Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+)

Peter Birkel

DiagnosePrimarstufeÜbergang Primar-/Sekundarstufe

Kurzbeschreibung

Preis: 114 Euro. (Details)

Beim Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+) handelt es sich um ein Diagnostiktool, das zur Erhebung der Rechtschreibfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern dieser Klassenstufen entwickelt wurde. Der WRT 4+ ermöglicht Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften in vierten und fünften Klassen von Grund- und Hauptschulen oder vergleichbarer Schularten sowie in Sonder- oder Förderschulen eine individuelle Bewertung der Rechtschreibkompetenz. Anhand der Orientierung an einem altersüblichen Grundwortschatz ermöglicht das Tool die individuelle Bewertung über ein Lückentextdiktat. Der WRT 4+ kann einzeln aber auch als Gruppentest durchgeführt werden.

Qualitätscheck als Diagnostik-Tool:
(Für Erläuterungen mit der Maus auf die Zahlen und Punkte in der Tabelle zeigen.)

grüner Punkt sehr empfehlenswert* | gelber Punkt empfehlenswert* | blauer Punkt weniger empfehlenswert*

*aus wissenschaftlicher Sicht

Bildungsetappe Zielbereich Altersgruppe Durchführbarkeit Theoretische Fundierung Erfüllung der Gütekriterien
Primar 20 9 bis 11 grüner Punkt grüner Punkt grüner Punkt
grüner Punkt Das Verfahren entspricht den Minimalstandards. Da es sich um ein Testverfahren/Screening handelt, wird eine Anwendung als Einzeltest nur durch diagnostisch geschultes Personal empfohlen. Eine Anwendung als Gruppentest kann aufgrund der hohen Standardisierung durch Lehrkräfte erfolgen.

Letzte inhaltliche Bearbeitung/Prüfung am: 04.07.2024

Welches Ziel hat das Tool?

Der Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Tests für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+) ist ein Diagnosetool, das die Rechtschreibfähigkeiten von Kindern der vierten und fünften Jahrgangsstufe erfasst. Der Test selbst besteht aus einem Lückentext-Diktat. Es gibt eine Kurzversion mit 20 Items und eine Langversion mit 60 Items, die jeweils zudem als Parallelform vorhanden sind. Hierbei werden, basierend auf dem altersgerechten Weingartener Grundwortschatz, die Rechtschreibfähigkeiten der Kinder und die korrekte Phonem-Graphem-Zuordnung gemessen. Zusätzlich bietet der WRT 4+ die Möglichkeit, die Fehler, die die Schülerinnen und Schüler gemacht haben, nach Fehlertypen zu kategorisieren (s. Wie funktioniert das Tool?). Mithilfe der Parallelformen kann der individuelle Lernfortschritt durch eine wiederholte Testung ermittelt werden. Einsetzbar ist dieses Tool in den letzten 3 Monaten der 4. Klasse der Grundschule, den ersten 3 Monaten der 5. Klasse, der Mitte der 5. Klasse der Hauptschule (Januar und Februar) oder den letzten drei Monaten der 5. Klasse der Hauptschule oder ähnlicher Schularten. Die verschiedenen Zeitpunkte werden bei der Auswertung mithilfe von spezifischen Normwerttabellen berücksichtigt, während der Test für alle Zeitpunkte der gleiche bleibt. Es ist möglich, das Tool im Klassenverband, in Kleingruppen oder Einzeln durchzuführen.

Dieses Verfahren kann im Primarbereich in dem Modul P2 „Intensive sprachkulturelle Förderung“ eingesetzt werden.

Für welches Vorhaben kann das Tool eingesetzt werden?

Der Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+) dient als Diagnosetool der Beurteilung der Rechtschreibfähigkeit von Schülerinnen und Schülern der 4. und 5. Jahrgangsstufe. Dabei wird die Rechtschreibung von Wörtern aus einem altersüblichen Grundwortschatz überprüft und zudem die korrekte Phonem-Graphem-Zuordnung getestet. Hierbei kann nicht nur der aktuelle Stand, sondern auch die individuelle Entwicklung der Kinder mithilfe der Parallelform erfasst werden. Dabei können die Rechtschreibfehler der Schülerinnen und Schüler nach verschiedenen Fehlertypen weiter differenziert werden (s. Wie funktioniert das Tool?).

Die Sammlung der verschiedenen Fehlertypen und das Auswerten der Phonem-Graphem-Fehler können dabei helfen, Schwierigkeiten der ganzen Klasse, aber auch individuelle Schwierigkeiten in Bezug auf die Rechtschreibung zu erkennen und so eine Arbeit mit homogenen Fördergruppen und passgenauen Förderprogrammen zu ermöglichen. In Verbindung mit weiteren Verfahren kann der WRT 4+ die Empfehlung zur Überweisung auf eine Sonder-/ Förderschule mitbegründen oder auch Anhaltspunkte für einen Wechsel von Sonder-/Förderschule auf Grundschule geben. Gleichzeitig gibt der WRT 4+ Hinweise auf das Vorliegen einer Rechtschreibschwäche.

Mehrsprachigkeit wird in diesem Tool berücksichtigt. Der WRT 4+ ist also auch für Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache geeignet. Für diese Gruppe stehen spezifische Normwerte zur Verfügung.

Wie funktioniert das Tool?

Der Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+) ist ein Tool zur Erhebung der Rechtschreibfähigkeit. Der Test besteht aus einem Lückentextdiktat mit 60 Lücken in der Langform und 20 Lücken in der Kurzform, die in zusammenhängende Geschichten eingebaut sind, wie in einem üblichen Diktat Es wurde darauf geachtet, dass beide Parallelformen voneinander unabhängige Geschichten beinhalten. Die Langform umfasst 6 (Version A) bzw. 7 Seiten (Version B), während die Kurzformen jeweils 2 Seiten lang sind.

Die Testdurchführung weist eine klare Struktur auf und enthält detaillierte Anweisungen im Manual. Es gibt klare Richtlinien für Aussprache und Diktat, sowie zur Vermeidung von Abschreiben. Für die Schülerinnen und Schüler wird zudem die Durchführung anhand von drei Beispielen erläutert, sodass auch mit Schulklassen, die noch nicht mit Lückentext-Diktaten gearbeitet haben, der WRT 4+ durchführbar ist. Die Testzeit für die Langform beträgt etwa eine Schulstunde, für die Kurzform nur etwa 15 bis 20 Minuten. Der WRT 4+ kann sowohl in Gruppen- als auch in Einzelsettings durchgeführt werden.

Die Ergebnisse werden anhand eines bereitgestellten Lösungsschlüssels ausgewertet. Dabei werden die geschriebenen Wörter mit diesem abgeglichen und auf ihre korrekte Schreibweise überprüft. Die Berechnung des Rohwertes ergibt sich aus der Subtraktion der Zahl der Fehler von der Anzahl der möglichen Richtigen. Es werden Prozentränge, Prozentrang-Bänder, T-Werte, T-Wert-Bänder für Kurz- und Langform bereitgestellt. Ein Notenvorschlag wird nur für die Langformen zur Verfügung gestellt. Mit gesonderten Auswertungsbögen kann neben dieser quantitativen Analyse auch eine qualitative Auswertung erfolgen. Hierfür werden die Anzahl der Graphem Treffer, aber auch unterschiedliche Fehlertypen mitberücksichtigt. Diese Fehlertypen sind:

  • Groß-/ Kleinschreibung
  • Zusammen-/Getrenntschreibung
  • Verwechslung von das und dass
  • Auslautverhärtung
  • ä/e und äu/eu Verwechslung
  • Lautverdoppelung
  • S-Laut nach langen Vokalen und Diphthongen
  • Verwechslung stimmhaftes/stimmloses s
  • falsche Markierung des langen Vokals
  • falsche Markierung langer Vokale, Dehnungs-h
  • Probleme auf der Laut-Buchstabenebene
  • sonstige Fehler und Verschreibungen

Diese Fehlertypen können mithilfe einer Schablone direkt Wort für Wort erkannt werden. Zu beachten ist, dass auch mehrere Fehlertypen pro Wort auftreten können.

Was wird benötigt, um das Tool umzusetzen?

Material: Manual, Testhefte Langform (A/B), Testhefte Kurzform (A/B), Klassenliste, Lösungsschablonen (Langform A/B, Kurzform A/B) und Mappe

Schulung: Eine gesonderte Schulung ist aufgrund der genauen und ausführlichen Instruktionen nicht notwendig.

Zugänglichkeit: Als Teil der Hogrefe Schultests kann der WRT 4+ über die Testzentrale (s. Links) bestellt werden.

Durchführungsdauer: Die Durchführung der Langform des WRT 4+ benötigt etwa 45 Minuten, also eine Schulstunde, die Kurzform etwa 20 Minuten.

Kosten: Das vollständige Tool, wie im Material beschrieben, kostet 114,00 Euro. Einzelne Teile des Tools können bei Hogrefe nachbestellt werden (s. Links).

Wie ist das Tool a) theoretisch b) empirisch fundiert?

a)       Theoretische Fundierung:  

Der Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+) ist ein Tool, mit dem die Rechtschreibfähigkeit anhand des Weingartener Grundwortschatzes getestet werden kann. Hierbei ist zunächst festzustellen, dass laut Autor kein bundesweit verpflichtender Wortschatz zur Verfügung steht und dieser zunächst für den Test erarbeitet werden muss. Für die Erstellung eines solchen Grundwortschatzes muss nach Schwarz (1983) auf folgende Kriterien geachtet werden: Auftretenshäufigkeit im Sprachgebrauch der Kinder, soziale Funktionen, Eignung für transferierendes Lernen und Regelbildung, sowie Funktion als Fundament zum Erlernen der Rechtschreibung. Rückemann (1991) greift diese Kriterien auf und erweitert sie darum, dass die Wörter aus dem Unterricht entwachsen sollen. Basierend auf diesen Kriterien wurden durch den Autor für die Erstellung des Weingartener Grundwortschatzes die unterschiedlichen Grundwortschatzlisten der deutschen Bundesländer miteinander verglichen. Hierzu wurde zunächst der bayrische Grundwortschatz mit denen der anderen Bundesländer abgeglichen und auf Übereinstimmung analysiert. Daraus resultierte eine Liste von 264 Testwörtern, die nach weiterer Überarbeitung und Normierung als Grundlage für den WRT 4+ genutzt wird. Die erste Version des WRT 4+ wurde im Jahr 1990 veröffentlicht. Eine Neuauflage erfolgt in den Jahren 2002 bis 2005. Die neue Normierung berücksichtigt die Rechtschreibreform und basiert auf einer Stichprobe von N= 16663 Schülerinnen und Schülern.

Grundlage für die qualitative Analyse, die dieses Tool ermöglicht, ist die Unterscheidung von Fehlertypen. Hinsichtlich dieser beruft sich der Autor auf die Ausführungen von Knapp (2004).

Der WRT 4+ kann als theoretisch fundiert angesehen werden.

b)       Empirische Fundierung:      

Gütekriterien für die empirische Fundierung des WRT 4+ werden im Manual angegeben. Dabei werden Stichprobengröße, Normierung, Objektivität, Reliabilität und Validität beleuchtet.

Für die Normierung wurden Daten einer Gesamtstichprobe von N=16.663 Schülerinnen und Schüler herangezogen. Für die verschiedenen Zeitpunkte sind das N=2.458 bis N=7.060 Kinder. Für Schülerinnen und Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache werden spezifische Normwerttabellen angegeben. Auf die Angabe von geschlechtsspezifischen Normwerten für den WRT 4+ wird verzichtet. Der Autor berichtet von einer Gleichverteilung der Geschlechter in allen Stichproben über alle Testformen - außer in der Stichprobe von Mitte Klasse 5. In dieser ist für die Langform A ein deutlicher Jungenüberschuss festzustellen. Dieser ist allerdings zu vernachlässigen, da die Effektstärke mit einem Wert von d=.326 als geringer Effekt einzustufen ist und zudem eine geschlechterspezifische Bewertung in diesem Fall als nicht sinnvoll anzusehen ist.

Insgesamt ist die Objektivität des standardisierten Tools WRT 4+ sichergestellt. Die Durchführungsobjektivität wird bei Beachtung der bereitgestellten ausführlichen Instruktionen gewährleistet. Die Auswertungsobjektivität wird durch die Verwendung der Lösungsschablone garantiert. Auch die Interpretationsobjektivität ist gegeben, da Normwerte für die Interpretation der Ergebnisse angegeben werden.

Bezogen auf das Gütekriterium der Reliabilität erzielt der WRT 4+ insgesamt gute Ergebnisse. Die Testhalbierungs-Reliabilität liegt für die Form von 1988 vor. Dabei wurden hohe Werte für Langform A (r=.94), Langform B (r=.92) sowie Kurzform A (r=.86) und Kurzform B (r=.89) erzielt. Ebenso deutet die Konsistenzanalyse auf eine hohe Reliabilität hin. Hierbei wurden für die Langformen Werte von r=.94 (A) bis r=.95 (B) und für die Kurzformen Werte von r=.88 (B) bis r=.89 (A) erreicht. Die Retest-Reliabilität für die Langform zeigt Werte von r=.94 für Version A und r=.93 für Version B. Für die Kurzform werden Werte von r=.90 für Version A und Version B angegeben. Auch die Werte der Paralleltest-Reliabilität mit Werten von r=.82 für die Kurzformen bis r=.94 für die Langformen sind als gut anzusehen. Hinsichtlich des Gütekriteriums der Reliabilität sind die Werte für die Kurzformen von Test in der Regel niedriger als für die Langformen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Reliabilität mit längerer Testlänge zumeist zunimmt.

Die Validität gibt an, wie genau der WRT 4+ die Rechtschreibfähigkeit der Schülerinnen und Schüler misst. Hinsichtlich des Gütekriteriums der Validität berichtet der Autor einerseits die Inhaltsvalidität. Der WRT 4+ wurde in Zusammenarbeit mit erfahrenen Pädagoginnen und Pädagogen entwickelt und als geeignet angesehen. Auch Lehrkräfte bestätigen die Eignung des Tests insofern, dass sie die Testwörter als einem altersüblichen Grundwortschatz entsprechend einstufen und die Testergebnisse als übereinstimmend mit eigenen Diktaten und Eindrücken einordnen. Somit kann der WRT 4+ als inhaltsvalide eingestuft werden. Es wurde auch die Übereinstimmungsvalidität überprüft. Dabei wurden die Ergebnisse des WRT 4+ mit den Mittelwerten der letzten 4 bis 5 Diktate der Schülerinnen und Schüler abgeglichen. Dabei wurde für Langform A ein Wert von r=-.82, für Langform B r=-.81, für Kurzform A r=-.76 und für Kurzform B r=-.81 erreicht. Auch im Vergleich der Langformen mit Deutschnoten wurden gute Werte erzielt. Für Ende Klasse 4 zeigt sich insgesamt ein Wert von r=-.70 (Form A: r=-.74, Form B: r=-.69), während für Anfang Klasse 5 eine Korrelation von r=-.53 (Form A_ r=-.46, Form B: r=-.61) erreicht wird. Die etwas schlechteren Werte für Anfang Klasse 5 führt der Autor auf die Neuaufteilung der Schülerinnen und Schüler zurück. Der WRT 4+ wurde nicht direkt mit anderen Verfahren, die Rechtschreibkompetenzen erfassen, verglichen.

Insgesamt kann der Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für vierte und fünfte Klassen (WRT 4+) in der Lang- und Kurzform als empirisch fundiert angesehen werden.

Alter: 9; 10; 11

Klassenstufe: 4; 5

Links:

Bestellmöglichkeit:

https://www.testzentrale.de/shop/weingartener-grundwortschatz-rechtschreib-test-fuer-vierte-und-fuenfte-klassen.html [04.07.2024]

Literaturhinweise

Birkel, P. (2007). Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für vierte und fünfte Klassen WRT4+. 2., vollständig überarbeitete und neu normierte Auflage. Göttingen: Hogrefe.

Knapp, W. (2004). Deutschprofi A 1 – Lehrmaterialien. München: Oldenbourg Schulbuchverlag.

Rückemann, S. (1991). Tägliche Arbeit mit dem Grundwortschatz – vom 1. bis 4. Schuljahr. Heinsberg: Agentur Dieck.

Schwarz, E. (1983). Auf der Suche nach dem Rechtschreib-Grundwortschatz. Die Grundschule, 15, 57-62.

Letzte Änderung am: 04.07.2024

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