Hiebner, M. (2021). Lesetest Sekundarstufe LeSek 5-9. Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH.

Kubinger, K. (1995). Einführung in die psychologische Diagnostik. Weinheim und Basel: Beltz.

Petermann, F. & Daseking, M. (2012). Manual zum Zürcher Lesetest II. Bern: Huber.

Letzte Änderung am: 28.11.2024

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