Sprache ermöglicht es uns, die Phänomene unserer Welt zu benennen und zu vermitteln. Sie ist außerdem unabdingbar, um die Welt richtig zu verstehen. Doch Sprache ist komplex: Wir müssen nicht nur Fachbegriffe beherrschen, sondern auch wissen, wann der Konjunktiv angemessen ist, um uns zum Beispiel von Aussagen historischer Persönlichkeiten zu distanzieren. Wir müssen Wenn-Dann-Sätze bauen können oder wissen, wie mathematische Konzepte sprachlich ausgedrückt werden.
Im Idealfall besitzen Schülerinnen und Schüler viele dieser Fähigkeiten bereits, wenn sie in die Sekundarstufe wechseln und der Unterricht in den Fächern anspruchsvoller wird. Doch was, wenn nicht? Dann müssen Lehrkräfte auch im Fachunterricht Sprache aufbauen und fördern. Das neue BiSS-Journal mit dem Titelthema „Sprache im Fach“ geht dieser Frage nach. Es zeigt, was Lehrkräfte über die sprachlichen Herausforderungen ihrer Unterrichtsfächer wissen müssen und wie sie sprachfördernd unterrichten können.
Zum Titelthema hat Prof. Dr. Susanne Prediger einen Beitrag geschrieben, in dem sie auf die Bedeutung von Bildungssprache als Lernmedium eingeht. Alltagssprache reicht ab höheren Klassenstufen nicht, sagt sie, da es darum gehe, komplexe und abstrakte Gedanken zu formulieren. Beim sprachsensiblen Unterricht gehe es dabei nicht darum, sprachliche Anforderungen zu senken. Im Gegenteil sollten Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler sprachlich herausfordern, um ihnen Fortschritte beim Aufbau von Sprache zu ermöglichen. Dafür müssen die Lehrenden aber selbst erst die sprachlichen Anforderungen ihrer Fächer identifizieren, sagt Susanne Prediger. Am Beispiel des Faches Mathematik macht sie deutlich, welche dies sind.
Prof. Dr. Markus Bernhardt nimmt die Leistungen von Schülerinnen und Schülern im Geschichtsunterricht in den Blick. In einer Studie aus dem Jahr 2010 stellte sich heraus, dass Abiturientinnen und Abiturienten aufgrund fehlender sprachlicher Kompetenzen historische Ereignisse weder korrekt wiedergeben noch umfassend denken können. So waren die Abiturientinnen und Abiturienten beispielsweise nicht in der Lage, den Konjunktiv zu verwenden, um sich von Aussagen historischer Persönlichkeiten zu distanzieren. Prof. Dr. Bernhardt erläutert, wie im Projekt „Schreiben im Fachunterricht der Sekundarstufe I unter Einbezug des Türkischen“ (SchriFT) versucht wurde, die hierfür erforderlichen Kompetenzen frühzeitig aufzubauen.
Um sensibilisiert für die sprachlichen Herausforderungen der Fächer zu sein und den Schülerinnen und Schülern angemessene Unterstützung bieten zu können, brauchen Lehrkräfte Fortbildungen. Martina Reynders und Dr. Brigitte Schulte sind erfahrene Fortbildnerinnen in BiSS-Transfer. Sie erläutern, welche Inhalte in Fortbildungen zum sprachsensiblen Unterricht nicht fehlen sollten und gehen dabei auch auf das Angebot in BiSS-Blended-Learning ein.
Für die Rubrik „Praxis“ haben wir mit Sabine Rutten gesprochen, die seit vielen Jahren als Lehrkraft mit Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund arbeitet. Sie beantwortete unsere Fragen dazu, wie Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in der Stadt Norderstedt aufgenommen wurden und was die Schule, an der sie arbeitet, unternimmt, damit die Jugendlichen schnell Deutsch lernen.
Dr. Ulrike Behrens stellt in der Rubrik „Forschung“ ihr Forschungsthema zur Alltagsintegrierten Sprachförderung in der Schule vor. Sie erläutert, auf welche Weise Sprachanlässe geschaffen werden sollten, um mündliche Sprachkompetenzen zu fördern.
In den Rubriken „Service“ und „Meldungen“ berichten wir über neue Publikationen und Angebote aus BiSS-Transfer sowie über Neuigkeiten aus dem Trägerkonsortium.